Rollenspiele Hannes, der Freizeit-Krieger
Wie sich ein 21-Jähriger vom realen Leben in die Fantasywelt stürzt. Im Juze näht er sein nächstes Kostüm
Wenn man sich ein neues Hobby sucht, denkt man als Erstes an gewöhnliche Sportarten wie Reiten, Schwimmen, Tanzen oder Fußball. Dass es aber auch noch ganz andere Dinge zu erleben gibt, zeigt die ungewöhnliche Freizeitbeschäftigung von Hannes Franz. Der 21-Jährige hat vor knapp über einem Jahr sein jetziges Hobby „Live Action Role Playing“(LARP) für sich entdeckt. Bei dieser Mischung aus Rollenspiel und Improtheater kreiert man seine eigenen Kostüme und stellt anschließend über mehrere Tage eine Geschichte mit bis zu 300 Leuten dar.
Hannes stieß durch „Pen and Paper“– eine Beschäftigung, bei der man fiktive Rollen einnimmt und dadurch eine Abenteuerwelt erschafft – mit seinen Freunden auf das abenteuerliche Hobby. „Wir haben uns in einem Fantasy-Universum eine Gruppierung ausgesucht, zu dieser Kostüme gebastelt und uns so das Hobby zu eigen gemacht.“Über die Hälfte seiner Freunde teilen seine außergewöhnliche Leidenschaft und haben schon mehrmals mit ihm an Veranstaltungen teilgenommen. „Innerhalb des letzten Jahres war ich leider nur bei drei LARP-Events. Dieses Jahr will ich aber öfter gehen, also mindestens zehn Mal.“
Zum ersten Mal arbeitet er an der Nähmaschine
Mittlerweile arbeitet Hannes an seinem dritten Kostüm, das er im Jugendzentrum Landsberg in einem Nähworkshop zum ersten Mal mithilfe einer Nähmaschine gestaltet. Der Zeitaufwand ist bei jedem Kostüm unterschiedlich, aber meist sehr groß. Trotzdem ist es möglich, sein Hobby mit dem realen Leben zu verbinden. „Meine Urlaubstage spare ich mir auf, um die Kostüme zu gestalten, wobei ich dies hauptsächlich im Winter mache, weil zu dieser Jahreszeit kaum Veranstaltungen stattfinden.“Für die Events selbst muss er allerdings keinen Urlaub nehmen, da sie meist auf das Wochenende gelegt sind. Die Anrei- se dauert meist zwischen zwei und sechs Stunden, da er für sein Hobby weite Wege auf sich nimmt. Hinzu kommt der Kostenaufwand für Verpflegung, Kostüm und Eintritt, wobei dieser bei ungefähr 140 Euro pro Person liegt, wie er berichtet.
Ein Setting unterteilt sich in viele verschiedene Lager, die alle unterschiedliche Charaktere beherbergen und an einem übergeordneten Rahmenthema beteiligt sind. Häufig drehen sich die Geschichten um einen Kampf zwischen den Lagern, bei dem Intrigen ausgearbeitet werden, was Hannes am LARP besonders gefällt. „Am meisten Spaß machen mir die ganzen Ideen, die man nicht nur beim Basteln einbringen kann, sondern auch beim Spielen.“Durch den Kontakt mit den anderen Spielern hat er schon viele Freunde gewonnen und möchte sich nun mit einer anderen Gruppe zusammenschließen. „Dadurch, dass alle das gleiche Hobby teilen, hat man immer was zu reden, und es wird nie langweilig.“
Es gibt immer das Gute und das Böse
Meistens macht er bei Rollenspielen zum Thema Mittelalter oder Fantasy mit, es gibt aber zum Beispiel auch noch Spiele, die in der Zukunft stattfinden. Dort geht es dann unter anderem um Zombies und Vampire, wie er weiter berichtet. Der Veranstalter bestimmt immer das Thema.
Die Rollenspiele an sich laufen wie folgt ab: Entweder spielt eine kleine Gruppe von Spielern gegen „Nicht-Spieler“, also solche, die zu den LARP-Veranstaltungen kommen und sich kurzfristig bereit erklären, mitzumachen. Dabei ist eine Gruppe die gute und die andere die Böse. Oder es treten viele verschiedene Gruppen gegeneinander an, ab 150 Leuten bis hin zu 1500. Dabei geht es um einen Wettstreit oder eine Schlacht zwischen den Gruppen beziehungsweise Lagern.
Neben all den Fantasiewelten gibt es für den 21-jährigen Hannes natürlich auch noch das echte Leben: Momentan macht er keine Ausbildung, er absolviert aber einen Freiwilligendienst in einer Behindertenwerkstatt und will später studieren.