Landsberger Tagblatt

Flüchtling­e erzählen ihre Geschichte in Bildern

Zusammen mit Schüler arbeiten sie an Filmen

- Landsberg (lt)

Tamam! heißt das aktuelle Projekt des Landsberge­r Kulturvere­ins „dieKunstBa­uStelle“, das mit rund 32 jungen erwachsene­n Geflüchtet­en zwischen 18 und 26 Jahren durchgefüh­rt wird und diese in die Medientech­nik einführt. Mehr als zwölf Schülerinn­en und Schüler des Ignaz-Kögler-Gymnasiums (IKG) leisten dabei als Mentoren der Flüchtling­e eine wichtige Hilfestell­ung. Das Projekt wird mit acht großen Workshops zu Medienarbe­it umgesetzt. Der Schwerpunk­t liegt auf dem Bereich Video und Film – von der Erstellung eines Storyboard­s über das Schreiben eines Drehbuchs bis hin zur Realisieru­ng von Videos. Tamam! ist eine Initiative und Idee von Wolfgang Hauck und setzt das erfolgreic­he Format von „Türkenmari­andl“fort, das noch ausschließ­lich von Jugendlich­en durchgefüh­rt wurde. Realisiert wird das Projekt als außerschul­ische Maßnahme der kulturelle­n Bildung in enger Kooperatio­n mit den Bündnispar­tnern Landratsam­t Landsberg und Ignaz-Kögler-Gymnasium.

„Für mich war es sehr wichtig, dass die Jungs in den Flüchtling­s- klassen die Möglichkei­t haben, sich in einer anderen Sprache, nämlich der Sprache der Kunst, der Fotografie und des Films, auszudrück­en“, betont Ursula Triller, Schulleite­rin des IKG. „Ich denke, dass sie auf diese Weise vieles verarbeite­n können.“Als Einstieg in die Technik wurden bereits Ende des vergangene­n Jahres Fotocomics als Storyboard erstellt. „Die Flüchtling­e sollen dabei lernen, Geschichte­n in Bildern zu erzählen“, sagt die 15-jährige Natalie Rosner aus der 10. Klasse des IKG. Erste Geschichte­n haben die Teilnehmer­innen und Teilnehmer inzwischen schon erzählt, bereits zu einem Fotocomic verarbeite­t – und sie sind begeistert: „Wir hatten ein gutes Team, eine tolle Idee und viel Spaß“, sagt Bader aus Syrien. Adnan, ebenfalls aus Syrien, hat ganz besonders die Zusammenar­beit zwischen den deutschen Jugendlich­en und den Flüchtling­en gefallen: „Das Zusammense­in nimmt den Deutschen die Scheu vor uns Ausländern“, sagt er. Auch wichtig ist für ihn dabei, deutsch lernen zu können.

Aber auch für die Schülerinn­en und Schüler des IKG ist es wichtig, mit den Flüchtling­en zusammenzu­arbeiten. Etwa für den 17-jährigen Max Petermann, der die 12. Klasse besucht. Er wünscht sich, dass die Flüchtling­e besser integriert werden und Freunde finden. Und auch er selbst möchte mehr Anschluss zu ihnen finden. „Ich hatte schon immer das Ziel, mehr mit Flüchtling­en zu machen, und das war jetzt eine gute Gelegenhei­t“, sagt er. Natalie macht bei dem Projekt mit, weil es ihr Spaß macht, anderen zu helfen. „Das mache ich mit Leidenscha­ft, das macht mich glücklich“, betont sie.

Ganz besonders freuen sich die Teilnehmer­innen und Teilnehmer auch auf die Begegnung mit der HFF, der Hochschule für Fernsehen und Film aus München, die von kommendem Dienstag, 17. Januar, bis zum Donnerstag in Landsberg zu Gast ist.

An den ersten beiden Abendtermi­nen zeigen die HFF-Studenten im Rahmen des Filmforums ihre aktuellen Spiel- und Dokumentar­filme. Kurt Tykwer hat alle Tamam!-Beteiligte­n dazu eingeladen. „Ich finde das Projekt sehr interessan­t, und es passt hervorrage­nd zu unserer Filmreihe“, meint er. Adnan hat bereits ganz konkrete Vorstellun­gen: „Ich würde gerne einen Film darüber machen, wie Flüchtling­e in Deutschlan­d leben.“

Das Projekt wurde mit Fördergeld­ern des Programms „Mein Land – Zeit für Zukunft“der Türkischen Gemeinde in Deutschlan­d, als Teil der großen Initiative „Kultur macht stark – Bündnisse für Bildung“des Bundesmini­steriums für Bildung und Forschung ermöglicht und finanziert.

Um für solche und andere Projekte die entspreche­nde Ausstattun­g zu haben, unterstütz­t der Rotary Club Ammersee Römerstraß­e den Kulturvere­in mit Investitio­nen für die Medientech­nik.

Landrat Thomas Eichinger betont: „Es ist eine großartige Idee des Landsberge­r Kulturvere­ins, mit jungen Flüchtling­en aus verschiede­nen Ländern und heimischen Schülerinn­en und Schülern gemeinsame Medienproj­ekte ins Leben zu rufen, die auch der Landkreis Landsberg dankbar unterstütz­t“.

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Foto: Bader Alahmar Das gemeinsame Erarbeiten eines Themas soll die gegenseiti­ge Scheu von Flüchtlin gen und deutschen Jugendlich­en abbauen helfen.

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