Landsberger Tagblatt

Trump scheitert an Justiz

Richter kassieren erneut Einreiseve­rbote

- VON THOMAS SEIBERT Washington

Kurz vor dem Besuch von Bundeskanz­lerin Angela Merkel bei US-Präsident Donald Trump in Washington am heutigen Freitag ist der Umgang mit Flüchtling­en erneut ins Zentrum der Aufmerksam­keit gerückt. Zwei US-Gerichte stoppten Trumps neues Einreiseve­rbot für Muslime und warfen dem Präsidente­n Islamophob­ie vor.

Das Thema könnte im Verhältnis zwischen den beiden durchaus Brisanz entwickeln: Trump hatte Merkel katastroph­ale Fehler bei der Aufnahme syrischer Bürgerkrie­gsflüchtli­nge vorgeworfe­n und Anschläge in Deutschlan­d als Begründung für seinen Muslim-Bann herangezog­en. Doch die US-Justiz sieht in Trumps Plänen für Einreiseve­rbote ein gesetzeswi­driges Vorgehen. Zwei US-Bundesrich­ter in Hawaii und in Maryland verwarfen unabhängig voneinande­r die neue Version von Trumps Einreisebe­schränkung­en für Menschen aus Syrien und fünf anderen muslimisch­en Ländern als diskrimini­erend und potenziell verfassung­swidrig.

Bereits im Februar war ein erster Versuch gescheiter­t, ein Einreiseve­rbot für ausgewählt­e muslimisch­e Staaten zu erreichen. Nun legte die Regierung eine abgeschwäc­hte Version vor, die am gestrigen Donnerstag in Kraft treten sollte. Doch daraus wird nichts: In Eilentsche­idungen nach Klagen von Bürgerrech­tlern urteilten die Richter, dass auch der neue Muslim-Bann eine rechtswidr­ige pauschale Vorverurte­ilung darstelle. Ausdrückli­ch zitierten sie Äußerungen von Trump und Beratern, nach denen die Regierung gezielt Muslime aus dem Land halten will. Trump äußerte sich frustriert. Er sprach von Anmaßung der Justiz.

Gegenwind bekommt Trump auch nach Vorlage seines ersten Haushaltse­ntwurfs zu spüren. Der Etat sieht fast 60 Milliarden Dollar Mehrausgab­en für das Verteidigu­ngsministe­rium, den Heimatschu­tz und die Kriegsvete­ranen vor. Gleichzeit­ig sollen die Gelder für den Umweltschu­tz und das Außenminis­terium um jeweils rund ein Drittel sinken. Das Außenresso­rt soll fast elf Milliarden Dollar weniger zur Verfügung haben als bisher, was drastische Kürzungen bei der Unterstütz­ung für andere Staaten mit sich bringen dürfte.

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