Das Ende einer Passage
Zederbräu Die Stiftung Zukunft Mensch hat den verbliebenen Mietern gekündigt. Doch nicht nur die verlassen das Areal
Spätestens Ende September wird es in der Landsberger Zederpassage nichts mehr zu kaufen geben. Der Vermieter, eine Stiftung, hat den Mietern gekündigt.
Landsberg Original Berliner Currywurst, Käse aus Gunzesried und Gerichte aus Thailand – das ist das verbliebene Angebot im Zedermarkt, der Passage zwischen Hauptplatz und Hinterer Salzgasse. Spätestens Ende September wird es dort nichts mehr zu kaufen geben. Der Vermieter, die Stiftung Zukunft Mensch mit Sitz in München, hat den Mietern gekündigt. Künftig soll der Zedermarkt nicht kommerziell, sondern vorrangig gemeinnützig für Kunst und Kultur öffnen, teilt die Stiftung mit. Die zur Passage zugehörigen Gebäude sollen neu vermietet werden. Denn auch dort ziehen die Mieter aus.
Vergangene Woche erhielten die Mieter in der Passage ihre Kündigung. Für Alexandra Protopapa vom Käseland und Harald Vogeler von Peppers & Pearls der Schlusspunkt eines für sie unbefriedigenden Mietverhältnisses. Das Käseland und der thailändische Imbiss müssen Ende September raus, Vogeler wird seine letzte Currywurst wohl Mitte April auflegen, sein Mietvertrag läuft bis zum 30. April. Alexandra Protopapa steht vor einer ungewissen Zukunft. Sie will in Landsberg bleiben, schon der Stammkunden wegen. Sie sucht eine neue Bleibe. Auf die Stiftung Zukunft Mensch sind beide nicht gut zu sprechen. Vertreter der Stiftung seien in der Regel nie zu erreichen gewesen und hätten die Mieter mit ihren Problemen alleine gelassen. Eine Belebung der Passage sei nur immer wieder versprochen worden. „Wir bekommen keine Mieter“, sagte ein Vertreter der Stiftung Ende Mai 2014 unserer Zeitung. Danach wurden die Holzverschläge der leer stehenden Stände durch Glaswände ersetzt. Neue Mieter kamen nicht.
Während der Langen Kunstnacht im Herbst vergangenen Jahres stellte der Regionalverband Bildender Künstler Oberbayern in den leer stehenden Ständen aus. Bis heute sind dort einige Werke zu sehen – und es sollen weitere hinzukommen. So eröffnet der Regionalverband am Freitag seine dritte Ausstellung in der Passage. In einer schriftlichen Stellungnahme informiert die Stiftung über die künftige Nutzung. Gemäß ihrer Satzung Kunst und Kultur zu fördern, soll mit dem Regionalverband ein Konzept erarbeitet werden. Silvia Großkopf, die Vorsitzende des Regionalverbandes, spricht von einem noch zu gründenden Galerieverein, der Ausstellungen regionaler und überregionaler Künstler organisieren könnte.
Die Entscheidung für die Neubelebung des Zedermarkts wurde Anfang des Jahres konkret, teilt die Stiftung mit. Man befinde sich in Gesprächen und Verhandlungen. „Abhängig vom Genehmigungsverlauf wird vonseiten der Stiftung das letzte Quartal dieses Jahres für die Realisierung des neuen Konzeptes angestrebt“, heißt es. Je nachdem, welche künftige Nutzung die Stiftung beantragt, ist laut Auskunft der Pressestelle der Stadt eine Nutzungsänderung notwendig. Denn der Bebauungsplan sehe Lebensmittel, Gastronomie und Waren des täglichen Bedarfs vor. Teil dieses Bebauungsplans sind auch die Geschäfte neben der Passage, die nicht Mieter der Stiftung, sondern einer Erbengemeinschaft sind.
Und was passiert mit den Büround Praxisflächen im ehemaligen Zederbräu-Anwesen? Sie können nur über die Passage erreicht werden. Nach Angaben der Stiftung sollen in nächster Zeit, nach Ablauf der vertraglichen Mietzeiten, neue Mieter einziehen und die Räume renoviert werden. Gerüchte, der Modefilialist H&M, der im Vorder- und Rückgebäude der früheren Gaststätte beheimatet ist, wolle seine Filiale vergrößern, weist die Stiftung zurück. Die Pressestelle von H&M in Hamburg will sich zu den Gerüchten nicht äußern. Man sei mit dem Standort sehr zufrieden, heißt es auf Nachfrage. Die betreffenden Räume hat sich aber offenbar bereits eine Architektin angesehen. Das sagen zumindest die bisherigen Mieter, Susan Abenthum, die Kanzleimanagerin der Germania, und der Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Dr. Josef Stegherr.
Josef Stegherr zieht im April in eine Gemeinschaftspraxis in der Ahornallee, Susan Abenthum fasst ihre Lohnsteuerhilfe und die Kanzlei der Germania ab September in den Lechterrassen am Hindenburgring zusammen. Beide fühlen sich vom Vermieter alleingelassen. Es habe nie einen Ansprechpartner gegeben. „Ich habe das Gefühl, ich überweise meine Miete an ein Phantom“, sagt Stegherr. Der Steuerberater Stefan Held von der Steuerberatungsgesellschaft Häckl im an die Salzgasse grenzenden Gebäude, kritisiert die Stiftung ebenfalls. Sein Mietvertrag, den er gekündigt habe, laufe bis Ende 2018. Das Fass zum Überlaufen hätten Verhandlungen über einen neuen Mietvertrag gebracht. Die Stiftung habe eine Mieterhöhung von 39 Prozent vorgelegt.
Eine offene Frage betrifft eine alte Regelung, die die Stadt noch mit der Waitzinger Bräu vereinbart hatte. Dabei geht es um den öffentlichen Durchgang in der Passage. Die Dienstbarkeit, die in den städtebaulichen Vertrag beim Bau des Zedermarktes Eingang fand, endet im Jahr 2019, teilt die städtische Pressestelle mit. Danach könnte die Passage geschlossen werden.