Mehr Menschen, mehr Schmutz
Die Gemeinden Eresing und Geltendorf müssen ihre gemeinsame Klärnlage in Walleshausen ertüchtigen
Der Landkreis Landsberg ist ein Zuzugsgebiet, und die Dörfer wachsen. So auch die verkehrsgünstig an beziehungsweise nahe der S-Bahn gelegenen Orte Eresing und Geltendorf. Die Infrastruktur muss mitwachsen. Die Kläranlage des von beiden Gemeinden betriebenen Zweckverbandes in Walleshausen ist jetzt an ihre Grenzen gestoßen – mehr Menschen, mehr Schmutz. Der Zweckverband hat das Ingenieurbüro GFM beauftragt und beschlossen, eine Konzeptstudie erstellen zu lassen.
Wie ist der Ist-Zustand? Ausgelegt ist die Walleshauser Anlage auf 9500 Einwohnergleichwerte EW, wasserrechtlich hat sie eine Genehmigung bis 2016. Derzeit liegt die Belastung aber bei 12500 EW, in Spitzen – beispielsweise beim Kaltenberger Ritterturnier – bei 14 000 EW.
In Walleshausen wird das kommunale Schmutzwasser in einem einfachen System der „aeroben Schlammstabilisierung“behandelt: Nachdem sie in der Rechenanlage mechanisch gereinigt wurde, kommt die Abwasserfracht in das Belebungsbecken, in dem die Brühe belüftet wird. Dort wird durch die Mikroorganismen im sogenannten Belebtschlamm Stickstoff umgewandelt und Kohlenstoff abgebaut – ein Prozess, der sich Schlammstabilisierung nennt.
Ist der Schlamm stabilisiert, ist er nicht mehr faulfähig, wie Kläranlagenmitarbeiter Sebastian Hrabal erklärt. In einer Nachklärung setzt sich der Schlamm ab, das Wasser geht in den Schönungsteich und in die Paar. Der sogenannte Rücklaufschlamm aus dem Nachklärbecken wird immer wieder ins Belebungsbecken zurückgepumpt, um wieder Mikroorganismen zurückzuführen.
Alle zwei Tage müssen laut Hrabal aber rund 80 Kubikmeter stabilisierter Überschussschlamm in ein Silo gebracht werden. Dorthin komme dann alle drei Monate eine mobi- le Kammerfilterpresse. Das Endprodukt habe dann eine Konsistenz wie Erde und komme zur Verbrennung nach Schongau.
„Das Verfahren zeichnet sich durch eine einfache Verfahrensführung und eine hohe Prozessstabilität aus“, hieß es dazu in der Sachvorlage im Zweckverband. Der Energieeinsatz sei jedoch hoch und bei der Schlammlagerung komme es zu Medann thanemissionen. Darum sollten auch andere Alternativen untersucht werden für eine Erweiterung der Anlage. Dr. Werner Gebert vom Ingenieurbüro hatte den Zweckverbandsvertretern vier Alternativen vorgestellt. Zum einen gibt es die Möglichkeit, einfach ein weiteres Belebungsbecken zu bauen und so die Kapazität zu erhöhen. Als zweite Möglichkeit könnte eine sogenannte Faulungsanlage gebaut werden. Darin wird das Abwasser nicht über Tage hinweg belebt, sondern landet in einem Faulturm und die entstehenden Gase können verwertetet werden. Dieses System kostet, wie der Geltendorfer Geschäftsstellenleiter Florian Hänle dem LT sagte, im Betrieb zwar genauso viel Energie wie die „aerobe Schlammstabilisierung“. Da aber über das Gas wieder Strom erzeugt werden kann, gewinnt man Energie zurück.
Bei einer weiteren Alternative wird der Schlamm nicht so lange belebt und ist dann unstabilisiert. Das heißt: Hier ist die Geruchsbelästigung groß, der Schlamm könnte nicht offen gelagert werden, was teuere Überbauten erfordert. Bei Alternative vier wird der Schlamm lediglich eingedickt und dann zu einer anderen Kläranlage transportiert. Hier zeichnet sich laut Hänle jedoch ab, dass selbst die Kläranlage in Eching zu weit weg ist, um einen derartigen Transport wirtschaftlich zu machen.
So konzentrieren sich die weiteren Prüfungen auf die beiden ersten Vorschläge: Entweder wird die Anlage erweitert oder es wird ein Faulturm gebaut. In der Konzeptstudie werden nun unter anderem die Kapitalund Betriebskosten für zwei Alternativen ermittelt. Die Ergebnisse sollen bis September vorliegen, der Entwurf der Anlagenerweiterung dann bis zum Herbst 2018 entwickelt werden. Nach der Ausschreibung Ende 2018 und Vergabe Anfang 2019 könnte dann im Juni 2019 mit dem Bau begonnen werden. „Die Kosten liegen auf jeden Fall im sechsstelligen Bereich“, prognostiziert Hänle.