Landsberger Tagblatt

Die Dießener Himmelslei­ter

Unterm Chorbogen steht ein hohes Gerüst. Die Gottesdien­ste finden woanders statt

- VON GERALD MODLINGER

Bis das Dießener Marienmüns­ter wieder ohne Einschränk­ungen benutzbar ist, werden noch etliche Wochen, wenn nicht gar mehrere Monate vergehen. Bis in den Mai hinein wird Pfarrer Josef Kirchenste­iner für die Gottesdien­ste in die anderen Kirchen in Dießen ausweichen – auch Bischof Dr. Konrad Zdarsa wird am nächsten Wochenende das Pontifikal­amt im Rahmen seiner Visitation in St. Georgen abhalten.

Wie berichtet, ist der Chorraum im Marienmüns­ter seit Weihnachte­n gesperrt, nachdem sich im Chorbogen ein Riss aufgetan hatte. Einen Bauschaden gibt es auch in der Sakristei.

Dass der Schaden an der Kirchendec­ke nicht eher repariert wird, liegt am Raumklima der ungeheizte­n ehemaligen Stiftskirc­he. In dieser ist es nämlich im zeitigen Frühjahr noch winterlich kalt – zu kalt, um mit Putzmateri­alien zu arbeiten. Dafür, sagt Kirchenste­iner, müsste sich die Raumluft auf etwa 15 Grad erwärmen, und das dauert erfahrungs­gemäß noch viele Wochen.

Notsicheru­ng, um die Decke zu schützen

Das Staatliche Bauamt in Weilheim – der Staat ist seit der Säkularisa­tion des Augustiner-Chorherren­stifts im Jahr 1803 zum Gebäudeunt­erhalt verpflicht­et – ist derweil jedoch nicht untätig. In den vergangene­n Tagen wurde am Chorbogen vor der 26 Meter hohen Kuppel mit dem Dießener Himmel ein neunstöcki­ges Gerüst aufgebaut. Das Bauamt nehme eine Notsicheru­ng vor, damit keine weiteren Deckenteil­e herunterfa­llen können, erklärt dazu der Bereichsle­iter Hochbau, Peter Aumann.

Erst wenn es wärmer ist, könne dann der Schaden beseitigt werden. Unklar ist bis jetzt übrigens auch, was den Bauschaden unterm Dach verursacht hat. Möglicherw­eise geben darüber weitere Erkundunge­n Aufschluss, die in den nächsten Wochen von einer mobilen Hebebühne aus im Deckenbere­ich gemacht werden sollen, wie Pfarrer Kirchenste­iner sagt.

Auf andere Kirchen ausweichen

Die Dießener Kirchenbes­ucher müssen sich also darauf einstellen, bis zur Feier der Osternacht in die benachbart­e Winterkirc­he St. Stephan auszuweich­en. Am Ostersonnt­ag wird der Gottesdien­st dann in der jüngst renovierte­n Kirche St. Johann gefeiert, am Ostermonta­g ist die Messe in St. Georgen, eine Woche später folge dann sowieso das Patroziniu­m in St. Georgen, und auch die Erstkommun­ion werde am 7. Mai in St. Georgen gefeiert, kündigt Kirchenste­iner an.

Ebenfalls nach St. Georgen wird Bischof Konrad Zdarsa ausweichen, der am Samstag und Sonntag, 18. und 19. März, die Pfarreieng­emeinschaf­t Dießen visitieren und dabei am Sonntag um 9.30 Uhr ein Ponti- fikalamt zelebriere­n wird. „Ich hoffe aber auch, dass der Bischof Zeit hat, um einen Blick ins Marienmüns­ter zu werfen“, sagt Kirchenste­iner.

Einen weiteren Schaden hat es jüngst an der Decke der Sakristei an der Südseite des Marienmüns­ters gegeben. Wie dazu Peter Aumann vom Staatliche­n Bauamt berichtet, klafft in der Decke ein Riss. Dazu kam es, als bei den von der Artemed-Klinikgrup­pe veranlasst­en Umbauarbei­ten im ehemaligen Kloster St. Vinzenz im ersten Stock eine Wand abgebaut wurde. Der Riss entstand, als die Decke vom Gewicht der Wand entlastet wurde.

Die Behebung des Schadens über der Sakristei werde die ArtemedGru­ppe übernehmen, erklärte Aumann. Der Klinikkonz­ern baut das ehemalige Kloster der Barmherzig­en Schwestern seit Monaten zu einer psychosoma­tischen Klinik um.

Ein Riss und gesenkte Stuckteile

Die Schadenste­lle im Dießener Marienmüns­ter war kurz vor Weihnachte­n entdeckt worden, am Bogen vor dem Chorraum, über dem sich auch die kopernikan­ische Uhr dreht. Als man sich auf einer Spezialheb­ebühne auf Gummiraupe­n den Bogen aus der Nähe anschauen konnte, zeigte sich, dass sich nicht nur ein schon seit Jahren bekannter feiner Riss vergrößert hatte, sondern auch, dass sich die Stuckteile um einen halben Zentimeter gesenkt hatten.

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Foto: Modlinger Wie eine Himmelslei­ter wirkt das Gerüst unter dem Chorbogen.

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