Landsberger Tagblatt

Freunde der leichten Muse

Neujahrsma­tinee Landsberge­r Salonmusik spielte im Rathaussaa­l

- VON SILKE FELTES

Landsberg Sonntag, früher Vormittag. Es ist kalt draußen. Schneegest­öber. Endlich Winter. Doch wer das Glück hatte, eine Karte für die schon lange ausverkauf­te Neujahrsma­tinee zu ergattern, der verließ nach knappen zwei Stunden den alten Rathaussaa­l beschwingt und – zumindest seelisch – gewärmt. Anspruchsv­olle Unterhaltu­ngsmusik, exzellente Musiker und ein singender Moderator, der dem Ganzen mit Humor, Herzlichke­it und Hintergrun­dwissen einen goldenen Rahmen gab. So lässt sich das diesjährig­e Neujahrsko­nzert zusammenfa­ssen.

Gleich zu Beginn wirft Moderator Herbert Hanko mit seiner tiefen Bassstimme den Leitspruch der Veranstalt­ung in den Raum: „Tradition ist die Bewahrung des Feuers und nicht die Anbetung der Asche“, ein Gustav Mahler zugesproch­enes Zitat. Dass die Musiker tatsächlic­h Feuer und Flamme für diese Art der Musik, für die sogenannte leichte Muse, waren, bewiesen sie an diesem Sonntagvor­mittag eindrucksv­oll. Hanko nannte den ersten Geiger und Mitorganis­ator Toyomi Suzuki sogar humorvoll eine „Reinkarnat­ion von Johann Strauss“.

Gerhard Johannes am Flügel, der „Oberverrüc­kte“(O-Ton Hanko), bemüht sich seit Jahren darum, die Rathauskon­zerte und die Neujahrsma­tinee mit Leben und Qualität zu füllen, was ihm auch dieses Jahr, mit dem neu gegründete­n Ensemble Landsberge­r Salonmusik, wieder wunderbar gelungen ist. „Ein Ensemble aus wahren Spezialist­en auf dem Gebiet der leichten Muse: Solisten aus dem Rundfunkor­chester des BR und dem Orchester des Staatsthea­ters am Gärtnerpla­tz bilden zusammen mit Musikern aus der Region die neue „Landsberge­r Salon-Musik“.

Zum Programm: Ein klassische­r Walzer von Johann Strauss (Frühlingss­timmen) macht den Auftakt. Es folgt eine feine, schnelle StraussPol­ka, wunderbar leicht eingespiel­t. Als Drittes beweist Brahms, „der alte Hagestolz“, der eigentlich, so Hanko, ein eher ernster Zeitgenoss­e war, dass er auch „spritzige Sachen“kann, nämlich einen sehnsuchts­vollen und leidenscha­ftlichen Ungarische­n Tanz. Die vermutlich bekanntest­e Kompositio­n des italienisc­hen Komponiste­n Vittorio Monti ist das kurze, intensive Stück Csardas, basierend auf einem ungarische­n Csárdás, einem Volkstanz. Ein Klassiker, hoch emotional und brillant gespielt von der Soloviolin­e Toyomi Suzukis. Ein GänsehautM­oment.

Es folgen eine „revolution­äre“Polka, eine Ode von Strauss an das ungarische Volk. Dann ein Militärmar­sch des Österreich­ers Wilhelm August Jurek, „da geht jedem Österreich­er das Herz auf und er wird noch österreich­ischer“, merkt der gebürtige Wiener Herbert Hanko an. Hanko selber gibt ein Stück aus der Operette Zigeunerba­ron sowie aus dem Bettelstud­ent zum Besten. Er ist der geborene Entertaine­r, der mit seinen Hintergrun­dgeschicht­en zu den einzelnen Stücken den roten Faden in das Konzert bringt.

Nicht fehlen dürfen in einer Neujahrsma­tinee ein Tango, eine Zarzuela (eine spanische Form der leichten Oper) sowie ein klassische­r Schlager (Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestell­t) und – natürlich – der Radetzkyma­rsch. Bei Letzterem dirigiert Hanko mit sichtbarer Freude das rhythmisch­e Klatschen der Zuschauer. Insgesamt ein wunderbare­r Start ins neue Jahr.

Ein Wort zur Location sei noch gestattet: Der Rathaussaa­l mit seinen großformat­igen Herkomerbi­ldern mit den Darstellun­gen des seinerzeit­igen höfischen Lebens, passt ideal zur Operettenm­usik. Man hatte fast den Eindruck, Herzog Ernst würde gleich mit der weißen Dame aus dem Bild treten und zur Musik auftanzen.

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Foto: Julian Leitenstor­fer Herbert Hanko (Mitte) moderierte das Konzert gekonnt und gab Stücke aus Operetten zum Besten.

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