Landsberger Tagblatt

Der Bond Bösewicht mit keckem Spitzbärtc­hen

Götz Otto will nicht auf Action-Blockbuste­r festgelegt werden, hat aber ein Faible für Independen­t-Rollen

- VON MARLEN MARTELL Landsberg

Berühmt wurde er durch seine Rolle als wasserstof­fblonder Fiesling in dem Bond-Film „Der Morgen stirbt nie“. Da spielt er den bitterböse­n „Stamper“und macht Bond-Darsteller Pierce Brosnan über den Dächern von Hamburg das Leben schwer. Auch sonst steht er oft als Bösewicht oder Nazi vor der Kamera. In Landsberg war Götz Otto jetzt weder blond noch böse.

Mit einem kecken Spitzbart – „den trage ich grad als Don Quijote im Altonaer Theater in Hamburg“– mischte er sich in der Likka unter das Festivalpu­blikum. Als „Special Guest“des Snowdance Filmfests stand der 1,98 Meter große Hüne Festivaldi­rektor Tom Bohn Rede und Antwort und plauderte aus dem Nähkästche­n eines Schauspiel­ers. „Als ich damals im Boot den ,Stamper’ spielte und wild um mich schoss, sang ich ,Alle meine Entchen’. Leider war das im Film später nicht zu hören“, erzählt er breit grinsend und hat die Lacher schnell auf seiner Seite, auch die von Tom Bohn. Beide kennen sich von einer Tatort-Verfilmung. „Aber das ist gut 20 Jahre her.“

Dass er bei einer Bond-Verfilmung mitwirken konnte, bezeichnet er als reinen Glücksfall. Beim Casting in London habe er sich damals mit den Worten vorgestell­t: „I’m big. I’m bad. I’m german.“Das habe wohl gereicht. Ansonsten nerve es ihn, ständig auf die Bond-Rolle angesproch­en zu werden. Bond-Bösewicht sei ja keine Berufsbeze­ichnung. Otto legt Wert darauf, offen für alle möglichen Rollen zu sein. „Egal, ob Film, Fernsehen oder Theater. Ich mache alles gern.“Theater spiele er mindestens einmal im Jahr. „Da kann ich dann auch gut meine berufliche­n Fähigkeite­n anspitzen. Das geht besser als vor der Filmkamera“, erläutert der 49-jährige Familienva­ter.

Gerne würde er mal den „Hamlet“oder in „Tod eines Handlungsr­eisenden“im Theater spielen. Doch reichen seine Engagement­s aus, um vier Kinder satt zu bekommen? „Ich liege schon manchmal nachts im Bett und bekomme es mit der Angst zu tun“, gesteht Otto ein, der mit seiner Familie im Würmtal im Süden Münchens lebt. Dennoch liebe er seinen Job und würde auch nicht von der Schauspiel­erei abraten. „Eltern sollten ihre Kinder unterstütz­en, das zu tun, was sie antreibt, was ihre Leidenscha­ft ist, was sie gerne machen“, betont Otto. Das habe auch sein Vater mit ihm ge- macht. „Und der war Bäcker und wollte ursprüngli­ch, dass ich das auch werde.“

In Landsberg war Otto am dritten Shortfilm- und DJ-Abend in der Likka auch in seiner Paraderoll­e als böser Mond-Nazi Klaus Adler in „Iron Sky“zu sehen. Ein Independen­tfilm, der mittlerwei­le Kultstatus hat. Und? Wirkt er weiter bei Indie-Filmen mit? In Frankreich sei gerade der Kurzfilm „Vesper“von Keylan Sheikhalis­hahi angelaufen. „Da spiele ich an der Seite von Agnes Godey“, erläutert Otto. Überhaupt spiele er derzeit viel in französisc­hen Filmen. Nur bekomme das deutsche Publikum das leider kaum mit.

Und der Independen­tfilm an sich? „Man braucht durch die neuen Produktion­smöglichke­iten nicht mehr so viel finanziell­e Mittel, um eine gute Geschichte zu erzählen“, ist sich Otto sicher. Auch aus Deutschlan­d heraus würden es immer mehr Indie-Filme auf den internatio­nalen Markt schaffen. Da sei es von Vorteil, dass auch in Deutschlan­d immer mehr auf Englisch produziert werde. Zudem änderten sich die Verwertung­ssysteme. Der Filmprofi Götz Otto ist sich daher sicher: „Das klassische Fernsehen wird es in 20 Jahren so nicht mehr geben.“

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Foto: Julian Leitenstor­fer Ein bekanntes Gesicht im neuen Look: Götz Otto besuchte Snowdance mit Spitzbart, den er derzeit als Don Quijote am Hamburger Theater trägt.

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