Von Scherben und brennenden Abfalleimern
Mit den steigenden Temperaturen nimmt auch die Zahl der nächtlichen Sachbeschädigungen zu
Dieses Mal war es ein brennender Mülleimer auf der Tribüne des Sportplatzes im Landsberger Sportzentrum. Es vergeht kein Sonntagvormittag, an dem nicht eine Meldung über eine Sachbeschädigung bei der Polizei in Landsberg aus der Nacht zuvor eingeht. Umgeworfene Blumenkübel, mit Graffiti beschmierte Hauswände oder beschädigte Straßenlaternen – mutwillige Zerstörungen im öffentlichen Raum sind an der Tagesordnung. In den nächsten Wochen, wenn die Temperaturen steigen, dürften diese Straftaten wieder zunehmen.
Markus Siebert, der stellvertretende Pressesprecher der Landsberger Polizei, klingt ein wenig frustriert. Jedes Wochenende gingen bei den Kollegen Meldungen über Vandalismus ein. Es ist kein typisches Landsberger Problem, sondern ein bundesweites. Die Täter sind meist Jugendliche und junge Erwachsene. In der Regel sind sie betrunken und zerstören oder beschädigen Dinge aus Spaß oder aus Langeweile. Vandalismus wird in Deutschland meist unter dem Straftatbestand Sachbeschädigung verfolgt. Die Aufklärungsquote für Sachbeschädigung liegt bei rund 25 Prozent.
Die Polizei tut sich schwer, die Täter zu ermitteln, wesentlich schwerer sei es, die Taten zu verhindern. „Wir können nicht überall sein“, sagt Markus Siebert. Zwar würden Streifen die Brennpunkte immer wieder ansteuern, aber meist seien die Beamten nicht zum richtigen Zeitpunkt vor Ort. In Landsberg sind die Fußwege aus der Innenstadt in die Außenbezirke beliebte Tatorte. Zudem gibt es wechselnde Treffpunkte bestimmter Gruppen wie den Pavillon in der Pfettenstraße oder eben die Tribüne im Sportzentrum. Dort beobachtet die Polizei immer die gleiche Entwicklung. Zuerst wird gesprayt, dann Flaschen zerbrochen und gezündelt und am Ende etwas kaputt gemacht. Der Pavillon in der Pfettenstraße hat erst vor Kurzem eine neue Bretterwand erhalten, weil die alte unter Fußtritten zerbrochen ist.
Dass die Tribüne ein Treffpunkt Jugendlicher ist, haben Sportzen- trumsleiter Anton Sirch und seine Hausmeister schon lange beobachtet. Mit Ausnahme der Wintermonate seien dort abends drei bis sechs junge Burschen anzutreffen. Am späten Samstagabend seien sie wieder da gewesen. Einer der Hausmeister hatte die Jugendlichen beobachtet und gesehen, dass sie einen Papierkorb anzünden. Er habe die Polizei informiert und auch ein Foto der Täter gemacht, die sich danach aus dem Staub gemacht hätten.
Das etwas abgelegene Sportzentrum ist offenbar immer Ziel von Vandalen. Richtig gefährlich seien die Sachbeschädigungen vor rund acht Jahren gewesen. Damals hatten Unbekannte Glasflaschen umgekehrt in den Rasen des Sportplatzes gerammt. Wäre der Spindelmäher zum Einsatz gekommen, hätten die zersplitterten Glasscherben den Fahrer des Mähers schwer verletzen können. Eine Konsequenz der Vorfälle sei die Errichtung eines Zauns um die Anlage gewesen. Doch alle Täter lassen sich davon nicht abhalten, das zeigte sich auch auf den Außensportanlagen des Schulzentrums an der Platanenstraße und der Platanenschule.
In Kaufering wurde mutwillige Zerstörung gar zum Sicherheitsproblem. Denn an der dortigen Mittelschule schlugen Unbekannte die Fassadenplatten kaputt und kletterten nachts über die Fluchttreppe auf das undichte Dach der Aula und die Lichtkuppeln. Aus Sicherheitsgründen werden nun die Kuppeln ausgetauscht und die Fluchttreppe mit einem Tor versehen.
Moritz Hartmann ist der Jugendreferent des Landsberger Stadtrats und hat beruflich viel mit Jugendlichen zu tun. Das Problem mutwilliger Zerstörung begleitet ihn schon lange. Sie zu verhindern, sei letztlich nur mit mehr sozialer Kontrolle möglich. Als positives Beispiel nennt er die langjährige Arbeit des Streetworkers in Landsberg. Doch mit dem Ausscheiden von Johannes Bieniek (im Ruhestand) sei diese Stelle nicht mehr besetzt worden.
Wichtig ist nach Ansicht Hartmanns auch, die soziale Verantwortung der Jugendlichen zu stärken. Denn mit Dingen, die sie selbst gebaut haben, oder die extra für sie angeschafft wurden, gingen sie verantwortungsvoller um. Als Beispiel nennt er den Treffpunkt einiger Jugendlicher unweit des Bahnübergangs über die alte Bundesstraße bei den Oberen Wiesen. Doch diesen Treffpunkt gibt es nicht mehr.
Die Jugendlichen zieht es immer seltener nach draußen
Überhaupt bemerkt Hartmann, dass sich immer weniger Jugendliche und junge Erwachsene draußen treffen. „Es ist weniger los im öffentlichen Raum“, sagt er. Umso gespannter ist der Stadt- und Kreisrat der Grünen, wie der neu errichtete Jugendplatz bei Erpfting angenommen wird. Anfängliche Probleme erwartet er nicht. Schließlich stünden auch etliche Eltern hinter dem Projekt. Die soziale Kontrolle sei also gegeben. Doch was ist, wenn die erste Generation Jugendlicher das Interesse an dem Platz verliert? Auch der Pavillon in der Pfettenstraße sei anfangs ein ruhiger Treffpunkt gewesen. Mittlerweile prägen dort Glasscherben, Müll und beschädigte Außenwände das Bild.