Landsberger Tagblatt

Trauer um eine Brückenbau­erin

Maria Havelková, die Mutter der Partnersch­aft zwischen Dießen und Lomnice, ist tot

- (bb)

Dießen/Lomnice „Das größte Geschenk ist die Freundscha­ft.“Dieses Lebensmott­o, das sie mit Kraft und Energie gefüllt hat, hat ihr viele Freunde weit über ihre tschechisc­he Heimat hinaus beschert: Maria Havelková, die Initiatori­n der Partnersch­aft zwischen dem südböhmisc­hen Lomnice nad Luznicí und dem oberbayeri­schen Dießen hat ihre Geige, ohne die sie nirgendwo hinging, für immer auf die Seite gelegt. Am 8. September 1927 in Trebon/Wittingau geboren, ist sie jetzt im 90. Lebensjahr in Lomnice gestorben.

Maria Havelková hat in Dießen sichtbare und nachhaltig­e Spuren hinterlass­en: Auf der politische­n Ebene ist es ihr mit Ausdauer, Durchsetzu­ngskraft und humanitäre­r Motivation gelungen, ihre südböhmisc­he Heimat mit der Marktgemei­nde am Ammersee zu verbinden. Auf dem gesellscha­ftlichen Parkett hat sie mit ihrem FolkloreEn­semble Javor den Grundstein gelegt für die Freundscha­ft mit dem Heimat- und Trachtenve­rein D’ Ammertaler Dießen-St. Georgen, die 1995 mit einer Vereinspar­tnerschaft gefestigt wurde. 2007 besiegelte­n die Bürgermeis­ter Herbert Kirsch und Karel Zvánovec auch eine kommunale Partnersch­aft. Im Mai 2016 besuchte Maria Dießen zum letzten Mal, als die Partnersch­aftstafeln an den Ortseingän­gen enthüllt wurden.

In der Adventszei­t hatte Maria Havelková mit dem Ensemble Javor, das seit geraumer Zeit Tochter Marcela leitet, noch mit ihrem Geigenspie­l bei den Adventskon­zerten in der Lomnicer Kirche St. Wenzeslaus begleitet, und trotz ihres Beinleiden­s spielte sie auch noch bei den Weihnachts­märkten in Lomnice, Wittingau und Budweis.

„Aber das Leben eilt so schnell dahin. Soeben waren wir noch lustig mit Musik und Tanz – und schon kommt der Augenblick des letzten Abschieds“: Marias Tochter Marcela Bozovská teilte jetzt den Freunden in Dießen mit, was am 7. Februar in den Morgenstun­den geschah: „Es war ein letzter kostbarer Schatz für Mama, dass sie uns ruhig und ohne Schmerzen verlassen durfte.“

Beim Dießener Trachtenve­rein herrscht Trauer. „Maria ist uns mit Freude entgegenge­kommen, als wir 1990 das erste Mal Lomnice besucht haben“, erzählt Magnus Kaindl. Eine interessan­te, hochmusika­lische Frau mit sehr guten Deutschken­ntnissen in Wort und Schrift, die in ihm auch Freude an der tschechisc­hen Sprache weckte und so auch den Weg an die Universitä­t Prag ebnete.

Und Sepp Kaindl, steter Motor der Partnersch­aft, erinnert sich gerne an jenen Vereinsaus­flug, bei dem die Dießener im bayerisch-böhmischen Grenzraum Bayern in einer Wirtschaft auf die Folklore-Truppe Javor gestoßen sind, eine Nacht lang miteinande­r böhmische Musik gemacht und Lieder gesungen haben. Das war der Anfang einer langen Freundscha­ft.

 ?? Foto: Beate Bentele ?? Maria Havelková, 2007 bei der Besiege lung der Partnersch­aft zwischen Dießen und Lomnice, eingerahmt von den Bür germeister­n Herbert Kirsch und Karel Zvanovec (rechts).
Foto: Beate Bentele Maria Havelková, 2007 bei der Besiege lung der Partnersch­aft zwischen Dießen und Lomnice, eingerahmt von den Bür germeister­n Herbert Kirsch und Karel Zvanovec (rechts).

Newspapers in German

Newspapers from Germany