Fluchen verboten!
Eine englische Stadt möchte Kraftausdrücke verbannen
London Wenn die Briten sich in der Sprache vergreifen, schieben sie das gerne auf die Franzosen – wen sonst? Sie entschuldigen sich mit der wunderbaren Phrase: „Excuse my French“, was übersetzt so viel heißt wie „Verzeihen Sie meine Ausdrucksweise“. Doch mit diesem beschwichtigenden Satz ist es im englischen Rochdale wohl künftig nicht mehr getan. Die Stadt in der Nähe von Manchester plant, das Fluchen in der Öffentlichkeit unter Strafe zu stellen.
Für „fuck“- und „shit“-Sager könnte es teuer werden. Bis zu 100 Pfund, umgerechnet rund 115 Euro, soll es den Plänen zufolge kosten, wenn jemand beim Fluchen erwischt wird. Wiederholungstätern drohen höhere Strafen.
Alles eine verdammte Sch...? Die Menschenrechtsorganisation Liberty zumindest ist empört. Es wäre „ein erschütternder Missbrauch von Macht“, sagte deren Juristin Lara ten Caten. „Diese Vorschläge würden unberechtigterweise die Rechte und Freiheiten der Bewohner Rochdales einschränken.“Zudem sei der Schimpf-Bann so vage definiert, „dass es unmöglich wäre zu wissen, ob man gerade das Gesetz bricht oder nicht“.
Der Chef der Stadtverwaltung, Richard Farnell, möchte das Image aufpolieren, das in den vergangenen Jahren erheblich gelitten hat. 2012 schockierte der Skandal, dass in Rochdale eine Gruppe Männer pakistanischer Herkunft über Jahre hinweg dutzende Mädchen missbraucht hat, das Land. Doch nicht nur das. Farnell will schlicht „antisoziales Verhalten“unterbinden. Der Rat gebe 250 Millionen Pfund dafür aus, das Zentrum in einen „einladenderen Ort“umzuwandeln. „Wir werden nicht zulassen, dass eine kleine Zahl von betrunkenen und beleidigenden Idioten das für alle anderen verderben.“
Eine Neuheit ist der Schritt nicht. Großbritannien hat bereits zwei Gemeinden mit einem offiziellen Fluchverbot: die mittelenglische Stadt Kettering und Salford Quays, ebenfalls nahe Manchester.