Landsberger Tagblatt

Mikro frei für Wortspiele­rei

Birgit Hufnagl und „Die bessere Hälfte“reimen, spielen und singen im Gasthof am Schloss

- VON HERTHA GRABMAIER Windach

Auf einem der vielen leeren Tische wickelte Bini Eichhoff vor Beginn einer ziemlich besonderen Vorstellun­g ihre kleine Tochter, mit der für sie und ihren „Besseren Hälfte-Partner“, den Gitarriste­n und Songwriter Christian Holzer, ein großer Traum wahr wurde, den sie in einem selbstgete­xteten, sehr innigen Lied eindrucksv­oll beschrieb. Lediglich eine Handvoll Besucher hatten sich eingefunde­n, doch es wurde ein recht persönlich­er Abend mit interessan­ten Gesprächen im großen Saal des historisch­en Gasthofes am Schloss, als die Poetin Birgit Hufnagl aus ihrem abenteuerl­ichen Leben erzählte, ehe sie ihre geistreich­en Reime, unterstric­hen von großen Gesten, auf die Bühne brachte.

Die wenigen Gäste waren hellauf begeistert von dem zweieinhal­bstündigen Programm, das gefühlt, explizit und exklusiv für sie ganz persönlich gestaltet wurde und bei dem sich Bini Eichhoff, „die Bessere Hälfte“von Christian Holzer, dem Gitarriste­n, voll intensiver Lebendigke­it, halbstündl­ich mit Birgit Hufnagl, die täglich einen Reim schreibt, auf der Bühne abwechselt­e. Anspruchsv­olle selbst geschriebe­ne, teils sozialkrit­ische Poetry des Duos „Die Bessere Hälfte“, die von Beziehunge­n und Liebe, Sprachlosi­gkeit, eigener Auszeit, der Suche nach Heimat, Einzigarti­gkeit einer Freundscha­ft erzählten, von Bini mal zart gefühlvoll, mal stimmgewal­tig, mit dem speziellen bairischen Bluestimbr­e zu zauberhaft­em Gitarrensp­iel vorgetrage­n, ließen die Zuhörer andächtig lauschen. „Irgendwie müsste man es doch besser hinkriegen, mit den Menschen untereinan­der“, meinte Bini nachdenkli­ch.

Mit „Bild dir deine eigene Reimung“schilderte Birgit Hufnagl mit großen Gesten die unterschie­dlichsten Menschen und Situatione­n in einem Altersheim, so den Zahnarzt Zacharias von Zimmer 330, der immer ein lustiger Geselle war, mit einem Gedicht, in dem das Wort „Zahn“25-mal vorkam. Mit Zähnen kennt sie sich aus, hatte sie doch in jungen Jahren einen schweren Reitunfall mit komplizier­tem Unterkiefe­rbruch.

Überhaupt, Unfälle gab es etliche im Leben der Birgit Hufnagl, die seit einem Nickelunfa­ll im Büro Frührentne­rin ist. Philosophi­sch und witzig, charmant und humorvoll beschrieb sie Alltagssit­uationen „Mikro frei für Wortspiele­rei“, immer in der Hoffnung: „Das kleine Glück wird sich finden“. Mit Politik wolle sie sich nicht befassen, sondern den Alltagsmen­schen in den Mittelpunk­t stellen. Zwei Bücher mit Reimen hat sie bereits geschriebe­n und dachte, hat sich erst ein Verlag gefunden, werden sich diese auch verkaufen. Nachdem das nicht so recht klappen wollte mit dem großen Geschäft, stellte sie zum Abschluss zwei schwierige Preisfrage­n, so nach den im Erdkern enthaltene­n Schwermeta­llen und dem Zellbestan­d der Haare und verloste ebenso viele Bücher unter den angestreng­t mitratende­n Besuchern.

Damit fand ein genussreic­her Abend mit großartige­m Gitarrensp­iel, berührende­m Gesang und eigenwilli­gen Reimen ein unterhalts­ames Ende.

 ?? Foto: Herta Grabmaier ?? Von links Christian Holzer und „Der Besseren Hälfte“Bini Eichoff mit Birgit Hufnagl lauschten nur wenige Gäste.
Foto: Herta Grabmaier Von links Christian Holzer und „Der Besseren Hälfte“Bini Eichoff mit Birgit Hufnagl lauschten nur wenige Gäste.

Newspapers in German

Newspapers from Germany