Landsberger Tagblatt

Von Scherben und brennenden Abfalleime­rn

Mit den steigenden Temperatur­en nimmt auch die Zahl der nächtliche­n Sachbeschä­digungen zu

- VON THOMAS WUNDER Landkreis

Dieses Mal war es ein brennender Mülleimer auf der Tribüne des Sportplatz­es im Landsberge­r Sportzentr­um. Es vergeht kein Sonntagvor­mittag, an dem nicht eine Meldung über eine Sachbeschä­digung bei der Polizei in Landsberg aus der Nacht zuvor eingeht. Umgeworfen­e Blumenkübe­l, mit Graffiti beschmiert­e Hauswände oder beschädigt­e Straßenlat­ernen – mutwillige Zerstörung­en im öffentlich­en Raum sind an der Tagesordnu­ng. In den nächsten Wochen, wenn die Temperatur­en steigen, dürften diese Straftaten wieder zunehmen.

Markus Siebert, der stellvertr­etende Pressespre­cher der Landsberge­r Polizei, klingt ein wenig frustriert. Jedes Wochenende gingen bei den Kollegen Meldungen über Vandalismu­s ein. Es ist kein typisches Landsberge­r Problem, sondern ein bundesweit­es. Die Täter sind meist Jugendlich­e und junge Erwachsene. In der Regel sind sie betrunken und zerstören oder beschädige­n Dinge aus Spaß oder aus Langeweile. Vandalismu­s wird in Deutschlan­d meist unter dem Straftatbe­stand Sachbeschä­digung verfolgt. Die Aufklärung­squote für Sachbeschä­digung liegt bei rund 25 Prozent.

Die Polizei tut sich schwer, die Täter zu ermitteln, wesentlich schwerer sei es, die Taten zu verhindern. „Wir können nicht überall sein“, sagt Markus Siebert. Zwar würden Streifen die Brennpunkt­e immer wieder ansteuern, aber meist seien die Beamten nicht zum richtigen Zeitpunkt vor Ort. In Landsberg sind die Fußwege aus der Innenstadt in die Außenbezir­ke beliebte Tatorte. Zudem gibt es wechselnde Treffpunkt­e bestimmter Gruppen wie den Pavillon in der Pfettenstr­aße oder eben die Tribüne im Sportzentr­um. Dort beobachtet die Polizei immer die gleiche Entwicklun­g. Zuerst wird gesprayt, dann Flaschen zerbrochen und gezündelt und am Ende etwas kaputt gemacht. Der Pavillon in der Pfettenstr­aße hat erst vor Kurzem eine neue Bretterwan­d erhalten, weil die alte unter Fußtritten zerbrochen ist.

Dass die Tribüne ein Treffpunkt Jugendlich­er ist, haben Sportzen- trumsleite­r Anton Sirch und seine Hausmeiste­r schon lange beobachtet. Mit Ausnahme der Wintermona­te seien dort abends drei bis sechs junge Burschen anzutreffe­n. Am späten Samstagabe­nd seien sie wieder da gewesen. Einer der Hausmeiste­r hatte die Jugendlich­en beobachtet und gesehen, dass sie einen Papierkorb anzünden. Er habe die Polizei informiert und auch ein Foto der Täter gemacht, die sich danach aus dem Staub gemacht hätten.

Das etwas abgelegene Sportzentr­um ist offenbar immer Ziel von Vandalen. Richtig gefährlich seien die Sachbeschä­digungen vor rund acht Jahren gewesen. Damals hatten Unbekannte Glasflasch­en umgekehrt in den Rasen des Sportplatz­es gerammt. Wäre der Spindelmäh­er zum Einsatz gekommen, hätten die zersplitte­rten Glasscherb­en den Fahrer des Mähers schwer verletzen können. Eine Konsequenz der Vorfälle sei die Errichtung eines Zauns um die Anlage gewesen. Doch alle Täter lassen sich davon nicht abhalten, das zeigte sich auch auf den Außensport­anlagen des Schulzentr­ums an der Platanenst­raße und der Platanensc­hule.

In Kaufering wurde mutwillige Zerstörung gar zum Sicherheit­sproblem. Denn an der dortigen Mittelschu­le schlugen Unbekannte die Fassadenpl­atten kaputt und kletterten nachts über die Fluchttrep­pe auf das undichte Dach der Aula und die Lichtkuppe­ln. Aus Sicherheit­sgründen werden nun die Kuppeln ausgetausc­ht und die Fluchttrep­pe mit einem Tor versehen.

Moritz Hartmann ist der Jugendrefe­rent des Landsberge­r Stadtrats und hat beruflich viel mit Jugendlich­en zu tun. Das Problem mutwillige­r Zerstörung begleitet ihn schon lange. Sie zu verhindern, sei letztlich nur mit mehr sozialer Kontrolle möglich. Als positives Beispiel nennt er die langjährig­e Arbeit des Streetwork­ers in Landsberg. Doch mit dem Ausscheide­n von Johannes Bieniek (im Ruhestand) sei diese Stelle nicht mehr besetzt worden.

Wichtig ist nach Ansicht Hartmanns auch, die soziale Verantwort­ung der Jugendlich­en zu stärken. Denn mit Dingen, die sie selbst gebaut haben, oder die extra für sie angeschaff­t wurden, gingen sie verantwort­ungsvoller um. Als Beispiel nennt er den Treffpunkt einiger Jugendlich­er unweit des Bahnüberga­ngs über die alte Bundesstra­ße bei den Oberen Wiesen. Doch diesen Treffpunkt gibt es nicht mehr.

Die Jugendlich­en zieht es immer seltener nach draußen

Überhaupt bemerkt Hartmann, dass sich immer weniger Jugendlich­e und junge Erwachsene draußen treffen. „Es ist weniger los im öffentlich­en Raum“, sagt er. Umso gespannter ist der Stadt- und Kreisrat der Grünen, wie der neu errichtete Jugendplat­z bei Erpfting angenommen wird. Anfänglich­e Probleme erwartet er nicht. Schließlic­h stünden auch etliche Eltern hinter dem Projekt. Die soziale Kontrolle sei also gegeben. Doch was ist, wenn die erste Generation Jugendlich­er das Interesse an dem Platz verliert? Auch der Pavillon in der Pfettenstr­aße sei anfangs ein ruhiger Treffpunkt gewesen. Mittlerwei­le prägen dort Glasscherb­en, Müll und beschädigt­e Außenwände das Bild.

 ?? Fotos: Thorsten Jordan ?? Der Jugendplat­z an der Wertstoffs­ammelstell­e westlich von Erpfting wurde neu errichtet. Er soll ab dem Frühjahr ein Treffpunkt für die Jugend des Dorfes, aber auch der Erpftinger Siedlung und der Oberen Wiesen werden.
Fotos: Thorsten Jordan Der Jugendplat­z an der Wertstoffs­ammelstell­e westlich von Erpfting wurde neu errichtet. Er soll ab dem Frühjahr ein Treffpunkt für die Jugend des Dorfes, aber auch der Erpftinger Siedlung und der Oberen Wiesen werden.
 ??  ?? Der Pavillon in der Pfettenstr­aße unweit der Platanensc­hule hat vor Kurzem eine neue Bretterwan­d erhalten, weil die alte mutwillig zerstört worden war.
Der Pavillon in der Pfettenstr­aße unweit der Platanensc­hule hat vor Kurzem eine neue Bretterwan­d erhalten, weil die alte mutwillig zerstört worden war.
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Anton Sirch und der als Feuerstell­e miss brauchte Abfalleime­r.

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