Geometrie im Rausch
Die Galerie Stenzel präsentiert Druckgrafiken von Victor Vasarely
Seefeld Wer kennt sie nicht, die bewegten, geometrischen Bilder von Victor Vasarely, dem „Vater der Op-Art“, wie er vielfach genannt wird. Doch eine fotografische Retrospektive ist bei Weitem nicht ausreichend, um den Charakter und die Faszination seiner Bilder zu erfassen. Nicht zuletzt aus diesem Grund hat sich Galerist Jürgen Stenzel entschlossen, eine kleine Auswahl an seriellen Druckgrafiken Vasarelys auf Schloss Seefeld zu präsentieren.
1906 in Ungarn geboren, in Pöstyén und später in Budapest aufgewachsen, studiert Victor Vasarely zunächst Medizin, doch sein starkes wissenschaftliches Interesse, auch an Schriften von Einstein, Heisenberg, Bohr und Wiener, führt ihn weit über das vermittelte medizinische Wissen hinaus. 1927 wechselt er in die Kunst und schließlich zur Ausbildungsstätte „Mühely“, unter der Leitung von Sándor Bortnyik, einer Schule, an der das Gedankengut des Bauhauses vermittelt wird. 1930 übersiedelt Vasarely nach Paris, wo er als Gebrauchsgrafiker arbeitet und in seiner Freizeit seinen künstlerischen Ambitionen nachgeht.
Nach einer Periode der Abstraktion erforscht er ab Mitte der 40erJahre systematisch die optischen und emotionalen Möglichkeiten verschiedener grafischer Gestaltungswege. Bei langen Strandspaziergängen während einer Urlaubsreise 1947 glaubt er schließlich „die innere Geometrie der Natur“zu erkennen und ändert seinen Malstil von der evolutionären Abstraktion zum rein Abstrakten.
Im Laufe der 50er- und 60er-Jahre entwickelt er daraufhin eine eigenständige geometrische Bildsprache, deren Variationen zu optischen Bildmustern mit kinetischen Effekten führen, die für das Auge den Eindruck fluktuierender Bewegung entstehen lassen. Nach einer Ausstellung mit dem Titel „The Responsive Eye“im New Yorker Museum für Moderne Kunst, 1965, an der auch Bridget Riley teilnimmt, wird Victor Vasarely auch in der breiten Öffentlichkeit berühmt und damit zum „Vater der Op-Art“.
Die Ausstellung „OP-Art at its best – Victor Vasarely“zeigt neben typischen Arbeiten der „Vega-Serie“auch drei frühe Druckgrafiken der 50er-Jahre, die in ihrem Bildaufbau noch als zweidimensional wirkend angelegt sind und als Untersuchungen hinsichtlich Formund Farbwirkung gelten können.
Insgesamt vermittelt die kleine, aber unbedingt sehenswerte Ausstellung einen grundsätzlichen Eindruck von Vasarelys Schaffen und macht seine Überzeugung erlebbar, dass sich mittels eines geometrischen Formenvokabulars Sinnesempfindungen provozieren lassen, die neue Einsichten über Raum, Materie und Energie vermitteln.
Öffnungszeiten Zu sehen sind die Ar beiten noch bis 19. Februar, jeweils donnerstags bis sonntags von 13 bis 18 Uhr in der Galerie Stenzel, im Schloss hof 7 in Seefeld.