Aus der Tiefe: Natalia Mateo Versenkung mit Christian Elin
Für die Entschlüsselung des Albumtitels reicht das kleine Latinum, und das Ergebnis zeigt klar Natalia Mateos Richtung: „De Profundis“bedeutet „Aus der Tiefe“. Sie geht tatsächlich dahin, wo es mitunter wehtut und kein populistischer Blumentopf zu gewinnen ist. Das kann man bei jemandem, der erst 2016 den Echo Jazz als Nachwuchskünstlerin erhielt, nicht automatisch voraussetzen. Die 33-Jährige präsentiert hintergründige Eigenkompositionen sowie eine schlaue Auswahl von Lieblingssongs. Und sie singt auch auf Polnisch, der Sprache ihres Geburtslandes, viel sogar. Für ihre eigenständige Rezeptur aus modernem Jazz, slawischer Folklore und SingerSongwriter-Ästhetik braucht es Raum, den ihre Band wie auf dem Vorgänger „Heart Of Darkness“auch bereitstellt. Mateo fordert vom Hörer Geduld bei dieser hochemotionalen Berg-und-Tal-Fahrt über kantige, melancholische, laute und leise Erhebungen. **** *
Act
Dass der Augsburger Sopransaxofonist und Bassklarinettist Christian Elin eine akademische Ausbildung genoss, dass er der Neuen Musik und dem Jazz gleichermaßen nahesteht, dies bleibt unverkennbar in Schönklang-Tonbildung und intelligenter Kompositionsstruktur auf seiner neuen CD „Some kind of blues“, die er zusammen mit dem begnadeten Piano-Rhythmiker Maruan Sakas aufnahm. Hier tönt präzis gesetzter Composer-Jazz, durchdacht aber nicht gekünstelt elaboriert, melodiebetont, aber nicht einfältig emotional. Christian Elin bewegt sich schlafwandle- risch sicher durch die gut fünf Okta- ven zwischen dem tiefsten Instrument der Klarinettenfamilie bis zum höchsten Instrument der Saxofonfamilie – und wenn hier schlafwandlerisch steht, so ist damit auch die häufig träumerische, kontemplative Gestimmtheit angesprochen, die seiner Cantus-firmus-Entwicklung innewohnt. Das Piano ist ihm Stütze und Dialog-(Wider-)Partner. **** *
raccanto