Zimmer Service
Es ist fast ein bisschen wie im „Grand Budapest Hotel“, Sie wissen schon, dem skurrilen Film von Wes Anderson. Die Rezeption mit ihrer Holztheke, auf deren Font Goldbordüren ein großes Z-Initial umschmeicheln – herrlich kitschig. Dann die Einrichtung der Zimmer im russischen Empire-Stil mit Rotund Goldtönen und dazu hellbraunen Wandvertäfelungen – herrlich aus der Zeit gefallen im ansonsten so hippen Berlin. An der Wand hinter Rezeption der Hotelklassiker: drei Uhren mit Moskau-, NewYorkund Berlin-Zeit. Und irgendwie erinnert man sich dadurch auch an die Zeit, als Deutschland zwischen den beiden Weltmächten stand und Prenzlauer Berg zum russischen Sektor gehörte. Im Rücken rauscht der Verkehr auf der Schönhauser Allee, darüber rattert die als Hochbahn verkleidete U-Bahn in die Haltestelle „Eberswalder Straße“.
Davon bekommt man in den 4-Sterne-Hotelzimmern nichts mit. Denn die befinden sich im Gegensatz zur Rezeption im zweiten Hinterhaus des Jugendstilgebäudes. Dort ist es nicht nur schön ruhig. Man durchquert beim „Heimkommen“oder Fortgehen auch zwei Höfe und sieht Bewohner „normaler“Wohnungen auf ihren Balkonen – dabei macht sich ein bisschen das Gefühl breit, man sei wohntechnisch ein Berliner, man gehört irgendwie dazu. Das Gefühl ist noch stärker, wenn man eines der Zarenhof-Appartements gebucht hat, mit eigenem Wohnzimmer und eigener Küche.
Ungewöhnlich ist übrigens auch das Frühstücksbuffet. Das „Zarenfrühstück“bietet neben den Standards auch hausgemachte russische Salate, gebeizten Lachs, russische Pfannkuchen (Blinis) und Tee aus dem Samowar. Ein „Must-Eat“für viele Berlinbesucher gibt’s übrigens genau vor dem Zarenhofkomplex an der Kreuzung Schönhauser Allee/Eberswalder Straße: Currywürste von Konnopke unter der Hochbahn. Die Bude ist irgendwie auch nett skurril. Lea Thies