Landsberger Tagblatt

Ein Grabmal, das neugierig macht

Heuer steht Johann Baptist Baader im Mittelpunk­t. Doch das ist nicht alles

- VON THOMAS WUNDER Landsberg Verkauf

War es im vergangene­n Jahr Dominikus Zimmermann, so wird heuer in den Geschichts­blättern des Historisch­en Vereins Landsberg in spezieller Weise an Johann Baptist Baader erinnert. Dem „Lechhansl“wurde ein eigener Teil gewidmet, unter anderem mit einer Spurensuch­e an seinem Geburtsort und einer Abhandlung über sein Deckenfres­ko in Rott. Doch auch heuer bietet das von Schriftlei­ter Werner Fees-Buchecker zusammenge­stellte Werk viel mehr.

Dagmar Dietrich, die frühere Hauptkonse­rvatorin, kennt aus berufliche­n Gründen in Landsbergs Altstadt jedes Haus und jede Kirche. Darunter auch das hinter dem Hochaltar in der Stadtpfarr­kirche Mariä Himmelfahr­t versteckte Epitaph des Arztes Cyriacus Weber, das dieser im Jahr 1570 für sich und seine Familie errichten ließ. Es zählt zu den bedeutends­ten Grabdenkma­len der Kirche und war vor sechs Jahren mit finanziell­er Beteiligun­g des Historisch­en Vereins restaurier­t worden. Das aus Sandstein gehauene Epitaph weckt mit seinem lebensgroß­en Totengerip­pe die Neugier, seiner Geschichte weiter nachzuspür­en, als dies bisher geschehen ist, Dietrich. In ihrem Beitrag stellt sie unter anderem dar, welchen Einfluss der flämische Anatom Andreas Vesalius auf die Gestaltung des Grabdenkma­ls hatte.

Mit den Heiratsmat­rikeln der Stadtpfarr­kirche Mariä Himmelfahr­t der Jahre 1584 bis 1742 hat sich der ehemalige Stadtheima­tpfleger Anton Lichtenste­rn beschäftig­t. Für ihn sind sie eine wichtige Quelle über die Zuwanderun­g nach Landsberg in dieser Zeit. Lichtenste­rn betreibt in seinem Artikel Mobilitäts­forschung, schreibt über Eheschließ­ungen, die Herkunft von Neubürgern und die Berufe der Einwohner. Seine Untersuchu­ng habe vor allem eines gezeigt: Von Anfang an war die Landsberge­r Stadtgesel­lschaft offen für die Zuwanderun­g von Männern und von Frauen.

Den Landsberge­r Burgfriede­n hat ein Beitrag von Thomas Pfundner zum Inhalt. Der Ausdruck bezeichnet­e im Mittelalte­r einen Hoheitsber­eich um eine Burg. Auch die aufstreben­den Städte waren daran interessie­rt, Gewalt, Raub, Unrecht und streitlust­ige Gesellen von ihren Mauern fernzuhalt­en. In Landsberg wird der Burgfriede­n erstmals 1528 erwähnt. Burgfrieds­teine und Friedsäule­n markierten die Grenze des Gebiets. Einige davon gibt es heute noch, etwa am Kauferinge­r Weg oberhalb von Sandau oder aber in unmittelba­rer Nähe zum großen Verteilerk­reisel im Osten der Stadt.

Ein bedeutende­r Landsberge­r war Hubert von Herkomer. An ihn erinnern zwei Artikel in den aktuellen Geschichts­blättern. Franz Xaver Rößle stellt Bilder und Fotos mit Landsberge­r Motiven vor, die von dem in England und Deutschlan­d lebenden Künstler stammen. Wolfgang Weiße schreibt über die Ehrenschal­e der Stadt München für die Herkomer-Konkurrenz des Jahres 1905. Weiße bezeichnet es als Glück, dass dieser zweite Preis entdeckt wurde, da die Siegertrop­häe im Dritten Reich eingeschmo­lzen wurde und nur noch das Porträt des Siegers an die Rallye erinnere.

Über die Entwicklun­g der katholisch­en Jugendarbe­it in der Pfarrei Mariä Himmelfahr­t vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zur Gründung der Bundesrepu­blik im Jahr 1955 berichtet Viola Kohlberger. Es war Pfarrvikar Josef Hartlmaier, der die während des nationalso­zialistisc­hen Regimes aufgewachs­enen Jugendlich­en um sich versammelt­e und die Jugendarbe­it in Landsberg aufbaute. Er sei Vorbild, Unterstütz­er, Mentor und Fürspreche­r gewesen. Projekte wie der Bau eines Juschreibt gendheims, Theaterauf­führungen oder Auslandsre­isen seien weit über das Maß einer gewöhnlich­en Pfarrjugen­darbeit hinaus gegangen.

Der zweite Teil der Geschichts­blätter nimmt den Maler Johann Baptist Baader ins Visier. Sein Geburtstag jährt sich, wie bereits berichtet, heuer zum 300. Mal. Geboren wurde der in der Bevölkerun­g später nur „Lechhansl“genannte Künstler in Lechmühlen, einem Ortsteil der Gemeinde Fuchstal. Dort haben sich Albert Thurner und Günther Kraus auf Spurensuch­e gemacht und gefragt, was vor Ort heute noch an Baader erinnert.

In der Kirche St. Johann in Rott hat sich ein Deckenfres­ko des Malers erhalten. Doch es war nicht immer zu sehen. 100 Jahre nach seiner Fertigstel­lung, im Jahr 1877, wurden die Gemälde überpinsel­t. Wie es dazu kommen konnte und warum die Kirche später wieder in ihren ursprüngli­chen Zustand versetzt wurde, darüber informiert Konrad Erhard in seinem Beitrag.

Mitglieder des Historisch­en Vereins erhalten die Geschichts­blätter in der Geschäftss­telle des Vereins im Rei sebüro Vivell. Im freien Verkauf sind sie im Fremdenver­kehrsamt sowie im Lands berger Buchhandel erhältlich.

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Das Grabmal des Mediziners Cyriacus Weber befindet sich etwas versteckt hinter dem Hochaltar der Stadtpfarr­kirche Mariä Himmelfahr­t in Landsberg. Zum Ende der Restaurier­ung Ende 2010 konnte LT Fotograf Thors ten Jordan einige Aufnahmen ohne das...
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Foto: Wolfgang Weiße Die Ehrenschal­e, die die Stadt München für die Herkomer Rallye im Jahr 1905 stiftete. Das Foto zeigt die Gesamtansi­cht der Schale aus Goldmetall mit Opalbesatz. Zu sehen sind unter anderem zwei Putti im Kampf um den Siegeskran­z.
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Foto: Thorsten Jordan Diese Burgfriede­nssäule hat sich an der Befeuerung des Fliegerhor­stes unweit der Ep fenhauser Straße bei Landsberg erhalten.
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Foto: leit Johann Baptist Baader wurde in Lech mühlen (Wegkapelle) geboren.
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Foto: Thorsten Jordan Die Geschichts­blätter sind auch im Buch handel erhältlich.
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Foto: leit Ein Sonderteil der Geschichts­blätter widmet sich dem „Lechhansl“.
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Foto: Kohlberger Josef Hartlmaier prägte die Jugendarbe­it in der Nachkriegs­zeit.

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