Das Bäuerliche verschwindet
Ein großer Teil des Uttinger Gemeinderates bedauert, dass erneut ein altes Anwesen, dieses Mal in der Hofstattstraße, abgerissen wird
Utting Erneut wird in Utting ein altes Bauernhaus durch Abriss für immer verloren gehen und ein Straßenzug nach und nach seinen bäuerlichen Charakter verlieren. Der Gemeinderat genehmigte den Abbruch des Nebel-Anwesens in der Hofstattstraße sowie den Bau eines modernen Hauses mit großen Glasflächen, das entgegen der in diesem Straßenzug typischen Bebauung mit der schmalen Seite, also dem Giebel zur Straße geplant ist.
Mit einer Länge von etwa 20 Metern zieht es sich auf dem stark abfallenden Gelände des rund 1800 Quadratmeter großen Grundstücks in Richtung Tal des Lebens. In diese Richtung verläuft auch ein Steg mit den Maßen 2,5 mal knapp 13 Meter. Dem Geländeverlauf geschuldet erscheint das Haus von Westen mit einer Firsthöhe von zwölf Metern und einer Wandhöhe von knapp elf Metern hoch. Jedoch, so führte Bettina Riegg vom gemeindlichen Bauamt aus, erfolge die Beurteilung der Geschossigkeit von der Straßenseite aus. Hier ist sowohl die Wand- als auch die Firsthöhe deutlich niedriger. Mit einer Neigung von lediglich 17 Prozent bleibt das Dach flacher als die Umgebungsbebauung.
Insbesondere Florian Hoffmann und Matthias Hornsteiner (beide LW) gefiel die schmale und flache Bauweise. Florian Münzer (GAL) verweigerte jedoch seine Zustimmung: „Die freundliche Staffelung von Häusern, die sich aneinanderreihen, wird dann nicht mehr vorhanden sein.“Er befand es als tragisch, dass ein jahrhundertealtes Gebäude durch ein ultramodernes, wie es nördlich davon im ähnlichen Stil bereits besteht, ersetzt wird. Auch Karl Sauter (CSU) bedauerte, dass erneut ein altes Haus verloren geht. „Schritt für Schritt verliert Utting seinen Charakter. Bald ist keine alte Substanz mehr da.“Als gutes Beispiel für die Sanierung von Bauernhäusern führte er Hofstetten an. In Utting habe man hierfür einen Preis ausgelobt, aber offensichtlich reiche das nicht aus. Er plädierte dafür, mittels Diskussionen in der Bevölkerung ein Bewusstsein für die alten Gebäude zu schaffen.
Hoffmann hielt dagegen: „Der Wille der hier lebenden Menschen ist offensichtlich ein anderer, als wir im Ortsentwicklungskonzept festgelegt haben.“Abgerissen wird auch das alte Backhaus, in dem über vier Generationen hinweg Brot gebacken wurde. Das Denkmalamt habe es begutachtet und für nicht schützenswert befunden, hieß es.
Ein nach der am Ratstisch vertretenen Auffassung weniger schmerzlicher Abriss wird voraussichtlich auch in der Mühlstraße 8 erfolgen. Hier geht es um ein Wohnhaus aus den 1970er-Jahren. Das einstmals große Grundstück drumherum wurde inzwischen in sechs Parzellen und eine Stichstraße aufgeteilt. Davon befinden sich fünf im Innenbereich, eines im Außenbereich. Einer Voranfrage für ein Einfamilienhaus als Nachfolgebebauung stand der Gemeinderat einheitlich positiv gegenüber.