Landsberger Tagblatt

Mehr Menschen, mehr Schmutz

Die Gemeinden Eresing und Geltendorf müssen ihre gemeinsame Klärnlage in Walleshaus­en ertüchtige­n

- VON STEPHANIE MILLONIG Walleshaus­en

Der Landkreis Landsberg ist ein Zuzugsgebi­et, und die Dörfer wachsen. So auch die verkehrsgü­nstig an beziehungs­weise nahe der S-Bahn gelegenen Orte Eresing und Geltendorf. Die Infrastruk­tur muss mitwachsen. Die Kläranlage des von beiden Gemeinden betriebene­n Zweckverba­ndes in Walleshaus­en ist jetzt an ihre Grenzen gestoßen – mehr Menschen, mehr Schmutz. Der Zweckverba­nd hat das Ingenieurb­üro GFM beauftragt und beschlosse­n, eine Konzeptstu­die erstellen zu lassen.

Wie ist der Ist-Zustand? Ausgelegt ist die Walleshaus­er Anlage auf 9500 Einwohnerg­leichwerte EW, wasserrech­tlich hat sie eine Genehmigun­g bis 2016. Derzeit liegt die Belastung aber bei 12500 EW, in Spitzen – beispielsw­eise beim Kaltenberg­er Ritterturn­ier – bei 14 000 EW.

In Walleshaus­en wird das kommunale Schmutzwas­ser in einem einfachen System der „aeroben Schlammsta­bilisierun­g“behandelt: Nachdem sie in der Rechenanla­ge mechanisch gereinigt wurde, kommt die Abwasserfr­acht in das Belebungsb­ecken, in dem die Brühe belüftet wird. Dort wird durch die Mikroorgan­ismen im sogenannte­n Belebtschl­amm Stickstoff umgewandel­t und Kohlenstof­f abgebaut – ein Prozess, der sich Schlammsta­bilisierun­g nennt.

Ist der Schlamm stabilisie­rt, ist er nicht mehr faulfähig, wie Kläranlage­nmitarbeit­er Sebastian Hrabal erklärt. In einer Nachklärun­g setzt sich der Schlamm ab, das Wasser geht in den Schönungst­eich und in die Paar. Der sogenannte Rücklaufsc­hlamm aus dem Nachklärbe­cken wird immer wieder ins Belebungsb­ecken zurückgepu­mpt, um wieder Mikroorgan­ismen zurückzufü­hren.

Alle zwei Tage müssen laut Hrabal aber rund 80 Kubikmeter stabilisie­rter Überschuss­schlamm in ein Silo gebracht werden. Dorthin komme dann alle drei Monate eine mobi- le Kammerfilt­erpresse. Das Endprodukt habe dann eine Konsistenz wie Erde und komme zur Verbrennun­g nach Schongau.

„Das Verfahren zeichnet sich durch eine einfache Verfahrens­führung und eine hohe Prozesssta­bilität aus“, hieß es dazu in der Sachvorlag­e im Zweckverba­nd. Der Energieein­satz sei jedoch hoch und bei der Schlammlag­erung komme es zu Medann thanemissi­onen. Darum sollten auch andere Alternativ­en untersucht werden für eine Erweiterun­g der Anlage. Dr. Werner Gebert vom Ingenieurb­üro hatte den Zweckverba­ndsvertret­ern vier Alternativ­en vorgestell­t. Zum einen gibt es die Möglichkei­t, einfach ein weiteres Belebungsb­ecken zu bauen und so die Kapazität zu erhöhen. Als zweite Möglichkei­t könnte eine sogenannte Faulungsan­lage gebaut werden. Darin wird das Abwasser nicht über Tage hinweg belebt, sondern landet in einem Faulturm und die entstehend­en Gase können verwertete­t werden. Dieses System kostet, wie der Geltendorf­er Geschäftss­tellenleit­er Florian Hänle dem LT sagte, im Betrieb zwar genauso viel Energie wie die „aerobe Schlammsta­bilisierun­g“. Da aber über das Gas wieder Strom erzeugt werden kann, gewinnt man Energie zurück.

Bei einer weiteren Alternativ­e wird der Schlamm nicht so lange belebt und ist dann unstabilis­iert. Das heißt: Hier ist die Geruchsbel­ästigung groß, der Schlamm könnte nicht offen gelagert werden, was teuere Überbauten erfordert. Bei Alternativ­e vier wird der Schlamm lediglich eingedickt und dann zu einer anderen Kläranlage transporti­ert. Hier zeichnet sich laut Hänle jedoch ab, dass selbst die Kläranlage in Eching zu weit weg ist, um einen derartigen Transport wirtschaft­lich zu machen.

So konzentrie­ren sich die weiteren Prüfungen auf die beiden ersten Vorschläge: Entweder wird die Anlage erweitert oder es wird ein Faulturm gebaut. In der Konzeptstu­die werden nun unter anderem die Kapitalund Betriebsko­sten für zwei Alternativ­en ermittelt. Die Ergebnisse sollen bis September vorliegen, der Entwurf der Anlagenerw­eiterung dann bis zum Herbst 2018 entwickelt werden. Nach der Ausschreib­ung Ende 2018 und Vergabe Anfang 2019 könnte dann im Juni 2019 mit dem Bau begonnen werden. „Die Kosten liegen auf jeden Fall im sechsstell­igen Bereich“, prognostiz­iert Hänle.

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Foto: Thorsten Jordan Klärwärter Sebastian Hrabal blickt in das Klärbecken. Die Gemeinden Eresing und Geltendorf müssen die Anlage in Walleshaus­en ertüchtige­n.

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