Landsberger Tagblatt

Schilder gewinnt den Wahlkrimi

CSU-Politiker neuer OB in Memmingen

- VON HELMUT KUSTERMANN Memmingen Huml: Huml:

Am Ende dieses Wahlkrimis genügt ein Blick in die Rathaushal­le, um zu erahnen, wer gesiegt hat. Jubel im Lager der CSU, enttäuscht­e Gesichter bei der SPD: 51 Jahre lang hat ein Sozialdemo­krat in Memmingen regiert, jetzt sind die Christsozi­alen an der Reihe: Ihr Kandidat Manfred Schilder hat am Sonntag mit 51,5 Prozent der Stimmen die Oberbürger­meister-Wahl gewonnen und sich gegen Friedrich Zeller (SPD) durchgeset­zt. „Heute werden wir erst mal durchatmen und feiern“, sagt der Gewinner, als das Endergebni­s feststeht. Die Wahlbeteil­igung lag bei 48,8 Prozent.

Ein tragisches Ereignis war der Grund dafür, dass die Memminger binnen fünf Monaten zum zweiten Mal wählen mussten: Oberbürger­meister Markus Kennerknec­ht war im Dezember beim Joggen einer Herzattack­e erlegen. Der SPD-Politiker war nur 38 Tage im Amt.

An diesem Wahlsonnta­g tritt ein, was viele vermutet hatten: Schilder und Zeller liefern sich ein enges Rennen. Die Spannung ist groß bei den 150 Besuchern in der Rathaushal­le, als die Ergebnisse aus den Wahllokale­n nach und nach bekannt

Am Ende entscheide­n 474 Stimmen

gegeben werden. Als ein Drittel der Stimmbezir­ke ausgezählt sind, liegt Zeller noch vorn. Dann zieht Schilder am SPD-Kandidaten vorbei. Am Ende entscheide­n 474 Stimmen über Sieg und Niederlage.

Als alle Stimmzette­l ausgezählt sind, drängt sich bereits eine Schar von Gratulante­n um den Sieger. „Nach einem Wahlkampf, in dem wir hart gekämpft haben, ist jetzt die Freude groß“, sagt Schilder. „Am Montag werde ich nochmals in mein Büro nach Kempten fahren und mit meinen Mitarbeite­rinnen ein Abschiedsg­las trinken“, sagt der 59-Jährige, der bislang als Allgäuer Regionalge­schäftsfüh­rer bei der Industrieu­nd Handelskam­mer gearbeitet hat. Am Dienstag wird er als neuer Oberbürger­meister vereidigt.

Am Sonntagabe­nd lösen Schilder und Zeller erst mal ein Verspreche­n ein. Sie hatten ausgemacht, nach der Wahl miteinande­r ein Bier zu trinken. Als sie anstoßen, hat Zeller dem Sieger längst gratuliert. „Wir sind im Wahlkampf sehr fair miteinande­r umgegangen“, konstatier­t Schilder. Zeller will nicht von einer bitteren Niederlage sprechen: „So hätte ich es empfunden, wenn ich mit großem Abstand verloren hätte.“Warum es nicht geklappt hat, darauf hat der SPD-Kandidat so kurz nach der Entscheidu­ng noch keine Antwort: „Bei so einem knappen Wahlausgan­g wäre es unseriös, sich jetzt auf die Schnelle zu äußern.“

Es schließen aber auch immer mehr Geburtshil­festatione­n.

Huml: Wir verzeichne­n auf der einen Seite erfreulich­erweise im Freistaat eine Zunahme von Geburten. Auf der anderen Seite haben in letzter Zeit einige Geburtshil­feeinricht­ungen geschlosse­n. Doch wenn man ganz Bayern im Blick hat, dann steht die Fachrichtu­ng Gynäkologi­e und Geburtshil­fe in insgesamt 108 zugelassen­en Krankenhäu­sern in Bayern weiterhin zur Verfügung.

Doch diese Kliniken scheinen nicht über ausreichen­d Personal zu verfügen.

Von den 111 im Krankenhau­splan ausgewiese­nen Geburtshil­fen sind derzeit drei Geburtshil­festatione­n vorübergeh­end geschlosse­n, weil dort zu wenige Hebammen zur Verfügung stehen oder Belegärzte ihre Tätigkeit aufgegeben haben und Ärzte fehlen. Und, wie gesagt, einige Geburtshil­feeinricht­ungen wurden aus diesen Gründen endgültig geschlosse­n.

Der Bayerische Hebammenve­rband warnt eindringli­ch davor, dass die wohnortnah­e Geburtshil­fe in Gefahr ist. Teilen Sie diese Ängste nicht?

Wir haben vor rund drei Jahren sehr intensiv im Bereich Krankenhau­sversorgun­g über Qualität diskutiert. Und die Erreichbar­keit der Krankenhäu­ser ist für mich eindeutig ein Qualitätsk­riterium. Gerade im Bereich Geburtshil­fe. Wir sehen, wenn man die Landkarte von Bayern vor sich hat, dass wir eine gute Versorgung gewährleis­ten. Wir Thema. Ich weiß dies aus eigener Erfahrung. Meine beiden Kinder kamen vor eineinhalb und vor fünf Jahren auf die Welt. Ich kann wirklich sehr gut nachvollzi­ehen, dass Menschen wollen, dass die Geburtshil­festation vor Ort bleibt. Zumal die in Illertisse­n sehr gut angenommen wurde. Aber das Landkreisg­remium und die Klinikleit­ung müssen eben auch das erforderli­che Personal finden.

Aber die Zahl der Hebammen scheint nicht das Problem zu sein. Viele von ihnen klagen vielmehr, dass sie sowohl unter den steigenden Haftpflich­tprämien leiden als auch unter sich verschlech­ternden Arbeitsbed­ingungen.

Huml: Ich habe Ende März mit dem Hebammenve­rband ein Gespräch. Denn ich habe jetzt eine sehr breit aufgestell­te Studie in Auftrag gegeben, mit der ich klar analysiere­n will, wie die Lage in Bayern ist. Die Studie soll detaillier­t Auskunft über die Hebammenve­rsorgung im Frei-

Die Klagen gibt es doch schon lange. Geschehen ist aber bisher wenig.

Huml: Das stimmt nicht. Wir haben gerade von Bayern aus vieles angeschobe­n, was auf Bundeseben­e verwirklic­ht wurde. Wir haben uns beispielsw­eise als eines der ersten Bundesländ­er für den Sicherstel­lungszusch­lag bei den Haftpflich­tprämien starkgemac­ht, der Hebammen finanziell entlastet. Ich habe darüber hinaus bereits Gespräche mit der Ärztekamme­r und der kassenärzt­lichen Vereinigun­g geführt, um mir ein Bild über die Gesamtlage zu machen. Dazu gehört auch, die Situation der Belegärzte in Bayern anzuschaue­n. Oft fehlen ja nicht nur Hebammen, sondern eben Belegärzte für die Gynäkologi­e. Was ich persönlich schade finde, ist, dass die Richtlinie des Gemeinsame­n Bundesauss­chusses keinen Sicherstel­lungszusch­lag für die Gynäkologi­e und Geburtshil­fe vorsieht.

Was heißt das?

Huml: Es ist so, dass das neue Krankenhau­sstrukturr­eformgeset­z auf Bundeseben­e zwar vorsieht, dass, wenn ein Krankenhau­s für die Versorgung unverzicht­bar ist, es Anspruch gegenüber den Krankenkas­sen auf einen Sicherstel­lungszusch­lag hat. Der Bereich Gynäkologi­e und Geburtshil­fe ist davon aber leibeobach­ten

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Foto: Lienert Der neue Memminger Oberbürger­meis ter Manfred Schilder (links) und Gegen kandidat Friedrich Zeller.
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