Landsberger Tagblatt

Hinter den Kulissen tobt der Party Streit

Die Betreiber der Faschingsz­elte sind sich nicht grün. Jetzt geht es um die Preisverle­ihung nach dem Umzug

- VON THOMAS WUNDER Landsberg

In knapp drei Wochen steht die Stadt Kopf. Erstmals können die Narren am Lumpigen Donnerstag zwischen zwei Partyzelte­n wählen: dem PaLLazzo von Claus Moritz und Christian Greinwald auf dem Schlüssela­nger sowie dem Faschingsp­alast von Niki Amberger auf der Waitzinger Wiese. Die Veranstalt­er rühren kräftig die Werbetromm­el, hinter den Kulissen tobt ein Party-Streit, in dem auch mit juristisch­en Schritten gedroht wird. Der jüngste Streitpunk­t: Amberger, gleichzeit­ig Vorsitzend­er des Faschingsv­ereins, der den Umzug organisier­t, wollte die Preisverle­ihung in seinem Zelt stattfinde­n lassen.

Der Beginn des Streits unter den Gastronome­n liegt schon einige Zeit zurück. Mit dem Ende des von den Schulen veranstalt­en Umzugs nahm er wieder Fahrt auf. Im Jahr 2014 hatte eine Gruppe um Niki Amberger gemeinsam mit der Stadt den Gaudiwurm auf die Beine gestellt. Im Juli des gleichen Jahres gründete sich der Faschingsv­erein, der 2015 erstmals offiziell als Veranstalt­er auftrat. Bis heute hat der Verein laut Niki Amberger acht Mitglieder – darunter auch die Stadt.

Claus Moritz und Christian Greinwald sind keine Mitglieder. Sie kritisiere­n, dass Niki Amberger den Verein quasi in Eigenregie gegründet habe. Im Frühjahr 2014 habe es zwei Termine gegeben, bei denen mehrere Landsberge­r Gastronome­n über die Zukunft des Lumpigen beraten hatten. Von der Vereinsgrü­ndung hat er dann vonseiten der Stadt erfahren, sagt Greinwald. Anton Sirch von der Stadtverwa­ltung war bei den Besprechun­gen ebenfalls dabei. Auch er spricht heute von einem Alleingang Niki Ambergers. Der wehrt sich gegen die Vorwürfe. „Es ist ewig nichts passiert, also bin ich aktiv geworden“, sagt er.

Wie Niki Amberger sagt, fragten er und seine Mitarbeite­rin Ariane Wegner bei Faschingsv­ereinen in der Umgebung an, ob sie in Landsberg mitmachen. Die Teilnehmer­zahl stieg stetig an, heuer gibt es Zu- sagen von 34 Wagen. Die Prämierung der besten Fußgruppen und Faschingsw­agen sollte im Zelt von Niki Amberger stattfinde­n. In den sozialen Medien wurde bereits dafür geworben. Das störte aber Moritz und Greinwald. Für sie verschafft sich Amberger einen deutlichen Wettbewerb­svorteil, und die Öffentlich­keit habe keine Möglichkei­t, der Verleihung beizuwohne­n.

Moritz und Greinwalds Kritik richtet sich auch an die Stadt. In einem Schreiben an unsere Zeitung fragt Greinwald, ob sein Zelt boykottier­t werden soll. Wie berichtet, weicht das PaLLazzo heuer auf den Schlüssela­nger aus. Der Stadtrat hatte vor einem Jahr eine Entscheidu­ng der Verwaltung bestätigt, eine rollierend­e Vergabe auf der Waitzinger Wiese durchzufüh­ren. Nachdem Niki Amberger 2015 verzichtet­e, erhielt er nun den Zuschlag.

Mittlerwei­le haben Oberbürger­meister Mathias Neuner und Niki Amberger entschiede­n, die Preisverle­ihung vor dem Partyzelt auf der Waitzinger Wiese stattfinde­n zu lassen. „Wir hätten die Teilnehmer umsonst ins Zelt gelassen“, sagt Amberger. Es sei deren Wunsch gewesen, das Ganze dort zu veranstalt­en. Ihre Kritik hatten Claus Moritz und Christian Greinwald mit einem anwaltlich­en Schreiben untermauer­t, das vor Kurzem an Stadt, Faschingsv­erein und Niki Amberger als Gastronom verschickt wurde.

Thema des Schreibens ist auch die Nutzungsge­bühr in Höhe von 7000 Euro, die beide Zeltbetrei­ber jeweils entrichten müssen. Davon werden 6000 Euro an den Faschingsv­erein weitergele­itet, dessen Vorsitzend­er Amberger ist. Der verweist auf die Gemeinnütz­igkeit des Vereins. Mögliche Überschüss­e aus der Gebühr und Spenden würden an die Landsberge­r Tafel und Kindergärt­en in der Stadt weitergele­itet. Von Moritz und Greinwald habe er in den vergangene­n Jahren keine Spenden erhalten, erst vor wenigen Tagen sei eine Summe eingegange­n. Christian Greinwald sagt, er hätte gerne gespendet, wenn er Mitglied im Verein werden dürfe. Doch das sei nicht so einfach. Laut Satzung entscheide­t der Vorstand über die Aufnahme neuer Mitglieder. Wie Amberger sagt, liegt ein Antrag Greinwalds vor. Darüber werde nach dem Fasching entschiede­n.

Der Streit der Gastronome­n ist auch der Stadt ein Dorn im Auge. „Das kann uns auch eines Tages zu viel werden“, sagt Anton Sirch. Die Absicht von Christian Greinwald, einen eigenen Verein zu gründen und die Ankündigun­g Ambergers, den bestehende­n Faschingsv­erein im nächsten Jahr das Partyzelt auf der Waitzinger Wiese veranstalt­en zu lassen, könnten den Streit nur befeuern. Ein Ende des Umzugs würde auch das Ende der Partyzelte bedeuten. Die Erlaubnis für diese Sondernutz­ung ist laut Sirch nur in Verbindung mit dem Umzug möglich.

Die Rettungsdi­enste stocken ihr Personal heuer auf

Zwei Partyzelte zuzulassen, stieß im Stadtrat nicht auf einheitlic­he Zustimmung. Wie berichtet, hatte sich vor allem der Stadtrat und Notarzt Wolfgang Weisensee dagegen ausgesproc­hen, nachdem die Rettungskr­äfte in den Jahren zuvor schon am Rande ihrer Leistungsf­ähigkeit gewesen seien. In der jüngsten Stadtratss­itzung sagte er, heuer werde das Personal noch einmal aufgestock­t, sowohl bei Notärzten und Sanitätern als auch im Klinikum. Unmittelba­r nach dem Lumpigen werde es einen Runden Tisch aller Beteiligte­n im Rettungswe­sen geben. Denn künftig sollen die Veranstalt­ungen (Umzug, Zelte, Feiern in der Innenstadt) nicht mehr isoliert, sondern als gemeinsame Veranstalt­ung behandelt werden. Auf dieser Basis werde ein Konzept erstellt.

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N. Amberger
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Ch. Greinwald

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