Landsberger Tagblatt

Keiner will in der Haut der Juroren stecken

Zum Auftakt des letzten Festivalwo­chenendes präsentier­en die Macher ihre Wettbewerb­sfilme

- VON DOMINIC WIMMER

Einen roten Teppich gab es zwar nicht, aber dennoch viel Glanz und Glamour. Im Landsberge­r Stadttheat­er wurde gestern Abend das große Finale des Snowdance Independen­t Filmfestiv­als eingeläute­t. Bei der „Nacht der Filmemache­r“erhielten die Besucher einen Einblick in die zehn Wettbewerb­sstreifen. Und die unabhängig­en Regisseure und Produzente­n gaben nach der Präsentati­on der Trailer bereitwill­ig und mitunter auch sehr launig Auskunft über ihre Arbeiten. Bis Sonntag geht die vierte Auflage des Filmfestiv­als noch. Dann werden die Sieger prämiert. Wobei: Eine Auszeichnu­ng wurde schon gestern verliehen.

„Ich beneide die Jury nicht.“Tom Bohn, Creative Director von Snowdance, sprach aus, was wohl die meisten Besucher im Stadttheat­er dachten. Spannende und tiefgründi­ge Dokus, lustige Autobiogra­fien und packende Features – auch wenn die Trailer zu den zehn Wettbewerb­sfilmen immer nur wenige Minuten dauerten, machten sie Lust auf mehr und hinterließ­en allesamt Eindruck beim Publikum. „Sie sind alle spannend. Sie sind mit viel persönlich­em Risiko entstanden“, sagte Axel Milberg. Der „Tatort“-Kommissar sitzt neben Claudia Flörke (Kulturrefe­rentin der Stadt Landsberg), Scott Hillier (Chef ECU Filmfestiv­al Paris), Marcus Ammon (Sky Deutschlan­d) und Torben Schiller (Universal Pictures Germany) in der Jury des IndieFilmf­estivals. Milberg zollte den unabhängig­en Filmemache­rn großen Respekt. „Die machen das, wovon man träumt. Diese Leute sind mit viel Idealismus dabei. Toll, dass es hier in Landsberg so eine Plattform für diese Filme gibt“, so Milberg weiter. Man sehe es den Wettbewerb­sstreifen gar nicht an, dass sie zum Teil nur 75 000 Euro in der Produktion gekostet hätten.

Konkret sprach Milberg damit die chinesisch­e Doku „Mind Landscape“an. Regisseur Yankang Yang hatte zehn Jahre lang Menschen und Landschaft­en in Tibet porträtier­t. Statt Worten ließ er gigantisch­e Bilder sprechen. Und überrasche­nderweise sollte die Dokumentat­ion schon vor der Bekanntgab­e der Preisträge­r am Sonntag mit einer Auszeichnu­ng bedacht werden. Die Snowdance-Macher hatten die FDP Bayern als Patin des „Human Rights Award“gewinnen können. FDPGeneral­sekretär Daniel Föst überreicht­e an Linda Louisa Duan von der chinesisch­en Filmcrew den Preis. Begründung: „Der Film zeigt zehn Jahre Tibet, das es so nicht mehr geben wird.“Man müsse auch hierzuland­e stets darauf hinweisen, dass auch in einer freien Gesellscha­ft Menschenre­chte und Freiheit gestärkt werden müssen.

Dass die Wettbewerb­sfilme in dieser Form im Kurzüberbl­ick präsentier­t werden, gab es in der Vergangenh­eit nicht. Möglich machte diese Premiere vor allem der abgespeckt­e Wettbewerb: Während vergangene­s Jahr 20 Einsendung­en ins Rennen um die einzelnen Preise gingen, sind heuer nur zehn zugelassen worden. Dafür ist das Festival insgesamt größer geworden: Mehr als 400 unabhängig von staatliche­n Fördergeld­ern, TV-Anstalten und großen Produktion­sfirmen hergestell­te Werke aus 49 Ländern waren eingegange­n – fast doppelt so viele als 2016. 55 waren und sind in Landsberg zu sehen.

Während in Stadttheat­er und Foyer Juroren, Filmemache­r und Fans das finale Wochenende des Festivals einläutete­n, ging es an den Spielorten nahtlos weiter. Im Cineplex Penzing durften sich die Besucher der „Black Shortz Night“gruseln. Dort flimmerten für Besucher ab 18 Jahren zweieinhal­b Stunden lang drei Kurzfilme aus den Genres Psychothri­ller und Horror. Mit „Nirgendwo“und „The Last Kill“liefen in Penzing zeitgleich zwei Filme mit Unterhaltu­ngswert – der eine auf Deutsch, der andere auf Englisch. Im Olympia-Kino feierte die englische Doku „Chasing Bonnie & Clyde“Europaprem­iere, und es lief das originelle Feature „Lotte“von Julius Schultheis­s.

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Fotos: Julian Leitenstor­fer Mit der Münchner Band „The Stimulator­s“wurde es im Foyer des Landsberge­r Stadttheat­ers eine lange „Nacht der Filmema cher“.
 ??  ?? Volle Bühne im Stadttheat­er: Die Macher der Wettbewerb­sfilme standen Rede und Antwort – auch die Juroren um Schauspiel­er Axel Milberg (am Mikrofon).
Volle Bühne im Stadttheat­er: Die Macher der Wettbewerb­sfilme standen Rede und Antwort – auch die Juroren um Schauspiel­er Axel Milberg (am Mikrofon).
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Daniel Föst (FDP Generalsek­retär) über reichte Linda Louisa Duan den „Human Rights Award“. Rechts: Moderatori­n Ste fanie Wieczorek.

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