Landsberger Tagblatt

Schland, oh Schland!

2013 bewegte Merkels „Deutschlan­dkette“die Nation. Jetzt ist das Schmuckstü­ck wieder in den Schlagzeil­en

- VON DANIEL WIRSCHING

Wir schreiben das Jahr 2013, das Land steht vor der Bundestags­wahl. Und über was spricht das Land?

Es spricht über die „Deutschlan­dkette“, kurz „Schlandket­te“, der Bundeskanz­lerin. Die Kette entwickelt schnell ein Eigenleben, sie twittert sogar über ihre Trägerin Angela Merkel etwa das: „Für Ketten hat sie ja ein Händchen. Für den Rest kann ich nicht bürgen!“Gute alte Zeiten, damals.

Alles begann damit, dass Merkel eine schwarz-rot-goldene Kette trug – Onyx, Bergkrista­ll, Schaumkora­lle, Gold. Und zwar beim TVDuell mit ihrem SPD-Herausford­erer Peer Steinbrück („hätte, hätte, Fahrradket­te“). Das Land fragte sich: Woher hat sie das Schmuckstü­ck nur? Es erfuhr, unter anderem dank Recherchen der Welt: von Hans-Peter Weyrich, einem Schmuckdes­igner aus Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz. Der sagte jetzt der Deutschen

Presse-Agentur (dpa), dass er immer mal wieder Post von Merkel bekomme. Denn die Kanzlerin bestelle bei ihm Halsketten handschrif­tlich. „Sie hat schon eine ganze Menge. Ich zähle das nicht.“Die bekanntest­e sei aber sicher die schwarz-rot-goldene „Deutschlan­dkette“. Zuletzt, so Weyrich, habe Merkel im vergangene­n Herbst bei ihm bestellt.

Die Kanzlerin machte Weyrich zum gefragten Mann. Der Welt sagte er 2013 übrigens weiterhin, dass er bei seiner Kreation weder steinmagis­che Kräfte noch die spirituell­e Wirkung von Gold im Sinn gehabt habe. Ach, und eigentlich seien es ja die Farben Belgiens.

Die „Schlandket­te“jedenfalls ist seit Jahren in den Schlagzeil­en; sie muss wichtig sein, schickte die dpa doch zum Beispiel am 3. Oktober 2013 die Meldung an Redaktione­n: „(Extra) Merkel ohne ‘Schlandket­te’ bei Einheitsfe­ier.“

Ihr Name, um auch dies zu erklären, spielt auf „Schland“für „Deutschlan­d“an – ein Wort, das durch Entertaine­r Stefan Raab populär wurde, und das er Fußballfan­s ablauschte. Mit dem deutschen Sommermärc­hen, der Fußball-WM 2006, wurde es zum Inbegriff einer neuen deutschen Leichtigke­it.

Mehr als zehn Jahre später klingt das wie ein Märchen aus längst vergangene­n Tagen. Hat Deutschlan­d keine anderen Probleme als Merkels Kette, fragen Sie? Doch, hat es.

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Foto: dpa Diese Kette machte einen Designer aus Idar Oberstein bekannt.

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