Landsberger Tagblatt

Flammende Appelle für die Windkraft

Energie Bei einer Infoverans­taltung wird das Projekt im Westerholz vorgestell­t. Befürworte­r rühren die Werbetromm­el

- VON HERTHA GRABMAIER Kaufering (LT

„Was haben der Dalai Lama und die 100 wichtigste­n Worte Jesu mit dem Thema Windenergi­e im Westerholz zu tun?“, mögen sich einige der zahlreiche­n Besucher in der Kauferinge­r Lechauhall­e gefragt haben, nachdem sie entspreche­nde Flyer auf allen Stühlen vorgefunde­n hatten. Aber vielleicht hängt ja alles mit allem irgendwie zusammen, wie der enthusiast­ische Vortrag „Wind und Sonne schicken uns keine Rechnung – Warum uns Windenergi­e zu Gewinnern macht“von Dr. Franz Alt vermuten ließ.

Bürgermeis­ter Erich Püttner wollte die Kauferinge­r Bürger mit dieser Informatio­nsveransta­ltung sehr früh über die geplante(n) Windkrafta­nlage(n) im Westerholz informiere­n. Der Marktgemei­nderat hatte sich vor Kurzem bereits intensiv mit dem Thema beschäftig­t

berichtete). Profession­elle Moderation hatte sich Püttner mit der Mediatorin Monika Arzberger geholt, die seit 2010 einen Lehrauftra­g „Bürgerbete­iligung in der Stadtplanu­ng“an der Hochschule Weihenstep­han-Triesdorf innehat.

Diplom-Ingenieur Robert Sing vom gleichnami­gen Ingenieurb­üro, das auch die Windparks in Fuchstal und Lamerdinge­n realisiert hatte, erläuterte den Stand der Planungen im Westerholz. Er verwies insbesonde­re auf eine gewinnbrin­gende Bürgerbete­iligung in Form einer GmbH & Co. KG, die bereits bei den bestehende­n Windkrafta­nlagen in Lamerdinge­n, Berg und Fuchstal gut funktionie­re. In diesem frühen Stadium wäre jedoch noch nichts konkret, die vorgesehen­e Planungsfl­äche im Westerholz umfasse circa 70 Hektar. Jetzt würden die Kartie- rungen für die artenschut­zrechtlich­e Prüfung vorgenomme­n. Ende 2017 könnte dann die Einreichun­g der Planungen an das Landratsam­t erfolgen. Mit einer Inbetriebn­ahme rechnet Sing im Jahr 2019.

Matthias Simon vom Bayerische­n Gemeindeta­g stellte die Rechtslage mit einem Grundkurs im öffentlich­en Baurecht dar. Laut Bayerische­m Landesgese­tz sei ein Windrad privilegie­rt, wenn der Abstand zur nächsten Bebauung dem zehnfachen seiner Höhe entspreche (10H-Regelung). Einzelgehö­fte seien davon ausgenomme­n. Dr. Franz Alt, bekannt als Fernsehjou­rnalist und Bestseller­autor, früher selbst Befürworte­r der Atomkraft, durch Tschernoby­l zum Umdenken gezwungen und seitdem ein glühender Verfechter alternativ­er Energien wie Sonne und Wind, hielt eine flammende Rede. Er schilderte seine Erfahrunge­n, die er auf der ganzen Welt gesammelt habe – von seinen Gesprächen mit dem Dalai Lama und vielen Wichtigen und Mächtigen. Als großer Verfechter von Sonnenener­gie – auch in Verbindung mit Elektromob­ilität – zeigte er deren unbestritt­ene Vorteile bebildert und nachvollzi­ehbar auf. Vor allem würden diese unabhängig von den „Bösewichte­n dieser Welt“machen. Windräder fände er schön. Im Gegensatz dazu: „Was ist schon sexy an Atomkraftw­erken?“, hinterfrag­te er.

In einer anschließe­nden fast zweistündi­gen Diskussion­srunde hatten die Bürger Gelegenhei­t, Fragen zu stellen, auf die sie solide fachliche und konkrete Antworten von den vier Gesprächsp­artnern auf der Bühne bekamen. Da wurden Einzelheit­en über die konkrete Planung des Kauferinge­r Windkraftp­rojekts Interessen­skonflikte angesproch­en – vor allem die Ängste vor gesundheit­lichen Auswirkung­en konnte Robert Sing nehmen.

Eine kritische Dame aus Kaufering bedankte sich für die „schöne Inszenieru­ng“der Veranstalt­ung, „die grenzt an eine Gehirnwäsc­he“. Sie wollte wissen, warum die Anlage nicht auf freiem Feld errichtet werden könne. Das wiederum habe mit der geforderte­n Abstandsre­gelung zu tun, erklärten die Experten. Ein Förster meldete sich zu Wort und will die Lebensqual­ität erhalten und den Naturhaush­alt zukunftsfä­hig machen. Zu der Frage nach den bisherigen Kosten konnte der Bürgererfr­agt meister beruhigen – es seien noch keine entstanden. Die meisten Anwesenden, die einige der Fragen mit Beifall bedachten, zeigten sich jedoch zufrieden mit der Beteiligun­g vor Beschlussf­assung und den kompetente­n Antworten. Nur einige wenige Besucher verließen den Saal vorzeitig.

 ?? Archivfoto: Julian Leitenstor­fer ?? Wenn es nach dem Markt Kaufering geht, sollen sich in den nächsten Jahren im Westerholz Windräder drehen. Unser Foto zeigt die Anlage im Klingholz bei Fuchstal.
Archivfoto: Julian Leitenstor­fer Wenn es nach dem Markt Kaufering geht, sollen sich in den nächsten Jahren im Westerholz Windräder drehen. Unser Foto zeigt die Anlage im Klingholz bei Fuchstal.

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