Der Verdruss mit dem Sportdirektor
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) genießt unter Arbeitsuchenden einen ausgezeichneten Ruf. Die Gehälter sind übertariflich, das Renommee ist hoch und der Arbeitsplatz so sicher wie die nächste Meisterschaft des FC Bayern. Der DFB hat noch nie einen Bundestrainer entlassen. Auf seine Art altmodisch stellt sich der größte Einzelverband der Welt mit seinen über sechs Millionen Mitgliedern damit ungerührt gegen das branchenübliche Heuern und Feuern. In der Fußballwelt erntet er dafür höchstes Ansehen.
Da passt es umso weniger ins Bild der großen deutschen Fußballfamilie, dass an einer zentralen Stelle ein verstörendes Kommen und Gehen stattfindet. Der Posten des Sportdirektors ist eine Durchgangsstation. Nach Matthias Sammer und Robin Dutt verabschiedete sich nun auch Hansi Flick. Flick hat es zweieinhalb Jahre ausgehalten, Dutt nicht einmal zwei.
Dabei galten der ehrgeizige Sammer und der selbstbewusste Stratege Dutt anfangs als Idealbesetzung. Die Berufung des zurückhaltenden Praktikers Flick dagegen begleiteten von Beginn an Zweifel. Ob sich der LöwAssistent beim Entwickeln von Strategiepapieren für DFB-Nachwuchsteams genauso wohl fühlen würde wie auf dem Trainingsplatz? Zudem scheute der brave Hansi öffentliche Auftritte und Reden abseits von Taktikgesprächen. Flick war eine Besetzung in alter DFB-Tradition, aber keiner, der den Posten des Sportdirektors mit neuem Leben erfüllt hat. Dabei hat der Job, den Joachim Löw 2006 im DFB-Präsidium durchgedrückt hat, genau das nötig.
Momentan hängt der Sportdirektor irgendwo zwischen der Nationalmannschaft und dem medienbewussten Präsidenten Reinhard Grindel. Da bleibt auch für entschlossenere Typen als Flick wenig Raum, Profil zu entwickeln.
Andererseits ist die Arbeit des Sportdirektors für eine erfolgreiche Zukunft der Nationalelf unerlässlich. Er muss die Linie in den Nachwuchsteams festlegen und für eine durchgängige Spielphilosophie sorgen. Mit einem modernen Nachwuchskonzept hat der DFB zur Jahrtausendwende seine dunklen Zeiten hinter sich gelassen. Deshalb bedarf der Posten, statt dessen Inhaber am langen Arm verhungern zu lassen, einer Aufwertung. Durch den eckigen Horst Hrubesch als kurzzeitigem FlickNachfolger findet sie freilich nicht statt. Hrubesch ist als DFB-Sportdirektor nicht einmal eine Übergangslösung.