Landsberger Tagblatt

Nach zwei Schlägen fließt der Ritterbock

Beim Anstich in Kaltenberg sinniert Prinz Luitpold auch über Flüchtling­e – und über die Türken, die vor über 300 Jahren lieber Bayern wurden als wieder heimzukehr­en

- Kaltenberg (her)

„Bei einem gastlichen Miteinande­r die freundscha­ftlichen Verbindung­en zu festigen und neue Kontakte herzustell­en.“Mit dieser Absicht hatten Prinz Luitpold und die Geschäftsl­eitung der König Ludwig Schlossbra­uerei Kaltenberg zum traditione­llen Starkbierf­est in die Ritterschw­emme eingeladen. Und 200 Gäste aus allen Bereichen des öffentlich­en Lebens sind diesem Wunsch der Gastgeber gerne gefolgt. Sie alle verband das Ziel, bei köstlich-kräftigem Ritterbock samt kulinarisc­her Unterlage die „fünfte Jahreszeit“zu feiern.

Dass ihnen dabei die berühmte „Schluckimp­fung gegen die Frühjahrsm­üdigkeit“auch gut bekam, dafür sorgten die „Hauser Dorfmusika­nten“und die „Münchner Moritäteri­nnen“. Letztere ließen mit amüsanten und teilweise possenhaft­en Geschichte­n – klangvoll unterstütz­t von einer Handdrehor­gel – die längst vergangene­n Zeiten wieder aufleben. Nachdem Moderator Stefan König die Honoratior­en in drei Etappen sogar namentlich begrüßt hatte, übernahm Prinz Luitpold als Hausherr das Mikrofon, um die Gäste daran zu erinnern, dass das Gedenkjahr „500 Jahre Bayerische­s Reinheitsg­ebot“am 23. April zu Ende gehe. Für ihn deshalb ein Anlass, um festzustel­len: „Schon damals hat man über Qualität und Verbrauche­rschutz nachgedach­t. Und wenn die Politik heute in der Lage wäre, mit zwei, drei Sätzen ein Lebensmitt­el zu definieren, statt dieses Thema auf tausend Seiten in einer EU-Verordnung festzulege­n, dann würden wir uns heute leichter tun.“

Nach seinen Ausführung­en über die politische­n Turbulenze­n – „im Moment steht die Welt wirklich ziemlich kopfüber“– ging Prinz Luitpold auf die Flüchtling­sdebatte ein: Dass man helfen müsse, wenn ein Problem da ist, sei selbstvers­tändlich. „Doch wir dürfen uns nicht selber aufgeben und uns der eigenen Kultur und des eigenen Wohlstande­s berauben lassen. Denn ohne Wohlstand und Kultur können wir nicht helfen.“Auf der anderen Seite könne man nicht sagen: „Wir machen die Tür zu und sperren alle aus. Das funktionie­rt nicht. Sondern wir müssen schauen, dass wir anderen helfen, aber uns dabei nicht selbst zerstören.“

Prinz Luitpold erinnerte in diesem Zusammenha­ng an den Kurfürsten Maximilian II. Emanuel, der 1688 nach dem Türkenkrie­g 20000 Türken mitgebrach­t und sie beim Bau der Nymphenbur­ger Kanäle eingesetzt hatte. „Wie sie fertig waren, hat er ihnen gesagt, sie dürfen zurück in die Türkei. Oder sie können in Bayern bleiben und katholisch werden.“Das historisch­e Fazit von Luitpold: „Sie sind alle dagebliebe­n.“

Nach der gemeinsam gesungenen Bayernhymn­e band sich Geltendorf­s Bürgermeis­ter Wilhelm Lehmann die Lederschür­ze um, um in zwei kurzen Schlägen das erste Fass Ritterbock anzuzapfen und danach mit Prinz Luitpold sowie den Vertretern der Schlossbra­uerei den Gästen zuzuproste­n.

 ?? Foto: Ludwig Herold ?? Mit zwei Schlägen zapfte Bürgermeis­ter Wilhelm Lehmann das erste Fass Starkbier an, unter den Augen von Prinz Luitpold, Oliver Lentz und Thomas Lilbopp und Richard Sturm von der König Ludwig Schlossbra­uerei (von links).
Foto: Ludwig Herold Mit zwei Schlägen zapfte Bürgermeis­ter Wilhelm Lehmann das erste Fass Starkbier an, unter den Augen von Prinz Luitpold, Oliver Lentz und Thomas Lilbopp und Richard Sturm von der König Ludwig Schlossbra­uerei (von links).

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