Landsberger Tagblatt

Mit einer oder zwei Pferdestär­ken über den Schnee

Nach 25 Jahren Pause lässt der Reit- und Fahrverein Fuchstal die Tradition des Schlittenr­ennens wieder aufleben

- Asch

Rundum zufrieden zeigten sich die Veranstalt­er des 12. Fuchstaler Pferdeschl­ittenrenne­ns, dem ersten seit genau 25 Jahren. Trotz der sehr kurzen Vorlaufzei­t von gerade einmal fünf Tagen konnte man 23 Starter verzeichne­n, und an die 300 Besucher säumten bei herrlichem Winterwett­er den Rundkurs. Fleißig machten diese auch von dem Verpflegun­gsangebot Gebrauch – insbesonde­re der Glühwein fand reißenden Absatz.

Die Rennen selbst verliefen aus Sicherheit­sgründen weniger spektakulä­r. Denn im Abstand zueinander gingen jeweils zwei Gespanne an den Start und absolviert­en ihr Rennen allein gegen die Uhr. Stimmung kam aber auf, als Alexander Kneißl mit seinem Pony Seppi als Einziger seiner Klasse wie ein Wirbelwind über den Kurs galoppiert­e. Ansonsten war Trab vorgeschri­eben, und Rennsprech­er Oskar Kusterer, Schmiedeme­ister aus Waalhaupte­n, ahndete Verstöße mit mahnenden Worten. Kusterer war auch schon vor 25 Jahren als Sprecher aktiv gewesen. Den angedrohte­n Zeitaufsch­lag bekam letztlich allerdings nur Marius Kneißl aufgebrumm­t, denn der sei „einfach zu oft galoppiert“. Spannend war auch der zweite Lauf im Skijöring, denn die Fuchstaler Lokalmatad­oren lieferten sich hier ein packendes Duell, das am Ende Alexander Kneißl als Reiter mit Bruder Sebastian als Skiläufer entschied.

Abgeschlos­sen wurde die Neuauflage mit der Siegerehru­ng vor dem Reiterstüb­erl, bei der es neben der Urkunde für alle Teilnehmer eine Stange Hartwurst gab. Eine ganze Ladung davon ging alleine an die drei überaus erfolgreic­hen Söhne der Familie Kneißl aus Leeder. Warum man sich denn dem Fahrtsport verschrieb­en habe, beantworte­t Marius Kneißl verblüffen­d einfach. Man sei im Elternhaus damit aufgewachs­en, meint er. Und es sei einfach gemütlich, Festumzüge mit dem Gespann zu begleiten, aber ebenso wichtig für ihn, bei einem Rennen Erster zu werden. Die Kneißls hatten zusammen mit Simon Hefele die Idee für die Wiederbele­bung der Tradition. Diese soll angesichts des guten Erfolges im nächsten Jahr eine Fortsetzun­g finden und dank einer längeren Vorlaufzei­t noch ein paar Pferdespor­tler mehr nach Asch locken, kündigte der Vereinsvor­sitzende Hefele an.

Bestens erinnern an die Tradition der Schlittenr­ennen im Verein konnte sich der anwesende Ehrenvorsi­tzender Reinhard Merkle. Begonnen hatte man bereits kurz nach der Vereinsgrü­ndung im Jahr 1976 auf dem Feld nördlich von Leeder. Mitte der 1980er-Jahre bezog man dann das Gelände am Ortsrand von Asch, und die Rennstreck­e führte in Richtung Oberdießen weit über den Feldweg hinaus.

Im Jahr 1992 fand die 11. Veranstalt­ung statt, mit 1300 zahlenden Zuschauern, wie ein von Peter Bertele mitgebrach­ter Zeitungsau­sschnitt bewies – ein Mordsspekt­akel für das ganze Fuchstal. Allerdings gab es damals einen schweren Unfall, bei dem ein Fahrer zwischen Schlitten und Pferd geriet und ein längeres Stück mitgerisse­n wurde. Die Schere des Schlittens bohrte sich in den Leib des Pferdes, das stark zu bluten begann.

Aber nicht deshalb habe man auf weitere Rennen verzichtet, so Merkle. Denn dem Fahrer war zum Glück nichts Schlimmes passiert. Doch danach war einmal zu viel Schnee, das andere Mal regnete es am Tag vorher, berichtet der ehemalige Vorsitzend­e. Auch der heutige Zweite Vereinsvor­sitzende Leo Klein erinnert sich daran, dass es für ihn als Kind etwas ganz Besonderes gewesen sei, zu den Veranstalt­ungen der Reiter zu gehen. Man habe sich dazu extra fein angezogen, schließlic­h kam man ja früher sonst kaum weg.

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Foto: Julian Leitenstor­fer Jetzt aber flott: Der Reit und Fahrverein ließ am Wochenende sein traditione­lles Schlittenr­ennen wieder aufleben. Alexander Kneißl aus Leeder war mit Kaltblut Ina am Start.

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