Landsberger Tagblatt

Warum kann man sich nicht selber kitzeln?

Klara hat sie gestellt, wir haben eine Antwort für sie

- Sibylle Hübner-Schroll, Gesundheit-Redaktion

Liebe Klara, es ist ein beliebtes Spiel, gerade zwischen Eltern und Kindern: Wart nur, ich kitzel dich! Dann folgen Fluchtvers­uche, lautes Gekreische – und, wenn sich die krabbelnde­n Finger nähern, wird gejauchzt und gelacht. Macht Spaß – oder? Meistens schon. Aber manchmal kann es fast auch zu viel werden und beinahe wehtun.

Das war auch schon mal eine Foltermeth­ode

Denn bei der Frage, ob Kitzeln angenehm ist oder nicht, kommt es auch auf die „Dosis“an – wie so oft im Leben. Lang dauerndes Kitzeln ist eine Qual. Vor Jahrhunder­ten gab es eine ziemlich gemeine und grausame Methode, um Menschen zu bestrafen: Man fixierte ihre Füße und kitzelte die Fußsohlen. Oder streute Salz darauf und ließ es von Ziegen ablecken. Das war keinesfall­s angenehm, sondern eine Folter!

Nur komisch: Will man sich selbst kitzeln, bleiben Jauchzen, Leid und Lachen aus. Warum das so ist, warum man sich mit Kitzeln nicht selbst zum Lachen bringen kann, haben Forscher schon vor über zehn Jahren herausgefu­nden: Es fehlt ganz einfach der Überraschu­ngseffekt. Unser Gehirn weiß im Voraus, wann und wo uns unsere Finger berühren. Langweilig! Deshalb dämpft es alle Nervensign­ale, die zu dem Zeitpunkt aus dem entspreche­nden Körperteil kommen. Sie sind unwichtig, entscheide­t unser Gehirn - und kann sich so besser auf wichtige, eventuell bedrohlich­e Signale aus der Umwelt konzentrie­ren.

Ja, das Kitzeln gibt Wissenscha­ftlern manche Rätsel auf, viele haben sich darüber Gedanken gemacht. Sogar schon Aristotele­s, ein berühmter griechisch­er Philosoph, der noch vor Jesus Christus gelebt hat. Und noch immer ist das Interesse von Forschern am Kitzeln nicht erloschen. Erst kürzlich haben Biologen in Berlin Ratten gekitzelt im Dienste der Wissenscha­ft und festgestel­lt, dass auch diese Tiere kitzlig sind. Warum nur? Die Biologen glauben, dass Kitzeln ein Trick des Gehirns ist, damit Tiere oder Menschen sich miteinande­r befassen beziehungs­weise miteinande­r spielen. Und das ist doch schön, oder?

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Foto: dpa Auch Ratten sind kitzelig, haben Forscher herausgefu­nden.

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