Keiner will in der Haut der Juroren stecken
Zum Auftakt des letzten Festivalwochenendes präsentieren die Macher ihre Wettbewerbsfilme
Einen roten Teppich gab es zwar nicht, aber dennoch viel Glanz und Glamour. Im Landsberger Stadttheater wurde gestern Abend das große Finale des Snowdance Independent Filmfestivals eingeläutet. Bei der „Nacht der Filmemacher“erhielten die Besucher einen Einblick in die zehn Wettbewerbsstreifen. Und die unabhängigen Regisseure und Produzenten gaben nach der Präsentation der Trailer bereitwillig und mitunter auch sehr launig Auskunft über ihre Arbeiten. Bis Sonntag geht die vierte Auflage des Filmfestivals noch. Dann werden die Sieger prämiert. Wobei: Eine Auszeichnung wurde schon gestern verliehen.
„Ich beneide die Jury nicht.“Tom Bohn, Creative Director von Snowdance, sprach aus, was wohl die meisten Besucher im Stadttheater dachten. Spannende und tiefgründige Dokus, lustige Autobiografien und packende Features – auch wenn die Trailer zu den zehn Wettbewerbsfilmen immer nur wenige Minuten dauerten, machten sie Lust auf mehr und hinterließen allesamt Eindruck beim Publikum. „Sie sind alle spannend. Sie sind mit viel persönlichem Risiko entstanden“, sagte Axel Milberg. Der „Tatort“-Kommissar sitzt neben Claudia Flörke (Kulturreferentin der Stadt Landsberg), Scott Hillier (Chef ECU Filmfestival Paris), Marcus Ammon (Sky Deutschland) und Torben Schiller (Universal Pictures Germany) in der Jury des IndieFilmfestivals. Milberg zollte den unabhängigen Filmemachern großen Respekt. „Die machen das, wovon man träumt. Diese Leute sind mit viel Idealismus dabei. Toll, dass es hier in Landsberg so eine Plattform für diese Filme gibt“, so Milberg weiter. Man sehe es den Wettbewerbsstreifen gar nicht an, dass sie zum Teil nur 75 000 Euro in der Produktion gekostet hätten.
Konkret sprach Milberg damit die chinesische Doku „Mind Landscape“an. Regisseur Yankang Yang hatte zehn Jahre lang Menschen und Landschaften in Tibet porträtiert. Statt Worten ließ er gigantische Bilder sprechen. Und überraschenderweise sollte die Dokumentation schon vor der Bekanntgabe der Preisträger am Sonntag mit einer Auszeichnung bedacht werden. Die Snowdance-Macher hatten die FDP Bayern als Patin des „Human Rights Award“gewinnen können. FDPGeneralsekretär Daniel Föst überreichte an Linda Louisa Duan von der chinesischen Filmcrew den Preis. Begründung: „Der Film zeigt zehn Jahre Tibet, das es so nicht mehr geben wird.“Man müsse auch hierzulande stets darauf hinweisen, dass auch in einer freien Gesellschaft Menschenrechte und Freiheit gestärkt werden müssen.
Dass die Wettbewerbsfilme in dieser Form im Kurzüberblick präsentiert werden, gab es in der Vergangenheit nicht. Möglich machte diese Premiere vor allem der abgespeckte Wettbewerb: Während vergangenes Jahr 20 Einsendungen ins Rennen um die einzelnen Preise gingen, sind heuer nur zehn zugelassen worden. Dafür ist das Festival insgesamt größer geworden: Mehr als 400 unabhängig von staatlichen Fördergeldern, TV-Anstalten und großen Produktionsfirmen hergestellte Werke aus 49 Ländern waren eingegangen – fast doppelt so viele als 2016. 55 waren und sind in Landsberg zu sehen.
Während in Stadttheater und Foyer Juroren, Filmemacher und Fans das finale Wochenende des Festivals einläuteten, ging es an den Spielorten nahtlos weiter. Im Cineplex Penzing durften sich die Besucher der „Black Shortz Night“gruseln. Dort flimmerten für Besucher ab 18 Jahren zweieinhalb Stunden lang drei Kurzfilme aus den Genres Psychothriller und Horror. Mit „Nirgendwo“und „The Last Kill“liefen in Penzing zeitgleich zwei Filme mit Unterhaltungswert – der eine auf Deutsch, der andere auf Englisch. Im Olympia-Kino feierte die englische Doku „Chasing Bonnie & Clyde“Europapremiere, und es lief das originelle Feature „Lotte“von Julius Schultheiss.