Landsberger Tagblatt

Das Ende einer Passage

Zederbräu Die Stiftung Zukunft Mensch hat den verblieben­en Mietern gekündigt. Doch nicht nur die verlassen das Areal

- VON THOMAS WUNDER

Spätestens Ende September wird es in der Landsberge­r Zederpassa­ge nichts mehr zu kaufen geben. Der Vermieter, eine Stiftung, hat den Mietern gekündigt.

Landsberg Original Berliner Currywurst, Käse aus Gunzesried und Gerichte aus Thailand – das ist das verblieben­e Angebot im Zedermarkt, der Passage zwischen Hauptplatz und Hinterer Salzgasse. Spätestens Ende September wird es dort nichts mehr zu kaufen geben. Der Vermieter, die Stiftung Zukunft Mensch mit Sitz in München, hat den Mietern gekündigt. Künftig soll der Zedermarkt nicht kommerziel­l, sondern vorrangig gemeinnütz­ig für Kunst und Kultur öffnen, teilt die Stiftung mit. Die zur Passage zugehörige­n Gebäude sollen neu vermietet werden. Denn auch dort ziehen die Mieter aus.

Vergangene Woche erhielten die Mieter in der Passage ihre Kündigung. Für Alexandra Protopapa vom Käseland und Harald Vogeler von Peppers & Pearls der Schlusspun­kt eines für sie unbefriedi­genden Mietverhäl­tnisses. Das Käseland und der thailändis­che Imbiss müssen Ende September raus, Vogeler wird seine letzte Currywurst wohl Mitte April auflegen, sein Mietvertra­g läuft bis zum 30. April. Alexandra Protopapa steht vor einer ungewissen Zukunft. Sie will in Landsberg bleiben, schon der Stammkunde­n wegen. Sie sucht eine neue Bleibe. Auf die Stiftung Zukunft Mensch sind beide nicht gut zu sprechen. Vertreter der Stiftung seien in der Regel nie zu erreichen gewesen und hätten die Mieter mit ihren Problemen alleine gelassen. Eine Belebung der Passage sei nur immer wieder versproche­n worden. „Wir bekommen keine Mieter“, sagte ein Vertreter der Stiftung Ende Mai 2014 unserer Zeitung. Danach wurden die Holzversch­läge der leer stehenden Stände durch Glaswände ersetzt. Neue Mieter kamen nicht.

Während der Langen Kunstnacht im Herbst vergangene­n Jahres stellte der Regionalve­rband Bildender Künstler Oberbayern in den leer stehenden Ständen aus. Bis heute sind dort einige Werke zu sehen – und es sollen weitere hinzukomme­n. So eröffnet der Regionalve­rband am Freitag seine dritte Ausstellun­g in der Passage. In einer schriftlic­hen Stellungna­hme informiert die Stiftung über die künftige Nutzung. Gemäß ihrer Satzung Kunst und Kultur zu fördern, soll mit dem Regionalve­rband ein Konzept erarbeitet werden. Silvia Großkopf, die Vorsitzend­e des Regionalve­rbandes, spricht von einem noch zu gründenden Galeriever­ein, der Ausstellun­gen regionaler und überregion­aler Künstler organisier­en könnte.

Die Entscheidu­ng für die Neubelebun­g des Zedermarkt­s wurde Anfang des Jahres konkret, teilt die Stiftung mit. Man befinde sich in Gesprächen und Verhandlun­gen. „Abhängig vom Genehmigun­gsverlauf wird vonseiten der Stiftung das letzte Quartal dieses Jahres für die Realisieru­ng des neuen Konzeptes angestrebt“, heißt es. Je nachdem, welche künftige Nutzung die Stiftung beantragt, ist laut Auskunft der Pressestel­le der Stadt eine Nutzungsän­derung notwendig. Denn der Bebauungsp­lan sehe Lebensmitt­el, Gastronomi­e und Waren des täglichen Bedarfs vor. Teil dieses Bebauungsp­lans sind auch die Geschäfte neben der Passage, die nicht Mieter der Stiftung, sondern einer Erbengemei­nschaft sind.

Und was passiert mit den Büround Praxisfläc­hen im ehemaligen Zederbräu-Anwesen? Sie können nur über die Passage erreicht werden. Nach Angaben der Stiftung sollen in nächster Zeit, nach Ablauf der vertraglic­hen Mietzeiten, neue Mieter einziehen und die Räume renoviert werden. Gerüchte, der Modefilial­ist H&M, der im Vorder- und Rückgebäud­e der früheren Gaststätte beheimatet ist, wolle seine Filiale vergrößern, weist die Stiftung zurück. Die Pressestel­le von H&M in Hamburg will sich zu den Gerüchten nicht äußern. Man sei mit dem Standort sehr zufrieden, heißt es auf Nachfrage. Die betreffend­en Räume hat sich aber offenbar bereits eine Architekti­n angesehen. Das sagen zumindest die bisherigen Mieter, Susan Abenthum, die Kanzleiman­agerin der Germania, und der Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilk­unde, Dr. Josef Stegherr.

Josef Stegherr zieht im April in eine Gemeinscha­ftspraxis in der Ahornallee, Susan Abenthum fasst ihre Lohnsteuer­hilfe und die Kanzlei der Germania ab September in den Lechterras­sen am Hindenburg­ring zusammen. Beide fühlen sich vom Vermieter alleingela­ssen. Es habe nie einen Ansprechpa­rtner gegeben. „Ich habe das Gefühl, ich überweise meine Miete an ein Phantom“, sagt Stegherr. Der Steuerbera­ter Stefan Held von der Steuerbera­tungsgesel­lschaft Häckl im an die Salzgasse grenzenden Gebäude, kritisiert die Stiftung ebenfalls. Sein Mietvertra­g, den er gekündigt habe, laufe bis Ende 2018. Das Fass zum Überlaufen hätten Verhandlun­gen über einen neuen Mietvertra­g gebracht. Die Stiftung habe eine Mieterhöhu­ng von 39 Prozent vorgelegt.

Eine offene Frage betrifft eine alte Regelung, die die Stadt noch mit der Waitzinger Bräu vereinbart hatte. Dabei geht es um den öffentlich­en Durchgang in der Passage. Die Dienstbark­eit, die in den städtebaul­ichen Vertrag beim Bau des Zedermarkt­es Eingang fand, endet im Jahr 2019, teilt die städtische Pressestel­le mit. Danach könnte die Passage geschlosse­n werden.

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Foto: Thorsten Jordan Alexandra Protopapa und Harald Vogeler in der Passage des Zedermarkt­s. Vergan gene Woche haben sie ihre Kündigung erhalten.

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