Unterschiedlich und doch gleich
Volles Rochlhaus mit Annett Kuhr und Georg Spindler. Von Sprachpoesie und hintergründigem Humor
Zahlreich hatten sich die Gäste im historischen Rochlhaus in Thaining eingefunden, um den beiden Liedermachern Annett Kuhr und Georg Spindler zu lauschen. Immer öfter finden in dem liebevoll restaurierten Bauernhaus besondere Begegnungen statt. So wurde es auch dieses Mal seinem Zweck als Veranstaltungs- und Begegnungsort gerecht.
Die Lieder von Georg Spindler und Annett Kuhr faszinierten und unterhielten das Publikum einerseits durch die Unterschiedlichkeit ihrer Machart, andererseits durch eine Gemeinsamkeit: Fast so, als würde man zwei Malern bei der Arbeit zusehen, entstanden vor dem geistigen Auge der aufmerksamen Zuhörer Bilder mit viel Stoff zum Lachen, Nachdenken und Schmunzeln.
Georg Spindler schaut den Leuten gern „aufs Maul“, wie er sagt, und so entdeckte man in seinen bayerischen Mundart-Liedern ad absurdum geführte Redewendungen, die durch die Wiederholung ihre skurrile Wirkung entfalteten. Zwischen Porträt und Karikatur besang er mit hintergründigem Humor Menschen, die man augenblicklich zu kennen glaubte, wie zum Beispiel in seinem „Kommunalpolitischen Schwergewicht“, von einem, „der nicht weiß, was er will, aber genau weiß, was er nicht will“. Er machte auch nicht halt vor Kreisverkehren, Bankern, Hundsbuam und Butterbrezen. Georg Spindler begleitete sich mit Akustik-Bass und Gitarre in manchmal afrikanisch anmutender Rhythmik und Melodieführung und verstand es sogar, durch die Maultrommel zu singen.
Im Kontrast hierzu standen die Lieder von Annett Kuhr, mit warmer, klarer Alt-Stimme und geschliffener Sprachpoesie vorgetragen. Sie beschrieb in Worten unterschiedliche Begebenheiten, detailverliebt und bildlich wie ein zartes Aquarell, dessen Wirkung in Tiefe und Weite die Konzertbesucher an jenem Abend unverkennbar berührte. Das melodienreiche, feine Gitarrenspiel der Liedpoetin aus Rottweil unterstrich die Schönheit ihrer Sprache. Man spazierte gedanklich mit, als sie auf dem Rottweiler Wochenmarkt Obst aus Übersee oder den Stuttgarter Hauptbahnhof besang.
Sie beschrieb auch eine steinerne Treppe im Schulhaus aus der eigenen Schulzeit, die zu einer Liebeserklärung an die Kindheit wurde. Auch nahm sie ihre Zuhörer mit auf einen Spaziergang im Regen.
Es passte an dem Abend trotz der ganz unterschiedlichen Liedermacher alles zusammen, die Langstreckendichterin und der Wortsprinter erfuhren gleichermaßen die gespannte Aufmerksamkeit eines durch und durch begeisterten Publikums.
So verwunderte es auch nicht, dass die Ankündigung, weitere Liedermacherkonzerte folgen zu lassen, die spontane Zustimmung der Besucher hervorrief.