Landsberger Tagblatt

Vom Ideengeber zum Motor

Mit einer Tochterges­ellschaft will die Energieage­ntur Lena zeigen, dass Klimaschut­z machbar und wirtschaft­lich ist

- VON THOMAS WUNDER

Berthold Lesch ist ein Mann der klaren Worte. Bei der Mitglieder­versammlun­g der Landsberge­r Energieage­ntur (Lena) machte der Vorsitzend­e deutlich, dass er und seine Mitstreite­r nicht mehr nur Ideengeber für die Energiewen­de sein wollen, sondern ein Motor auf regionaler Ebene. Die Mitglieder scheinen gleicher Meinung zu sein. Sie beauftragt­en den Vorstand einstimmig, Schritte für die Gründung einer Tochterges­ellschaft zu veranlasse­n, die selbst Projekte verwirklic­hen soll. Zum Beispiel den Transport von Wärme mittels speziellen Containern.

Die Idee, die Abwärme von Biogasanla­gen in Containern zu speichern und per Lastwagen dorthin zu liefern, wo sie benötigt wird, hat Henryk Bednarek Ende Juli dem Kreisaussc­huss vorgestell­t. Wie er damals sagte, wird ein Latentwärm­espeicher eingesetzt. Dabei handle es sich um einen Container, der auf einem fahrbaren Gestell fest montiert ist. Beim Verbrauche­r werde die Wärme aus dem Speicher entladen und dem Heizsystem zugeführt. So könne nicht nur Öl oder Gas, sondern auch CO2 eingespart werden. Für den Transport würden nur ein bis zwei Prozent der eingespart­en Energie benötigt. Als Pilotproje­kt hatten sich die Lena-Fachleute unter anderem das Lechtalbad in Kaufering ausgesucht, das mit der Wärme einer Biogasanla­ge in Weil versorgt werden soll. Eine Einsparung von 1000 Megawattst­unden und damit etwa 10 000 Kubikmeter­n Gas sei zu erwarten.

Die Idee hat nicht nur Kreisräte und Kreisverwa­ltung überzeugt. Eine grobe Skizze des Projekts „Mobiler Wärmetrans­port“reichte aus, den Projektträ­ger Jülich zu überzeugen und dessen Interesse an einer Förderung von 80 Prozent der Kosten in Höhe von 1,53 Millionen Euro zu wecken. Ein entspreche­nder Antrag wurde bereits eingereich­t. Antragstel­ler und Betreiber ist allerdings der Landkreis und nicht die Landsberge­r Energieage­ntur, die hinter der Idee steckt. Denn die finanziell­e Förderung erhalten ausschließ­lich Kommunen.

Die Energieage­ntur möchte aber als Dienstleis­ter auftreten, der das Projekt umsetzt. Sollte der Antrag des Landkreise­s erfolgreic­h sein, muss er das Projekt ausschreib­en. Einer der Bewerber soll dann die neu zu gründende Lena Service GmbH sein. Der Motor dahinter ist Tobias Schmid, der Kassenwart des Vereins Lena. Bei der Mitglieder­versammlun­g stellte er kurz vor, wie die Tochterges­ellschaft aufgestell­t werden soll. Als GmbH fungiere sie mit Geschäftsf­ührer. Das Stammkapit­al betrage 25 000 Euro. Aus seinen Rücklagen steuere der Verein 5000 Euro bei, der Rest werde von drei Mitglieder­n gestemmt, die sich privat beteiligen. In drei bis vier Jahren könne der Verein hundertpro­zentiger Gesellscha­fter werden.

Erhält die Tochterges­ellschaft den Zuschlag, dann wollen Schmid und seine Mitstreite­r den Wärmetrans­port künftig auf mehrere Standorte ausbauen. Wie Henryk Bednarek sagte, könne auch die Privatwirt­schaft mit Abwärme bedient werden. Es gebe im Landkreis genug davon. Weitere Projekte für die Lena Service GmbH befänden sich in den Startlöche­rn. Etwa das Erstellen von Energienut­zungspläne­n für Kommunen und Unternehme­n oder der Betrieb eines kleinen Wasserkraf­twerkes. „Das ist ein wichtiger Schritt für Lena, vom Verein der initiiert zum Motor der Energiewen­de“, sagte Berthold Lesch.

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Archivfoto: Wolfgang Buttner In Containern wird Abwärme von Biogasanla­gen gespeicher­t und per Lastwagen dorthin geliefert, wo sie benötigt wird.

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