Englisch lernen kann man auch im Stall
Eva-Maria Nigl hat mit Voltigieren begonnen, doch inzwischen ist die 16-jährige Realschülerin als Springreiterin sehr erfolgreich
Pestenacker „Das Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde“– hätte nicht der Schriftsteller Friedrich von Bodenstedt dieses Zitat in die Welt gebracht, hätte es mit Sicherheit Eva-Maria Nigl getan. Die 16-jährige Realschülerin aus Pestenacker liebt Pferde über alles und hat ihr noch junges Leben ganz und gar diesen Tieren verschrieben.
Kein Wunder – dieses Faible hat ihr wohl Mama Diana Oswald-Nigl in die Wiege gelegt, die selbst im Voltigieren erfolgreich war und ihre älteste Tochter bereits eine Woche nach deren Geburt mit zum Voltigier-Training nahm.
Dass Eva-Maria, die zurzeit die 9. Klasse an der Mädchenrealschule in Dießen besucht, auch irgendwann das Voltigieren für sich entdeckte, schien nur eine Frage der Zeit. „Wir haben aber nie in irgendeiner Form Druck ausgeübt“, sagt Mama Diana. Und Eva-Maria ergänzt: „Ich mag Sport, und noch mehr mag ich Pferde, und deshalb war das noch nie eine Pflicht für mich, sondern immer Freude und Spaß.“Mama Diana geht sogar noch einen Schritt weiter: „Für Eva-Maria ist das kein Hobby, sondern echte Leidenschaft.“
Zum ersten Mal geritten ist EvaMaria mit sechs Jahren, auf Felix, einem Pony aus dem Nachbarort. Mit dem Voltigieren, also dem „Turnen auf dem sich bewegenden Pferd“hat sie mit ungefähr acht Jahren begonnen, erinnert sich die 1,74 Meter große junge Dame zurück. „Damals war ich die 3. Etage“, erzählt sie. Es habe unheimlich Spaß gemacht, durch die Luft gewirbelt zu werden. Angst vor Stürzen und Verletzungen? Fehlanzeige. „Das gehört dazu, und blaue Flecken waren an der Tagesordnung“, lacht Eva-Maria.
Inzwischen hat sie das Voltigieren allerdings gegen das Springreiten eingetauscht. Naja, so ganz stimmt das auch wieder nicht: Denn als Voltigier-Trainerin gibt sie ihre Erfahrungen an den Nachwuchs weiter, der mit sieben bis 14 Jahren nicht viel jünger ist als sie selbst.
Zurzeit gibt es zwei Pferde, mit denen die junge Reiterin mit ihrer Mama durch die Lande von Turnier zu Turnier reist: Casimir, ein siebenjähriges Pony, und Ulexit, ein sechsjähriges bayerisches Warmblut. Vor allem Ulexit soll Eva-Ma- ria in den nächsten Jahren von Erfolg zu Erfolg tragen.
Und die Zeichen stehen gut, denn der Wallach mit einem Stockmaß von 1,70 Metern und seine Reiterin entpuppen sich schon jetzt als perfektes Team. „Ulexit haben wir mit ein bisschen Erfahrung bekommen“, erinnern sich Mutter und Tochter und geraten beide ins Schwärmen: „Ulexit ist ein Pferd mit Zukunft“, sind sie überzeugt, was auch Experten am Rande der Turniere immer wieder betonen. Und auch für Eva-Maria sehen viele eine erfolgreiche Zukunft auf dem Pferderücken. „Es gibt viel Lob für Eva-Maria darüber, was sie mit Casimir in dem einen Jahr, in dem sie ihn reiten durfte, schon alles geschafft hat.“
Mit Casimir war und ist die Springreiterin erfolgreich. Silber holte sie beim Landes-Ponyturnier in Kreuth in der Klasse A** mit der Mannschaft des FC Scheuring/SVG Langerringen und beim schwäbischen Ponypreis erreichte Eva-Maria mit Casimir den 3. Platz, nachdem sie sich an vier Qualifikationsturnieren sowie einem finalen Ritt gegen die Konkurrenz durchsetzen konnte, und wurde in den Kader des Reit- und Fahrverbandes Schwaben aufgenommen.
Es vergeht kaum ein Tag im Leben der 16-Jährigen, den sie nicht auf dem Rücken eines Pferdes verbringt. Bis zu 15 Turniere standen im vergangenen Jahr in ihrem Terminkalender. Dazu kommt ihre Verpflichtung als Voltigier-Trainerin und die Arbeit mit ihrem Liebling Ulexit, der so gut wie jeden Tag bewegt werden will.
Zu schlechtes Wetter, um mit ihrem Liebling auszureiten, kennt sie nicht und mit dem Lerndruck, den der Schulalltag mit sich bringt, kann Eva-Maria Nigl gut umgehen. „Wenn es sein muss, sitze ich auch mit dem Englisch-Buch im Stall auf meinem Pferd“, erzählt Eva-Maria lachend.
Die Pferde sind zwar ihr Lebensmittelpunkt, ein ordentlicher Schulabschluss und eine Berufsausbildung sieht der Teenager jedoch als sehr wichtig an. Zwar hat Eva-Maria noch keine genauen Vorstellungen davon, wo die berufliche Reise hingehen soll, sie weiß aber, dass es „mit Sport oder Kunst zu tun haben sollte“.
Ohne die Unterstützung durch Mama Diana, Papa Christian und Schwester Ann-Katrin (15 Jahre alt und begeisterte Fußballerin, die sogar beim FC Bayern aktiv war) wäre es ihr nicht möglich, ihre Leidenschaft so intensiv auszuleben, das weiß Eva-Maria nur zu gut. „Und ohne die große Unterstützung und das Sponsoring durch meinen Onkel Manfred Oswald, der Bauunternehmer hier in Weil ist, ginge das auch nicht“, freut sie sich.
Und noch einem Menschen möchte die junge Reiterin Danke sagen: Jakob Mair, Pferdewirtschaftsmeister aus Langerringen, mit dem sie seit zwei Jahren erfolgreich zusammenarbeitet, und der ein gutes Stück dazu beigetragen hat, dass Ulexit und Eva-Maria sich gefunden haben. Ulexit stammt im Übrigen aus einer bayerischen Warmblutzucht in Jengen. Und geht es nach den Vorstellungen der jungen Reiterin, werden sie und ihr Pferd „für immer“zusammen bleiben, ähnlich wie Mama Diana und ihr Winnetou, der als Sechsjähriger kam und heute, mit stolzen 26 Jahren, noch immer im Stall der Familie Oswald-Nigl zu Hause ist.