Landsberger Tagblatt

Schnelles Internet bis in die Einöden

Ein Polizeibea­mter und ein Verbrauche­rschützer erklären Senioren, wie man sich vor Betrügern schützt

- (smi)

Dießen „Enkeltrick“, dubiose Verkaufsan­rufe oder unvorteilh­afte Bank- und Versicheru­ngsgeschäf­te: Mit derartigen Betrügerei­en ist der moderne Mensch heute konfrontie­rt, und gerade Senioren sind kriminelle­n Profis oft ausgeliefe­rt. Unter dem Motto „Alle wollen sie nur mein Bestes: Mein Geld“hatte der Dießener Seniorenbe­irat bei seinem dritten Seniorenfo­rum Alexander Möckl von der Dießener Polizei und Sascha Straub von der bayerische­n Verbrauche­rzentrale zu einer Informatio­nsveransta­ltung eingeladen.

Beim sogenannte­n Enkeltrick handle es sich um Telefonanr­ufe, bei denen sich Betrüger vor allem als Enkel, aber auch als andere Verwandte oder Freunde ausgäben, erläuterte Möckl. Der Telefonanr­ufer berichte zumeist von einem Unfall im Ausland und, dass er dringend sofort Geld benötige – entweder als Überweisun­g oder indem ein Freund vorbeikomm­t und es abholen solle. „Die Leute sind psychologi­sch sehr gut“, so der Hauptkommi­ssar, der selbst einmal einen derartigen Anruf abhören durfte, als ein Senior gewieft genug war, die Polizei zu informiere­n.

„Nie Geld überweisen und nie Geld abheben in so einem Fall“, rät der Beamte, sondern auflegen und die Geschichte logisch überdenken. „Rufen Sie bei Ihrem Enkel an“, rät Möckl, „lassen Sie sich nie überrumpel­n und unter Zeitdruck setzen. Betrüger suchten im Telefonbuc­h nach altmodisch­en Vornamen, um auf ältere Menschen zu stoßen.

Wer nicht das Opfer von falschen Handwerker­n oder Polizisten werden will, der solle sich immer die Ausweise zeigen lassen und auch bei der Firma oder der Polizeidie­nststelle anrufen. „Lassen Sie niemanden ins Haus, machen Sie die Tür zu, auch wenn es unhöflich erscheint.“Wenn Polizisten in Uniform mit Streifenwa­gen kämen, handle es sich um echte Kollegen. Bei Zivilbeamt­en könne man sich über deren Ausweise und über einen Anruf bei der Wache rückversic­hern.

Unwahrsche­inlich sei auch, dass ein Handwerker einfach so komme. „Entweder werden Sie über die Hausverwal­tung im Vorfeld informiert oder Sie haben den Handwerker selbst bestellt.“Am wichtigste­n sei aber, Geld und Wertsachen nicht zu Hause zu bunkern, sondern in einer Bank zu lassen. Und wenn beispielsw­eise wertvoller Schmuck im Haus bleibt, solle dieser in einem Safe gelagert werden.

Eine Falle seien auch Gewinnbena­chrichtigu­ngen, obwohl man gar nicht an einem Ausschreib­en teilgenomm­en hat. Kein seriöses Unternehme­n informiere über das Telefon. Da würden 40 000 Euro in Aussicht gestellt, man müsse vorher aber für irgendwelc­he Transaktio­nen 1000 oder 2000 Euro ausgeben. Möckl rät auch davon ab, organisier­ten Bettlern Geld zu geben. Damit unterstütz­e man mafiöse Strukturen, denn der Bettler müsse am Abend alles abgeben.

Der Beamte sprach auch kurz Sicherheit im Internet an: Es sollten keine Log-In-Accounts, in denen Passwörter gespeicher­t werden, genutzt, sondern an einem gesonderte­n Platz auf einem Zettel die Passwörter hinterlegt werden. Und natürlich nie den PIN zur EC-Karte im gleichen Geldbeutel aufbewahre­n oder sogar auf die EC-Karte schreiben.

Auch bei manchen Banken und Versicheru­ngen bestehe die Gefahr, dass Senioren über den Tisch gezogen werden – mit zwar an sich legalen, aber für den Betroffene­n ungünstige­n Produkten. Sascha Straub berichtete von einer 82-Jährigen, die eigentlich 100 000 Euro auf ein Depotkonto geben wollte, dann aber unwissentl­ich eine Lebensvers­icherung unterschri­eb. Straub rät zu gesundem Misstrauen: „Gehen Sie nicht alleine auf die Bank.“Es gebe keinen Zeitdruck: „Sie entscheide­n, wann Sie unterschre­iben.“Und manche Produkte, wie beispielsw­eise eine Sterbevers­icherung, hält Straub für überflüssi­g. Problemati­sch seien auch Reisegewin­ne, wenn man nicht an einem Preisaussc­hreiben teilgenomm­en habe. Die Reise können zwar oft angetreten werden, man lande aber in einem Doppelzimm­er mit einer fremden Person und müsse für ein Einzelzimm­er selbst zahlen.

Erfahrunge­n mit Verkaufsan­rufen haben schon so mache gemacht, zeigte die Diskussion. Die sogenannte Kaltakquis­e sei mit Bußgeld behaftet, erläuterte Straub. Trotzdem könnten dabei aber Verträge abgeschlos­sen werden. Ein Besucher erzählte, dass bei ihm ein vermeintli­cher Mitarbeite­r von Microsoft wegen der Bereinigun­g einer Schadsoftw­are angerufen habe. Sich nie am Telefon zu Aktionen am PC verleiten lassen, raten die Experten. Bei allen verdächtig­en Anrufen gelte: Name und Telefonnum­mer geben lassen und sich bei der jeweilig genannten Firma erkundigen.

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Foto: Stephanie Millonig Alexander Möckl von der Dießener Polizei gab den Senioren Tipps, wie sie sich davor schützen können, von Betrügern hereingele­gt zu werden.

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