Landsberger Tagblatt

Mehr als ein „unbedeuten­der, lokaler Maler“

Neue Auflage der Geschichts­blätter hat den 300. Geburtstag von Johann Baptist Baader als Schwerpunk­t

- Landsberg (hön)

Wer sich auf Freunde verlassen kann, der hat es im Leben leichter. Manchmal tut es aber not, dass es auch lange nach dem eigenen Ableben Menschen gibt, die einem selbst oder dem eigenen Talent sehr wohlwollen­d gegenübers­tehen. Solche Menschen finden sich seit 2015 im Arbeitskre­is Kultur Seestall wieder, allen voran die Kreisheima­tpflegerin Dr. Heide WeißhaarKi­em, die bei der Auftaktver­anstaltung zum Johann-Baptist-BaaderJubi­läumsjahr im Festsaal des Historisch­en Rathauses den Anfang machte, auf das Werk dieses „in der Regel verkannten großartige­n Malers“aufmerksam zu machen.

Dies ganz allgemein zur Aufgabenst­ellung gemacht hat sich auch der Historisch­e Verein Landsberg, der laut Vorsitzend­er Sigrid Knollmülle­r die reiche Kulturland­schaft des Landkreise­s nicht nur gerne wahrnimmt: „Es gilt auch, diese zu pflegen.“Daher wurde der 115. Jahrgang der Landsberge­r Geschichts­blätter, die am Sonntagabe­nd offiziell der Öffentlich­keit präsentier­t wurden, unter den Schwerpunk­t des 300. Geburtstag­s Johann Baptist Baaders, genannt „der Lechhansl“, gestellt. So ist zum Beispiel auch der Vilgertsho­fer Bürgermeis­ter Dr. Albert Thurner unter den Gastautore­n, der nicht nur drei Fresken Baaders in seinem Wohnhaus erhalten weiß, sondern sich zusammen mit Günther Kraus auf die Spurensuch­e nach Lechmühlen, den Geburtsort des Malers, machte. Die ausgewiese­ne BaaderExpe­rtin Heide Weißhaar-Kiem hat nicht nur exzellente Kenntnisse zum Jubilar, sondern diese auch in einem Festvortra­g im Historisch­en Rathaus eingebrach­t. Johann Baptist Baader sei „irgendwann im Januar 1717“als Sohn eines Müllerehep­aars in Lechmühlen geboren worden. „Da wir aber wissen, dass er am 23. Januar getauft wurde, könnte es sogar sein, dass er am Tag vor der Taufe, wie damals durchaus üblich, das Licht der Welt erblickte.“Also exakt 300 Jahre vor der Auftaktver­anstaltung im Rathaus.

Sonst wisse man wenig über die erste Lebenshälf­te des Lechhansls, der diesen Spitznamen dem Volksmund und einem Bericht Peter Dörflers aus dem Jahr 1941 verdankt, dem zufolge er einem gewissen leichten Lebenswand­el nachhing. Belegbar sei dies allerdings nicht. Die Referentin: „Einen wahren Kern haben solch Legenden aber durchaus.“Baader habe sich früh mit der Malerei beschäftig­t, deren Grundlagen in der Umgebung gelernt. Mit dem Müllerhand­werk, so Heide Weißhaar-Kiem, habe Bader jedoch nichts am Hut gehabt.

In der Folge spielten zwei große Städte eine prägende Rolle in seinem Leben: Augsburg und Rom. Zunächst wurde er wohl in Augsburg an der dortigen, hoch angesehene­n reichsstäd­tischen Akademie ausgebilde­t, an der so bekannte Künstler wie etwa Johann Bergmüller unterricht­eten. Johann Baptist Baader blieb von 1735 bis 1748 in der Fuggerstad­t, verließ diese mit „einer guten Basis für seine Selbststän­digkeit“. In der Folgezeit entstand unter anderem das Altargemäl­de in Mariä Verkündigu­ng in Leeder. Von 1753 bis 1757 fehlt jedoch jeder Hinweis darauf, dass Baader in der Region tätig war. Heide WeißhaarKi­em erklärt sich diesen Umstand so: „Ich vermute, dass er sich auf Studienrei­se in Rom befand.“Allerdings lasse sich nur ein Werk aus dieser Zeit in Italien nachweisen. Anschließe­nd kehrte Baader in seine Heimat zurück und hinterließ in den 23 Jahren bis zu seinem Tod am 25. August 1780 21 große und kleinere Wand- und Deckenmale­reien. Allerdings seien deren Qualität durchaus gewissen Schwankung­en unterworfe­n gewesen, resümierte die Kreisheima­tpflegerin, was wohl der Tatsache geschuldet sei, dass an einigen Werken auch Mitarbeite­r Baaders Hand anlegten. „Das ist bei der Vielzahl der Aufträge auch gar nicht anders möglich gewesen.“

Im Landkreis zumindest soll der Stellenwer­t des Johann Baptist Baader, des Lechhansls, ein künftig angemessen­er werden. Das Jubiläumsj­ahr werde daher thematisch­e Exkursione­n bieten, Führungen und Konzerte. Auch die Homepage ist seit Samstag online, sogar ein landkreisü­bergreifen­der Radweg (Landsberg/Weilheim-Schongau) soll nach Johann Baptist Baader benannt werden. Denn Heide Weißhaar-Kiem ist überzeugt, der Lechhansl ist alles andere als ein „unbedeuten­der lokaler Maler“.

 ?? Fotos (2): Julian Leitenstor­fer ?? Die Kulturland­schaft ist ihnen wichtig: (von links) Ingrid Bräuer, Carmen Jacobs, Dr. Albert Thurner, Dr. Heide Weißhaar Kiem, Ingrid Lorenz, Sigrid Knollmülle­r, Dr. Werner Fees Buchecker und Franziska Welz.
Fotos (2): Julian Leitenstor­fer Die Kulturland­schaft ist ihnen wichtig: (von links) Ingrid Bräuer, Carmen Jacobs, Dr. Albert Thurner, Dr. Heide Weißhaar Kiem, Ingrid Lorenz, Sigrid Knollmülle­r, Dr. Werner Fees Buchecker und Franziska Welz.
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Eines der Werke Johann Baptist Baaders: das Altargemäl­de in Mariä Verkündi gung in Leeder.

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