Geahntes, Gefühltes, Gewusstes
Der Landsberger Autorenkreis traf sich zum Thema „Ahnungen“
Die Lesung des Landsberger Autorenkreises über „Ahnungen“eröffnete Heidi Glatz, indem sie beim Anblick „verzottelter“Schneeflocken bereits das leise Singen von Frühlings-Vögeln erahnte. Moderator Max Dietz lenkte daraufhin den Blick in eine wenig erstrebenswerte Zukunft, geprägt vom Sklavendasein von Servicerobotern. Ganz im Gegensatz dazu beginnt für die Hauptperson in Monika Sadegors Geschichte ein erfülltes Leben dank ihres späten Studiums der Vorsokratiker.
Während sich in Hannelore Warreyns Gedichten aus vier Jahrzehnten in den Haarwurzeln Gefühle finden, im Blick die Liebe, lässt Monika Hrastniks Gedicht per Metamorphose aus den Schmetterlingen im Bauch einen Drachen werden. Dass man um der Wahrheit willen immer beide Seiten hören sollte, zeigte die Geschichte von Roland Greißl, in der sich eine übel beschimpfte Ehefrau als das genaue Gegenteil erweist.
Marianne Porsche-Rohrer riet zur Erlebnismedizin: „Lies lieber die alten Philosophen, statt vor dem Fernseher zu pofen.“Weniger gesund verliefen die Backkünste von Heinz Otto Singer, dessen Früchtekuchen zu einem Whiskey-TestFestival geriet. Als ernster Gegensatz dazu sind für Joachim Giebelhausen die Gedanken des Anthroposophen Rudolf Steiner über unsere Erwartungen nach dem Tod mehr fesselnde Logik als bloße Ahnung.
Carmen Kraus empfahl anschließend, der Kunst mit offenem Herzen zu begegnen, um deren Geheimnisse in ihrer Tiefe zu erahnen. Den guten Vorsätzen zum neuen Jahr hielt Lore Kienzl den Spiegel vor: Sie seien schnell vergessen, und so altere auch dieses Jahr wie gewohnt vor sich hin. Mit einem satirischen Psychogramm über eine Prophetin schloss Helmut Glatz den Lesereigen. Mit diesem seherischen Blick auf künftige Ereignisse endete ein Abend, der vielfach in ungeahnte Tiefen blicken ließ.
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