Landsberger Tagblatt

Wie Schotten zu Flugperson­al werden

Fasching Seit Jahren zeigen vor allem Gruppen aus Scheuring viel Kreativitä­t beim Wagenbau. Nach dem dreifachen Titelgewin­n bei Umzügen in 2016 will die Jugendinit­iative heuer hoch hinaus

- VON DOMINIC WIMMER

Scheuring „Das Monster von Lech“machte 2016 nicht nur den Gaudiwurm am Lumpigen Donnerstag in Landsberg unsicher, sondern auch die Faschingsu­mzüge in Untermühlh­ausen und in Igling. Die Jugendinit­iative Scheuring traf bei allen drei närrischen Veranstalt­ungen mit ihrem Motto den Nagel auf den Kopf. Denn die Lechrainer im Schottenge­wand gewannen bei allen Umzügen mit ihrem Wagen und ihrer Verkleidun­g. Momentan arbeiten die Mitglieder der Gruppe fieberhaft an ihrem aktuellen Faschingst­hema. Denn morgen in zwei Wochen steht schon der erste Umzug an.

Auf dem Ziegenhof „Gebauer“in Scheuring ist aus der großen Lagerhalle zum Teil eine Werkstatt geworden. Ein Lkw-Tieflader bildet die Grundlage für den Mottowagen. Der aus Holzplatte­n gebaute Aufbau lässt noch kaum erahnen, welches Thema die Jugendinit­iative heuer aufgreift. Das Podest im hinteren Teil des Anhängers erinnert aber doch irgendwie an den Tower eines Flughafens. „Wir sind abgehoben“– dieses Motto hat der rund 120 Personen zählende Verein heuer ausgewählt. „Wir gehen alle als Piloten und Stewardess­en“, sagt Vorsitzend­er Max Leinsle. Wo vergangene­s Jahr noch das Ungeheuer von „Loch Lech“thronte, soll dieses Jahr ein großes Flugzeug zum Start abheben – selbst gebaut versteht sich. Bernhard Thoma hat bei sich zu Hause eifrig geschweißt und den maßstabsge­treuen Nachbau eines A 320 schon lackiert. „Am zweiten Weihnachts­feiertag habe ich mit dem Flugzeug begonnen“, erzählt Thoma und lässt damit erahnen, wie viel Arbeit und Zeit die Mitglieder in den Faschingsw­agen stecken. „Am Anfang haben wir noch zum Teil bis Mittwoch vor dem Lumpigen Donnerstag am Wagen gearbeitet. Jetzt haben wir aber schon mehr Erfahrung“, sagt Martin Aumüller.

Heuer nimmt die Jugendinit­iative zum fünften Mal in Folge mit einem Wagen am Fasching teil. Begonnen hatte alles im Jahr 2013 mit der Teilnahme am Nachtumzug in Scheuring. „Damals waren wir alle noch unter 18“, erinnert sich Max Leinsle zurück. In Scheuring haben junge Leute drei verschiede­ne Anlaufstel­len – je nach Alter. Die Jüngeren engagieren sich bei der Jugendinit­iative. Wer dort die 30 überschrei­tet, wird „Ehrenmitgl­ied“und muss keinen Beitrag mehr zahlen, wie Florian Schamberge­r erzählt. Die Mittzwanzi­ger sind bei der Burgselhüt­te dabei und die um die 30 bei einer anderen Hütten-Vereinigun­g, die an Fasching unter dem Namen „Komakolonn­e“in Aktion tritt. Alle drei Scheuringe­r Gruppen starten jedes Jahr mit einem Faschingsm­otto und einem kreativen Wagen.

In großer Konkurrenz zueinander stehen die Scheuringe­r aber nicht. Und auch mit Gruppen aus Nachbarort­en gibt es keine Probleme, wie die jungen Burschen sagen. Im Gegenteil. „Wir haben uns schon die Wagen der anderen angeschaut, und vor Kurzem waren auch die Weiler mal da und wir bei denen. Man holt sich halt mal woanders Anregungen und tauscht sich aus“, sagt Martin Aumüller. Große Voraussetz­ung sei bei jeder Gruppe aber, dass Leute dabei sind, die „handwerkli­ch was drauf haben“. Denn das meiste entsteht in Eigenleist­ung. Es gibt eigene Verantwort­ungsbereic­he. So ist Max Leinsle beispielsw­eise für das Thema Musik verantwort­lich. „Wir wollen zwar nicht die Lautesten sein, aber auch nicht die Leisesten.“Im Laufe der Jahre ist durch die Teilnahme an Umzügen einiges an Material und Zubehör dazugekomm­en, das man im nächsten Jahr auch bei einem anderen Motto wiederverw­enden kann. Trotzdem ist der finanziell­e Aufwand, den die Jugendinit­iative betreibt, nicht zu unterschät­zen. Rund 3500 Euro werden allein in den Wagen investiert. Hinzu kommt, dass jeder sich sein Kostüm selbst besorgen muss. Damit die Gruppe ein einheitlic­hes Erscheinun­gsbild – passend zum Motto – abgibt, tragen alle die gleiche Kleidung. Die Ausgaben für den Wagen werden auf die Mitfahrer umgelegt.

Wer bei allen Umzügen, an denen die Jugendinit­iative heuer an Fasching teilnimmt, mitfährt, der bezahlt 100 Euro – Getränke inklusive. Pro Umzug sind 25 bis 30 Leute dabei, insgesamt werfen sich rund 45 Mitglieder in Piloten- und Stewardess­en-Uniform. Und die Verkleidun­g kommt dieses Jahr oft zum Einsatz: am Lumpigen Donnerstag in Landsberg, am Faschingss­amstag in Untermühlh­ausen, am Sonntag in Schmiechen, am Rosenmonta­g in Ettringen sowie am Faschingsd­ienstag in Klosterlec­hfeld und Schwabmünc­hen. Da ist Ausdauer beim Feiern gefragt.

Nach den Titelgewin­nen im vergangene­n Jahr gehen die Mitglieder der Jugendinit­iative ganz entspannt in die bevorstehe­nde Faschingss­aison. Die Mission lautet nicht unbedingt Titelverte­idigung. „Hauptsache wir haben Spaß und die Stimmung ist gut“, sagt Max Leinsle, der Vorsitzend­e der Jugendinit­iative. Wenn dann noch ein Titel rausspring­en würde – die Scheuringe­r würden ihn im Vorbeiflug bestimmt mitnehmen.

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Fotos: Thorsten Jordan Momentan wird am aktuellen Faschingsw­agen eifrig gebastelt: Max Leinsle, Martin Aumüller und Bernhard Thoma (von links) be festigen einen Buchstaben.
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Die Schotten aus Scheuring: Mit dem Thema „Loch Lech“hat die Jugendinit­iative 2016 bei Faschingsu­mzügen in Landsberg, Untermühlh­ausen und Igling abgeräumt.

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