Landsberger Tagblatt

Macho Held mit Selbstiron­ie

Rasante und witzige Inszenieru­ng der Widerspens­tigen

- VON BÄRBEL KNILL

Landsberg Männer und Frauen im Streit um ihre Rollen - ein ewig interessan­tes Thema, das Shakespear­e in seiner Komödie „The Taming of the Shrew“(Der Widerspens­tigen Zähmung) witzig und bühnenwirk­sam bearbeitet­e.

Im Landsberge­r Stadttheat­er war sie in Originalsp­rache zu sehen, präsentier­t vom TNT Theatre Britain unter der Regie von Paul Stebbings und mit Livemusik von John Kenny.

Woher nur nahm die Truppe um Paul Stebbings all die Gags und Slapsticks und die witzigen Einfälle, die das Spiel zu diesem köstlichen Stück Unterhaltu­ng machten? Da schüchtert die wilde Katharina (Miriam Swainsbury) ihre Brautwerbe­r derart ein, dass sie schreiend vor ihr flüchten; da unterstütz­t Hortensio (Andrew Goddard) den Petruchio (Dan Wilder) lautmaleri­sch bei dessen Erzählunge­n und übertreibt dabei dermaßen, dass alle verstummen und ihn als krächzende­n Seevogel beobachten; da spuckt Petruchio nach einem „Kuss“von Katharina ganz nebenbei einen Zahn aus. Kämpfe und Kapriolen folgen Schlag auf Schlag; Seeschlach­ten und Bootsfahrt­en finden auf blauen Tuchbahnen statt und spielen mit optischen Tricks.

Und bei alldem singt die Truppe noch die eigens von John Kenny komponiert­en und einstudier­ten Madrigale so kunstvoll wie ein englischer Knabenchor.

Alle Schauspiel­er beweisen viel komödianti­sches Talent, sie äffen einander nach, prügeln sich und machen sich lächerlich, wenn sie der süßen Bianca (Rihan McLean) nachstelle­n.

Über all dem dominiert die Paraderoll­e des Petruchio, der die widerspens­tige Kate zähmt. Dan Wilder verleiht dem Petruchio sowohl Größe als auch Lächerlich­keit in seinem eitlen Auftreten, er trifft genau den richtigen Ton, um ein Macho-Held zu sein, aber mit viel Selbstiron­ie. Er erinnert dabei oft an die von Johnny Depp verkörpert­e Kino-Figur Captain Jack Sparrow.

Und zusammen mit Andrew Goddard als Hortensio bildet er ein unschlagba­r witziges Team. Miriam Swainsbury überzeugt als widerspens­tige Katharina, die eine flammende Abschlussr­ede über die Rolle der Frau hält – ernst gemeint oder nicht? Kommt ganz auf den Mann an, und bei diesem beeindruck­enden Ehemann kann jede Frau im Saal verstehen, dass Katharina sich unterordne­t.

Doch schwere Gedanken über Rollenvert­eilungen der Geschlecht­er sind hier fehl am Platz. Leicht und lustig im Stil der Commedia dell’Arte kommt das Stück daher, reißt mit, ist im Nu vorbei und war ein großer Spaß.

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Rasantes Spiel in der Komödie nach William Shakespear­e mit dem ADG Europe & TNT Theatre Britain im Stadttheat­er.
Foto: Julian Leitenstor­fer Rasantes Spiel in der Komödie nach William Shakespear­e mit dem ADG Europe & TNT Theatre Britain im Stadttheat­er.

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