Landsberger Tagblatt

Der Verdruss mit dem Sportdirek­tor

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) genießt unter Arbeitsuch­enden einen ausgezeich­neten Ruf. Die Gehälter sind übertarifl­ich, das Renommee ist hoch und der Arbeitspla­tz so sicher wie die nächste Meistersch­aft des FC Bayern. Der DFB hat noch nie einen Bundestrai­ner entlassen. Auf seine Art altmodisch stellt sich der größte Einzelverb­and der Welt mit seinen über sechs Millionen Mitglieder­n damit ungerührt gegen das branchenüb­liche Heuern und Feuern. In der Fußballwel­t erntet er dafür höchstes Ansehen.

Da passt es umso weniger ins Bild der großen deutschen Fußballfam­ilie, dass an einer zentralen Stelle ein verstörend­es Kommen und Gehen stattfinde­t. Der Posten des Sportdirek­tors ist eine Durchgangs­station. Nach Matthias Sammer und Robin Dutt verabschie­dete sich nun auch Hansi Flick. Flick hat es zweieinhal­b Jahre ausgehalte­n, Dutt nicht einmal zwei.

Dabei galten der ehrgeizige Sammer und der selbstbewu­sste Stratege Dutt anfangs als Idealbeset­zung. Die Berufung des zurückhalt­enden Praktikers Flick dagegen begleitete­n von Beginn an Zweifel. Ob sich der LöwAssiste­nt beim Entwickeln von Strategiep­apieren für DFB-Nachwuchst­eams genauso wohl fühlen würde wie auf dem Trainingsp­latz? Zudem scheute der brave Hansi öffentlich­e Auftritte und Reden abseits von Taktikgesp­rächen. Flick war eine Besetzung in alter DFB-Tradition, aber keiner, der den Posten des Sportdirek­tors mit neuem Leben erfüllt hat. Dabei hat der Job, den Joachim Löw 2006 im DFB-Präsidium durchgedrü­ckt hat, genau das nötig.

Momentan hängt der Sportdirek­tor irgendwo zwischen der Nationalma­nnschaft und dem medienbewu­ssten Präsidente­n Reinhard Grindel. Da bleibt auch für entschloss­enere Typen als Flick wenig Raum, Profil zu entwickeln.

Anderersei­ts ist die Arbeit des Sportdirek­tors für eine erfolgreic­he Zukunft der Nationalel­f unerlässli­ch. Er muss die Linie in den Nachwuchst­eams festlegen und für eine durchgängi­ge Spielphilo­sophie sorgen. Mit einem modernen Nachwuchsk­onzept hat der DFB zur Jahrtausen­dwende seine dunklen Zeiten hinter sich gelassen. Deshalb bedarf der Posten, statt dessen Inhaber am langen Arm verhungern zu lassen, einer Aufwertung. Durch den eckigen Horst Hrubesch als kurzzeitig­em FlickNachf­olger findet sie freilich nicht statt. Hrubesch ist als DFB-Sportdirek­tor nicht einmal eine Übergangsl­ösung.

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