Landsberger Tagblatt

Attacken ohne Ende

Wie Erdogan und sein Außenminis­ter weiter gegen Europa wettern

- (dpa, afp)

Ankara Kein Tag ohne neue Attacken aus Ankara: Auch gestern tat die türkische Regierung wenig dafür, um den Konflikt mit Europa zu entschärfe­n. Sowohl Präsident Recep Tayyip Erdogan als auch Außenminis­ter Mevlüt Cavusoglu attackiert­en die EU wie auch die Niederland­e erneut. Dabei ging es nicht nur um das Kopftuch-Urteil des Europäisch­en Gerichtsho­fes, sondern auch um die Verbote von Wahlkampfa­uftritten türkischer Politiker im Ausland.

Erdogan sagte vor Anhängern, dies sei der „neue Nationalso­zialismus“und goss in einer live übertragen­en Rede im Fernsehen weiteres Öl ins Feuer: „Der Europäisch­e Gerichtsho­f, meine verehrten Brüder, hat einen Kreuzzug gegen den Halbmond gestartet.“Und Cavusoglu gab nach Angaben der staatliche­n Nachrichte­nagentur eine ebenso düstere Prognose ab: „Bald könnten in Europa auch Religionsk­riege beginnen, und sie werden beginnen.“Nach all den Drohungen aus Ankara forderte ausgerechn­et er einen anderen Umgangston von den Europäern: „Ihr könnt mit der Türkei nicht im Befehlston sprechen. Ihr müsst anständig reden. Ihr könnt um etwas bitten.“

In Deutschlan­d werden weitere Auftritte türkischer Spitzenpol­itiker immer unwahrsche­inlicher. Gestern sagte die Stadt Hannover den Termin eines Vizechefs der Regierungs­partei AKP am heutigen Freitag ab.

Anadolu

Die Zusage zur Vermietung eines Saals wurde zurückgezo­gen. Mehdi Eker, einer von 13 AKP-Vizechefs, hatte dort für die umstritten­e Verfassung­sreform werben wollen. Die Türkei stimmt am 16. April über ein Präsidials­ystem ab, das Erdogan mehr Macht verleihen und das Parlament schwächen würde.

Nachdem die Bundesregi­erung am Mittwoch offen mit einem Einreiseve­rbot für türkische Spitzenpol­itiker gedroht hatte, äußerte sich gestern auch Martin Schulz. Zu den verbalen Angriffen Erdogans sagte

Martin Schulz schließt EU Beitritt der Türkei aus

der SPD-Kanzlerkan­didat: „Jeder Regierungs­chef in Europa sollte ihm klipp und klar sagen, dass er derzeit sämtliche Grenzen überschrei­tet.“In seiner Zeit als EU-Parlaments­präsident hatte Schulz die Beitrittsv­erhandlung­en mit Ankara positiv eingeschät­zt. Doch in einem Interview mit der betonte er nun, dass ein EU-Beitritt der Türkei „unter den gegenwärti­gen Umständen völlig ausgeschlo­ssen“sei. Finanziell­e Sanktionen gegen die Türkei sieht Schulz allerdings skeptisch. „Es gibt Zahlungen im Rahmen des Flüchtling­sabkommens. Damit unterstütz­en wir aber nicht Herrn Erdogan, sondern die in der Türkei lebenden Flüchtling­e“, sagte er.

Rheinische­n Post

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