Von Berlin nach Rügen
Die Fotofreunde des Landsberger Alpenvereins treffen sich am Donnerstag, 16. Februar, um 19.30 Uhr im Vereinsheim an der Malteserstraße zu einer Vortragsveranstaltung mit dem Multimediavortrag „Mit dem Kreuzfahrtschiff von Berlin zur Insel Rügen“. Landsberg Geht es nach dem Besucherzuspruch, dann war das vierte Landsberger Zukunftsforum das interessanteste. Auf den Sitzplätzen auf der Tribune im Sitzungssaal des Historischen Rathauses wurde es eng, als über die Themen Bauen und Wohnen referiert wurde. Berichtet wurde über Erfahrungen aus bayerischen Modellprojekten und über neue Wohnformen. Was davon auch für Landsberg passt, das müsse vor Ort entschieden werden, sagten die Referentinnen. Schließlich gebe es eine Vielzahl an Projekten.
Stadtrat Berthold Lesch gehört dem Strategieteam „Bauen & Wohnen“an. „Wir wollen junge Leute in der Stadt halten und generationenübergreifendes Wohnen anbieten“, sagte er zum Auftakt des Zukunftsforums. Mit dem Landsberger Modell und seiner sozialen Bodennutzung sei schon ein wichtiger Schritt getan, damit sich junge Menschen und Familien eine bezahlbare Immobilie anschaffen können. Projektleiter Ralf Stappen erinnerte an die Auswertung der Bürgerbefragung, bei der deutlich geworden sei, wie groß die Nachfrage nach Wohnraum (Miete und Eigentum) ist.
Den Auftakt machte Ministerialrätin Karin Sandeck von der Obersten Baubehörde im Bayerischen Innenministerium. „Wir kümmern uns um die Zukunft des Wohnens“, sagte sie, ehe sie über familienfreundliches und bezahlbares Wohnen in Neubau und Bestand referierte und dabei ihre Erfahrungen mit Modellprojekten darstellte, die gefördert wurden. Zum Beispiel ein Projekt am Ackermannbogen in München. Dort würden 92 Haushalte in einem Mehrgenerationenhaus unter dem Motto „Wir achten aufeinander“leben. Wohnen in allen Lebensphasen sei seit 2009 mitten in Neugablonz bei Kaufbeuren möglich. Ein Vorzeigeprojekt in Sachen Demografie sei auch das Mehrgenerationenwohnen in Königsbrunn. „Dort gibt es interessante Grundrisse“, meinte Sandeck. Jede Wohnung habe einen eigenen Garten oder eine Dachterrasse. Das Projekt sei so erfolgreich, dass derzeit ein zweiter Teil errichtet werde.
Wie generationenübergreifendes Wohnen auch finanzierbar und dennoch energetisch auf hohem Niveau gebaut werden kann, zeige sich bei einem Projekt in Freising. Mit nachhaltigen Baustoffen sei es gelungen, familienfreundlich zu bauen. Dazu sei aber auch auf Standards verzichtet worden. Zum Beispiel auf einen Aufzug. Vielmehr könnten die vier Stockwerke über eine fahrbare Plattform erreicht werden. Die sei in Erstellung und Antrieb günstiger. „Als gemeinsamer Treffpunkt dient dort übrigens ein gemeinsamer Waschsalon“, sagte Sandeck.
Was tun, wenn nur wenig Platz zur Verfügung steht? Auch auf diese Frage antwortete die Ministerialdirektorin mit Modellprojekten. Ist eine Nachverdichtung in der Fläche nicht möglich, dann könne es eine Option sein, um eine Etage aufzustocken. Mehr Platz könne auch gewonnen werden, wenn es gelingt, ein Grundstück optimal auszunutzen. Wie in Neu-Ulm. Dort wurde der Garten in den ersten Stock verlegt. Darunter befänden sich ein Kindergarten und eine Kindertagesstätte – in ausreichendem Abstand zu den Wohnungen. Verhindert die Stellplatzordnung einer Stadt einen Neubau, ist laut Sandeck Verhandlungsgeschick gefragt. In Neu-Ulm seien die Anforderungen für den geförderten Wohnungsbau reduziert worden. Begründung: Bewohner von Sozialwohnungen hätten häufig kein Auto, daher könne auf Parkplätze verzichtet werden.
Sabine Wenng von der Koordinationsstelle Wohnen im Alter aus München stellte neue Wohnformen vor. Kurz vor der Rente oder im hohen Alter stelle sich für viele Menschen die Frage, ob sie zu Hause wohnen bleiben oder in eine neue Wohnform umziehen. Der am häufigsten geäußerte Wunsch sei generationenübergreifendes Wohnen.
Bereits Jahre erprobt seien Wohnpartnerschaften zwischen alleinstehenden Rentnern und Studenten in München. Das Projekt werde vom Studentenwerk koordiniert und diene auch der Integration vieler ausländischer Studenten. Betreutes Wohnen sei im Umland von München mittlerweile gang und gäbe. Dabei sei das soziale Miteinander entscheidend, wenn über das bestehende Angebot eine gute Hausgemeinschaft entstehen soll. Darüber hinaus gebe es auch reine Seniorenhausgemeinschaften. Dort gebe es Gemeinschaftsräume und einen Hausnotruf. Als Beispiel nannte Wenng ein Projekt mit acht Wohnungen in München.
Wer neue Wohnformen plant, muss sich nach Meinung von Sabine Wenng im Vorfeld darüber klar werden, in welche Richtung es gehen soll – selbstorganisiert oder von Investoren gesteuert. Auf der einen Seite stehe die hohe Selbstverpflichtung der Bewohner, auf der anderen die Anleitung von Fachleuten. „Wo verorte ich mich?“, sei eine wichtige Frage, wenn eine neue Wohnform entwickelt werden soll.
Das nächste, mittlerweile fünfte, Landsberger Zukunftsforum fin det am Dienstag, 21. März, um 19 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses statt. Das Thema das Abends: „Bildung + Soziales“mit den Vorträgen „LebensWerte Kom mune – demografischer Wandel – Chan cen und Risiken“mit Kerstin Schmid aus Minden und „Der Weg zur Bürger kommune: Neue Bürgerbeteiligungs formen für Kommunen“mit Dr. Jan Hen drik Kamlage aus Essen.