Ein breiter Mix fürs Blaue Haus
Der Dießener Gemeinderat will den Saal nicht nur mit Kunst und Kultur, sondern auch mit privaten Feiern, politischen Veranstaltungen und Firmenevents bespielen
Was wird im Blauen Haus an der Dießener Prinz-Ludwig-Straße geboten sein, wenn am 31. Juli der Mietvertrag des Architekten Jürgen Bahls abläuft? In der jüngsten Sitzung hatte der Gemeinderat zunächst einmal den Veranstaltungsund Ausstellungssaal im Parterre im Blick, als es um die Nutzungsbedingungen ging.
Angestrebt ist dabei offenbar ein breiter Nutzungsmix: Neben Kunst und Kultur sollen auch viele andersartige Veranstaltungen dort abgehalten werden können, lautete der Vorschlag von Verwaltung und drei Gemeinderatsvertretern: zum Beispiel Hochzeiten und Hochzeitsjubiläen, runde Geburtstage, Firmenfeiern, aber auch politische Veranstaltungen. Als Miete wurden von der Runde 50 Euro pro Tag, 150 Euro für ein Wochenende und 200 Euro für eine Woche vorgeschlagen, wobei für gewerbliche Veranstaltungen die Miete verdoppelt werden soll – dies alles netto, also zuzüglich Mehrwertsteuer. Die Nutzungsbedingungen, erklärte Geschäftsstellenleiter Karl Heinz Springer, sollen erst einmal für ein Jahr gelten.
Fix ist das alles noch nicht, denn im Gemeinderat wurden einige Änderungswünsche formuliert. So wollten die UBV-Gemeinderäte eine Ermäßigung für Künstler erreichen. Andererseits machte Martin Brink (Freie Wähler) darauf aufmerksam, dass Künstler letztlich auch gewerblich tätig seien, und regte an, den Raum auch Vereinen zur Verfügung zu stellen – und zwar mit einem Rabatt gegenüber gewerblichen Veranstaltungen. Ähnlich sah das Hannelore Baur (SPD): Sie wollte eine Trennlinie zwischen Veranstaltungen mit und ohne Eintrittserhebung ziehen.
Schließlich wurde noch über den Garten am Blauen Haus diskutiert: Michael Behrendt (UBV) regte an, die das Grundstück umgebenden Sträucher zu entfernen, damit der Garten als öffentlicher Raum genutzt werden kann. Außerdem solle er nicht für Feste mitvermietet werden. Dagegen befürchtete Peter Fastl (Freie Wähler), dass der Garten dann leichter zum Beispiel als Hundeklo missbraucht werden könnte, wenn er leichter zugänglich ist. Förmlich abgestimmt wurde über die vorgetragenen Anregungen nicht. Sie sollen nun nochmals verwaltungsintern und mit den drei Gemeinderatsvertretern behandelt werden. So ganz viel Gewicht wollte denn auch Karl Heinz Springer dem Regelwerk nicht beimessen: „Das gilt ja erst einmal nur für ein Jahr.“
Und zwar ab 1. August. Bis dahin ist das Blaue Haus noch von dem inzwischen aus Dießen an die Ostsee umgezogenen Architekten Jürgen Bahls vermietet, der Teile davon wiederum an andere Architekten, eine IT-Firma, eine FotografieAkademie und die Textilgestalterin Christiane Graf untervermietet hat, die hier unter anderem ein „Hauscafé“und bislang auch das Kulturforum betreibt – und im verbleibenden halben Jahr auch noch einiges vorhat, wie sie dem LT sagte. „Wir machen noch eine ganze Menge Veranstaltungen“: Ab 15. Februar stellt der Dießener Künstler Claus Bayerle aus und im April kommt BAP-Sänger Wolfgang Niedecken mit seinem Resozialisierungsprojekt für ugandische Kindersoldaten ins Blaue Haus, kündigt Graf an.
Wie es ab dem 1. August im Blauen Haus weitergeht, darüber verlauten aus dem Rathaus bislang keine weiteren Erkenntnisse. Im Haushalt sind lediglich rund 173000 Euro für Sanierungsmaßnahmen eingeplant. Die Zahl basiere auf den in einem Gutachten genannten möglichen Maßnahmen, erklärt Gustav Arnold vom gemeindlichen Bauamt. Wann und in welchem Umfang die darin genannten Maßnahmen umgesetzt werden, sei offen.
Christiane Graf geht indes davon aus, dass sich am 1. August wohl nichts ändern werde: Die Gemeinde habe den Mietern schriftlich zugesagt, alles so belassen zu wollen. Die einzige Änderung beträfe demnach den Veranstaltungssaal, den künftig die Gemeinde selbst vermieten wird.