Landsberger Tagblatt

Kaum zu knacken Die Deutschen und ihre Passwörter

Noch ist es nicht zu spät für gute Vorsätze. Wie wäre es mit sicheren Passwörter­n? Wie man sich eine gute Kombinatio­n ausdenkt und merkt – und wie Passwort-Manager helfen

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viele Accounts bei Plattforme­n im Internet hat, kennt das Problem: Für alle das gleiche Passwort zu nutzen, ist unsicher. Wird einer der Accounts gehackt, probieren die Datendiebe das gekaperte Passwort häufig auch bei anderen Plattforme­n aus. So kann auf vielen Konten Schaden entstehen. Darum sollten Verbrauche­r für jeden Account ein eigenes Passwort vergeben – was aber eine Herausford­erung fürs Gedächtnis ist.

„Üblicherwe­ise können sich Leute Passwörter schlecht merken“, sagt Thorsten Strufe, Professor für Datenschut­z und Datensiche­rheit an der TU Dresden. Das führt dazu, dass sie dazu tendieren, schlechte Passwörter zu nutzen, die nicht besonders sicher sind. Dass sich zum Beispiel die Zahlenfolg­e „123456“als Passwort ungebroche­n großer Beliebthei­t erfreut, bleibt auch vielen Kriminelle­n nicht verborgen.

Dieses Dilemma sollen Passwortma­nager lösen. In solchen Programmen speichern Nutzer ihre Passwörter verschlüss­elt ab – ohne das Risiko, sie zu vergessen. Für den Zugriff auf die Passwortli­ste müssen sich Nutzer nur ein einziges Passwort merken: das Masterpass­wort.

Die Vorteile der Manager liegen auf der Hand: Man kann komplexere Passwörter wählen. Außerdem liegen sie alle an einer Stelle gespeicher­t. Genau darin liegt aber auch der große Nachteil, erklärt Ronald Eikenberg von der Fachzeitsc­hrift

c’t: „Es gibt einen Angriffspu­nkt, zum Beispiel für einen Trojaner.“Sobald ein PC mit einer solchen Schadsoftw­are infiziert ist, könne der Trojaner unter Umständen das ausspähen. Dann sind alle in der Datenbank abgespeich­erten Zugangsdat­en in Gefahr.

Die Manager seien ein interessan­tes Angriffszi­el für Hacker, sagt auch Thorsten Strufe: „Dort greifen sie auf einen Schlag viele Passwörter ab.“Im Sommer 2016 gab es zum Beispiel beim Anbieter Lastpass eine kritische Sicherheit­slücke. Anderersei­ts können die Programme dazu beitragen, dass Nutzer für ihre Dienste schwierige­re Passwörter wählen. Einige der Manager nehmen ihren Nutzern das Erfinden von Passwörter­n sogar ab: Sie erzeugen bei Bedarf direkt beim Anmelden auf einer neuen Plattform ein sicheres Passwort und speichern es ab.

Acht Zeichen sollten es mindestens sein

Ihr Masterpass­wort, also den Schlüssel zum Passwort-Safe, müssen sich Anwender aber selbst ausdenken. Damit es als sicher gilt, sollte ein Passwort laut dem Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) mindestens acht Zeichen lang sein, Groß- und KleinWer ● Mehr als ein Drittel der Menschen in Deutschlan­d (37 Prozent) nutzt das

gleiche Passwort für mehrere Online dienste. Das geht aus einer Umfrage des IT Verbands Bitkom hervor. ● Dabei ist Nachlässig­keit bei der Passwortwa­hl sehr gefährlich. Kommen Kriminelle in den Besitz der Zugangsdat­en, haben sie schnell buchstaben sowie Zahlen und Sonderzeic­hen enthalten. Und es sollte nicht im Wörterbuch zu finden sein. Leichte Merksätze helfen beim Erstellen. Etwa: Am Morgen stehe ich um Acht auf und putze mir meine Zähne. Daraus wird gekürzt: AMsiu8a&pmmZ.

„Es gibt eine ganze Menge einfacher Methoden, um sich komplizier­te Passwörter zu merken“, sagt Strufe. Seiner Meinung nach ist das die bessere Variante, anstatt Daten einer Software anzuvertra­uen.

Die Nutzung von Passwortda­tenbanken ist trotzdem weit verbreitet: Laut einer Umfrage von Bitkom Research aus dem Sommer 2016 verwendet rund ein Drittel (34 Prozent) der Internetnu­tzer in Deutschlan­d einen Passwort-Safe.

Die Merkhelfer gibt es in zwei Varianten: offline und online. Bei Offline-Programmen – zum Beispiel KeePass – liegen die Daten auf dem Nutzerrech­ner, während onlinebasi­erte Dienste – zum Beispiel Lastpass oder 1Password – die Datenbank mit den Passwörter­n verschlüss­elt auf einem Server speichern. Der Vorteil der Online-MaMasterpa­sswort Zugriff auf alle Konten – von der E Mail bis zum Onlinebank­ing. ● Die Mehrfachnu­tzer sind allerdings inzwischen in der Minderheit. Denn mehr als jeder zweite Befragte (58 Pro zent) verwendet nach eigenen An gaben für jedes Online Konto ein eigenes Passwort. Dazu raten die Experten auch dringend. (dpa) nager: Nutzer haben recht einfachen Zugriff von allen Geräten – ob Rechner, Tablet oder Smartphone. Offline muss der Nutzer die Passwortda­tei von Hand hin und her kopieren: zum Beispiel, um die Listen von Computer und Smartphone auf dem gleichen Stand zu halten.

Oft lassen sich Passwortma­nager über Plugins genannte Zusatzprog­ramme mit dem Browser verzahnen. Damit können auf vielen Anmeldesei­ten die entspreche­nden Passwörter automatisc­h übernommen werden. Dafür müssen Anwender nur einmal ihr Masterpass­wort eingeben. Das erhöht den Komfort. Andernfall­s muss man das benötigte Passwort beim Login erst im Manager suchen und es von dort in die Anmeldemas­ke der Plattform hineinkopi­eren.

Auf USB-Sticks gepackt, haben Nutzer die Passwort-Datenbanke­n auch unterwegs dabei. Den Stick an einen beliebigen Rechner anzuschlie­ßen, hält Ronald Eikenberg aber für keine gute Idee: Es könnte sein, dass der unbekannte Computer mit Schadsoftw­are infiziert ist.

Eine Alternativ­e zum Passwortma­nager gibt es in Form der klassische­n Papierlist­e. Das sei im Prinzip ähnlich wie ein Passwortma­nager, erklärt das BSI. Und es ist wesentlich sicherer, statt sie als ungesicher­tes Text-Dokument auf dem Computer zu speichern. Allerdings gehört dieser Passwortze­ttel weder an den PC-Monitor noch unter die Tastatur. Dort kann er schnell in falsche Hände geraten. Die Liste liegt besser in einem sicheren Versteck, idealerwei­se in einem Safe.

Tom Nebe, dpa

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Foto: Oliver Berg, dpa Wir müssen leider draußen bleiben: Ein gutes Passwort kann Cyber Kriminelle davon abhalten, in das System einzudring­en.

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