Hinter den Kulissen tobt der Party Streit
Die Betreiber der Faschingszelte sind sich nicht grün. Jetzt geht es um die Preisverleihung nach dem Umzug
In knapp drei Wochen steht die Stadt Kopf. Erstmals können die Narren am Lumpigen Donnerstag zwischen zwei Partyzelten wählen: dem PaLLazzo von Claus Moritz und Christian Greinwald auf dem Schlüsselanger sowie dem Faschingspalast von Niki Amberger auf der Waitzinger Wiese. Die Veranstalter rühren kräftig die Werbetrommel, hinter den Kulissen tobt ein Party-Streit, in dem auch mit juristischen Schritten gedroht wird. Der jüngste Streitpunkt: Amberger, gleichzeitig Vorsitzender des Faschingsvereins, der den Umzug organisiert, wollte die Preisverleihung in seinem Zelt stattfinden lassen.
Der Beginn des Streits unter den Gastronomen liegt schon einige Zeit zurück. Mit dem Ende des von den Schulen veranstalten Umzugs nahm er wieder Fahrt auf. Im Jahr 2014 hatte eine Gruppe um Niki Amberger gemeinsam mit der Stadt den Gaudiwurm auf die Beine gestellt. Im Juli des gleichen Jahres gründete sich der Faschingsverein, der 2015 erstmals offiziell als Veranstalter auftrat. Bis heute hat der Verein laut Niki Amberger acht Mitglieder – darunter auch die Stadt.
Claus Moritz und Christian Greinwald sind keine Mitglieder. Sie kritisieren, dass Niki Amberger den Verein quasi in Eigenregie gegründet habe. Im Frühjahr 2014 habe es zwei Termine gegeben, bei denen mehrere Landsberger Gastronomen über die Zukunft des Lumpigen beraten hatten. Von der Vereinsgründung hat er dann vonseiten der Stadt erfahren, sagt Greinwald. Anton Sirch von der Stadtverwaltung war bei den Besprechungen ebenfalls dabei. Auch er spricht heute von einem Alleingang Niki Ambergers. Der wehrt sich gegen die Vorwürfe. „Es ist ewig nichts passiert, also bin ich aktiv geworden“, sagt er.
Wie Niki Amberger sagt, fragten er und seine Mitarbeiterin Ariane Wegner bei Faschingsvereinen in der Umgebung an, ob sie in Landsberg mitmachen. Die Teilnehmerzahl stieg stetig an, heuer gibt es Zu- sagen von 34 Wagen. Die Prämierung der besten Fußgruppen und Faschingswagen sollte im Zelt von Niki Amberger stattfinden. In den sozialen Medien wurde bereits dafür geworben. Das störte aber Moritz und Greinwald. Für sie verschafft sich Amberger einen deutlichen Wettbewerbsvorteil, und die Öffentlichkeit habe keine Möglichkeit, der Verleihung beizuwohnen.
Moritz und Greinwalds Kritik richtet sich auch an die Stadt. In einem Schreiben an unsere Zeitung fragt Greinwald, ob sein Zelt boykottiert werden soll. Wie berichtet, weicht das PaLLazzo heuer auf den Schlüsselanger aus. Der Stadtrat hatte vor einem Jahr eine Entscheidung der Verwaltung bestätigt, eine rollierende Vergabe auf der Waitzinger Wiese durchzuführen. Nachdem Niki Amberger 2015 verzichtete, erhielt er nun den Zuschlag.
Mittlerweile haben Oberbürgermeister Mathias Neuner und Niki Amberger entschieden, die Preisverleihung vor dem Partyzelt auf der Waitzinger Wiese stattfinden zu lassen. „Wir hätten die Teilnehmer umsonst ins Zelt gelassen“, sagt Amberger. Es sei deren Wunsch gewesen, das Ganze dort zu veranstalten. Ihre Kritik hatten Claus Moritz und Christian Greinwald mit einem anwaltlichen Schreiben untermauert, das vor Kurzem an Stadt, Faschingsverein und Niki Amberger als Gastronom verschickt wurde.
Thema des Schreibens ist auch die Nutzungsgebühr in Höhe von 7000 Euro, die beide Zeltbetreiber jeweils entrichten müssen. Davon werden 6000 Euro an den Faschingsverein weitergeleitet, dessen Vorsitzender Amberger ist. Der verweist auf die Gemeinnützigkeit des Vereins. Mögliche Überschüsse aus der Gebühr und Spenden würden an die Landsberger Tafel und Kindergärten in der Stadt weitergeleitet. Von Moritz und Greinwald habe er in den vergangenen Jahren keine Spenden erhalten, erst vor wenigen Tagen sei eine Summe eingegangen. Christian Greinwald sagt, er hätte gerne gespendet, wenn er Mitglied im Verein werden dürfe. Doch das sei nicht so einfach. Laut Satzung entscheidet der Vorstand über die Aufnahme neuer Mitglieder. Wie Amberger sagt, liegt ein Antrag Greinwalds vor. Darüber werde nach dem Fasching entschieden.
Der Streit der Gastronomen ist auch der Stadt ein Dorn im Auge. „Das kann uns auch eines Tages zu viel werden“, sagt Anton Sirch. Die Absicht von Christian Greinwald, einen eigenen Verein zu gründen und die Ankündigung Ambergers, den bestehenden Faschingsverein im nächsten Jahr das Partyzelt auf der Waitzinger Wiese veranstalten zu lassen, könnten den Streit nur befeuern. Ein Ende des Umzugs würde auch das Ende der Partyzelte bedeuten. Die Erlaubnis für diese Sondernutzung ist laut Sirch nur in Verbindung mit dem Umzug möglich.
Die Rettungsdienste stocken ihr Personal heuer auf
Zwei Partyzelte zuzulassen, stieß im Stadtrat nicht auf einheitliche Zustimmung. Wie berichtet, hatte sich vor allem der Stadtrat und Notarzt Wolfgang Weisensee dagegen ausgesprochen, nachdem die Rettungskräfte in den Jahren zuvor schon am Rande ihrer Leistungsfähigkeit gewesen seien. In der jüngsten Stadtratssitzung sagte er, heuer werde das Personal noch einmal aufgestockt, sowohl bei Notärzten und Sanitätern als auch im Klinikum. Unmittelbar nach dem Lumpigen werde es einen Runden Tisch aller Beteiligten im Rettungswesen geben. Denn künftig sollen die Veranstaltungen (Umzug, Zelte, Feiern in der Innenstadt) nicht mehr isoliert, sondern als gemeinsame Veranstaltung behandelt werden. Auf dieser Basis werde ein Konzept erstellt.