Das letzte Stündlein hat geschlagen
Lichtmess Wie sich die Fichte der Hefeles aus Apfeldorf gegen das Verräumen „wehrte“
Apfeldorf Im Kirchenjahr ist der 2. Februar traditionell der Tag, an dem die Tannenbäume aus den Kirchen geräumt und die Krippenfiguren verpackt werden. Es ist das letzte Fest in der Weihnachtszeit, die offiziell mit Lichtmess, dem Fest der „Darstellung des Herrn“40 Tage nach Weihnachten endet.
Lidwina und Hermann Hefele aus Apfeldorf halten sich an diese Tradition und lassen Baum und Krippe bis Lichtmess stehen. Der große Nachteil der heimischen Fichte als Christbaum ist in der Regel das frühe Nadeln. So verschwinden meist schnell nach den Feiertagen die Bäume wieder aus den Wohnungen. Bei Hefeles passierte nun aber statt des Abnadelns genau das Gegenteil: Die kleine, schön gewachsene Fichte aus dem eigenen Garten hat ihre Nadeln nicht nur behalten, nein, sie treibt zudem auch kräftig aus.
Bis zu fünf Zentimeter lang sind die frischen Triebe, die zwischen Kerzen, Sternen und Kugeln herausspitzen. Im selbst gemachten Kupferkessel wurde das gefällte Bäumchen seit Heiligabend von Hefeles stets mit Wasser versorgt, wie sie berichten. Doch die ganze Kraft, mit der die lebenswillige Fichte nun zeigt, wie frisch und munter sie ist, wird ihr nichts nutzen, denn heute am Lichtmesstag hat ihre letzte Stunde im Wohnzimmer geschlagen.
Übrigens: Als „Schlenkeltag“war Lichtmess ein wichtiger Termin für Knechte und Mägde, da an diesem Tag oft der Dienstherr gewechselt wurde. Für sie gab es dann einige Tage frei, danach begann die Feldarbeit. Lichtmess war bis 1912 ein offizieller Feiertag, nach diesem Tag begann die Arbeit der Bauern nach der Winterpause wieder. Der Name Lichtmess nimmt Bezug darauf, dass man Kerzen für das kommende Jahr weihte und vielerorts heute noch weiht. Das Licht symbolisiert Christus. Die mit nach Hause genommene Kerze wurde früher beim Gebet wie auch bei Unwettern angezündet.