Wenn Musik mehr als ein Hobby ist
Stadtjugendkapelle bietet beim Jahreskonzert viel Anspruchsvolles. Auch aus Schottland
Landsberg „Weil Musik mehr als nur ein Hobby ist“: Frei nach diesem Motto spielte sich die Landsberger Stadtjugendkapelle (Juka) bei ihrem diesjährigen Jahreskonzert quer durch die Blasmusikliteratur. Die Besucher im Sportzentrum durften gute zwei Stunden lang Polka und Marsch, Pop und Schlager, aber auch Sinfonisches und Tondichtungen genießen.
Hans-Günter Schwanzer, seit 27 Jahren Leiter des erfolgreichen Klangkörpers, hatte vor Beginn des Konzerts viele, viele Hände geschüttelt. Auf der Bühne dann wirbelte er wie gewohnt vor „seinen“Musikern, führte sie sicher und dirigierte, wenn notwendig, auch mal mit Ganzkörpereinsatz.
Wie stets, agierte das Musikschulblasorchester als „Vorband“. Die Anfänger – das sind mitunter auch gestandene Erwachsene – an ihren jeweiligen Instrumenten zeigten mit „Virginia“von Jacob de Haan, dass mit ihnen auch in Zukunft zu rechnen ist. Die Stadtjugendkapelle entführte zu Beginn nach Südamerika, entzündete mit „La Cumparsita“feurige TangoLeidenschaft – und beendete diese auch gleich wieder, wird doch dieses Musikstück meist als Hinweis auf das Ende einer Tango-Competition gespielt.
Egal, schließlich düste das Orchester sofort wieder zurück in heimatliche Gefilde und landete mit ei- ner Bayerischen Polka den nächsten Treffer. Mit dem folgenden Hymnus auf die schottischen Highlands wagten sich Schwanzer und die Stadtjugendkapelle an anspruchsvolle Literatur mit vielen RegisterSoli; kleine Unsicherheiten in der Ausführung dürfen da nachgesehen werden.
Der „Einzug der Gladiatoren“, ein viel gespieltes Standardwerk von Julius Fucik, geleitete Musiker und Zuhörer in die Pause.
Die während dieser Zeit geführten Gespräche drehten sich teilweise um die derzeit etwas verfahrene Situation zwischen Stadtkapelle und Stadtjugendkapelle. Danach aber sprach erneut die Musik; der Fliegermarsch von Hermann Dostal, heimliche Hymne der Luftwaffe, lotste alle wieder zurück in die Halle.
ABBA als Begleiter
Jetzt bot das Orchester vor allem Gängiges, Unterhaltsames aus der Welt der Blasmusik. Mit dabei die Polka „Von Freund zu Freund“, ein eher sanftes Musikstück, mit feiner Melodieführung und ruhigem Rhythmus, oder auch „Children of Sanchez“, der Titelsong des gleichnamigen Films. Der Film ist, obwohl einst Anthony Quinn mitspielte, längst vergessen, die Musik hielt sich. ABBA-Hits sind dankbare Begleiter der Blasorchester, die Juka präsentierte mit „Thank You for the Music“ein Loblied auf die Musik, bei dem Schwanzer schier außer Rand und Band dirigierte. Genauso agierte er auch beim abschließenden Robbie Williams-Medley.
Natürlich will die Juka unterhalten, wie es auch der smarte Engländer in einem seiner Hits offeriert, die Musiker geben stets ihr Bestes und haben Spaß dabei. Aber: War es nur ein Eindruck, oder schwirrten die Jokes nicht so locker wie sonst von der Bühne? Vroni Gruber und Simon Albinski führten sicher durch den Abend, ließen aber ein wenig den Juka-typischen Pep vermissen. Die zwei lustigen „Tiroler“, die mit einem Soloauftritt für „Verwirrung“sorgten und das Können der Kapelle mit ein paar Fragen testeten, wirkten sehr ernst. Nicht zuletzt schienen sich auch einige der aufgeführten Musikstücke mehr als sonst an der Grenze des Machbaren zu bewegen.