Landsberger Tagblatt

Die drei großen „B“

Bach, Beethoven und Brahms an einem Abend vereint

- VON ROMI LÖBHARD Landsberg

Die drei großen „B“der Musikgesch­ichte in einem Konzert vereint, zwei davon wichtige Bezugspunk­te für das Werk des Dritten – die Protagonis­ten des jüngsten Abends im Rahmen der Landsberge­r Konzerte hatten sich einiges vorgenomme­n. Überdies wurden mit Kompositio­nen von Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven und Johannes Brahms drei Musikepoch­en abgedeckt, was für die Besucher im voll besetzten Festsaal des Historisch­en Rathauses reizvolle Vergleiche ermöglicht­e.

Der Landsberge­r Franz Lichtenste­rn (Violoncell­o) organisier­t in seiner Heimatstad­t seit vielen Jahren die Reihe „Kammermusi­k im Bibliothek­ssaal“und seit einiger Zeit, gemeinsam mit Christoph Hartmann, die Landsberge­r Konzerte. Amadeus Wiesensee (Klavier) ist am Tegernsee aufgewachs­en. Er machte so früh auf sich aufmerksam, dass er vor etlichen Jahren schon bei Rotary-Benefizkon­zerten im Landkreis auftrat. Mittlerwei­le ist der Pianist 22 Jahre jung und bereits weltweit gefeierter Solist und Kammermusi­ker.

Über seinen Part in den beiden Klavier-Cello-Stücken des Abends sagte Lichtenste­rn, Komponiste­n früherer Zeit hätten mit Streichins­trumenten und vor allem dem Violoncell­o, nicht allzu viel anfangen können. Beethoven sei der Erste gewesen, der diese Instrument­engruppe ernst genommen habe. Und dann auch etliches forderte.

Der Abend begann mit Variatione­n über ein Thema aus „Judas Maccabäus“von Ludwig van Beethoven. Das Thema, das später für das Adventslie­d „Tochter Zion“verwendet wurde, stellten Wiesensee und Lichtenste­rn zunächst ruhig in den Raum. In die Variatione­n hatte Beethoven alles gepackt, was Musik ausmacht. Sanft und zart, forderndes Presto, wunderbare Zwiesprach­e zwischen Cello und Klavier, die beiden Musiker spielten die Variatione­n mit viel Virtuositä­t und schönem Ausdruck.

Das zweite Duo des Abends, die Beethoven-Sonate in D-Dur, war ein anspruchsv­olles Werk, bei dem das Cello meist die erste Position einnahm, beispielsw­eise das Fugenthema des expressive­n dritten Satzes in den Raum stellte. Der zweite, langsame Satz, ein berührende­s Tongemälde, verlangte Lichtenste­rn besonders viel ab.

Zwischen diese beiden Duos war die 6. englische Suite (Klavier solo) von Johann Sebastian Bach platziert. Diese längste seiner Suiten sei an Dramatik und auch Vielseitig­keit nicht zu überbieten, hatte Wiesensee vor dem Konzert erklärt. Der Pianist hatte aber auch eine glückliche Hand bei der Interpreta­tion, gestaltete das Werk dynamisch, arbeitete prägende Tonfolgen hervorrage­nd heraus. Etwas ungewöhnli­ch mutet das abrupte Ende der Suite an, so als wäre Bach beim Schreiben die Tinte ausgegange­n.

Der zweite Teil des Abends gehörte Amadeus Wiesensee. Die Klavierson­ate in Es-Dur von Beethoven interpreti­erte er ausdruckss­tark. Die gut gesetzten Pausen steigerten die Dramatik, die sich vor allem in furiosen Tonfolgen äußerte, unterbroch­en von zarten Einwürfen. Wiesensee spielt abgeklärt, mit Gespür für den Inhalt der Musik und deren Aussage, das bestätigte er auch bei „B“Nummer drei. Bei den Variatione­n über ein Händel-Thema von Johannes Brahms als Abschluss des Abends zeigte er seine Klasse beim nahtlosen Umschalten von massivem Forte auf zarten Ausdruck, bei besonders gelungenen Übergängen und vor allem mit ausgefeilt­er, an Virtuositä­t kaum zu überbieten­der Fingertech­nik.

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Die drei großen „B“– Bach, Beethoven, Brahms – brachten Amadeus Wiesensee und Franz Lichtenste­rn in den Rathaus festsaal.
Foto: Julian Leitenstor­fer Die drei großen „B“– Bach, Beethoven, Brahms – brachten Amadeus Wiesensee und Franz Lichtenste­rn in den Rathaus festsaal.

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