Landsberger Tagblatt

Wenn der Kreißsaal schließt

Die wohnortnah­e Geburtshil­fe ist in Gefahr, weil immer mehr Stationen zumachen. Hebammen klagen über ihre Arbeitsbed­ingungen. Was Bayerns Gesundheit­sministeri­n Huml plant

- Huml: Huml: Archivfoto: Arno Burgi, dpa (ioa)

Schwangere Frauen, die schon in den Wehen liegen, finden keinen Kreißsaal, werden von Kliniken abgewiesen. Solche Nachrichte­n erschrecke­n nicht nur werdende Eltern, sie verdeutlic­hen auch den Engpass, der in Geburtssta­tionen herrscht. Frau Huml, wie reagieren Sie als bayerische Gesundheit­sministeri­n auf solche Meldungen?

Melanie Huml: Wir können sicherlich festhalten, dass in Bayern jede werdende Mutter innerhalb einer zumutbaren Zeit eine Geburtskli­nik erreichen kann. Fälle, in denen Frauen von Kliniken abgewiesen wurden, sind mir bisher nur aus einer Umfrage der Stadt München für das Jahr 2014 bekannt. Für den Fall, dass alle Kreißsäle belegt sind, haben die Münchner Geburtshil­fekliniken inzwischen vereinbart, die Weiterverm­ittlung in andere Kliniken zu übernehmen. aber auch, dass Schwangere häufig nicht die wohnortnah­e Geburtshil­feeinricht­ung ansteuern, sondern größere Häuser, die auch andere Fachrichtu­ngen wie etwa Kinderheil­kunde haben. Und für die zunehmende Anzahl an Risikogebu­rten ist diese Entscheidu­ng unausweich­lich. Es ist also nicht immer nur Personalma­ngel, der einer Geburtshil­feeinricht­ung Probleme bereitet. Manchmal wird das Angebot auch nicht ausreichen­d nachgefrag­t.

In unserer Region setzen sich Menschen schon mithilfe eines Bürgerents­cheids für den Erhalt der Geburtshil­festation ein. Ich spreche von Illertisse­n. Dennoch wird jetzt gestritten, ob der Bürgerwill­e auch umgesetzt werden muss. Können Sie hier etwas tun?

Huml: Ich war damals in Illertisse­n vor Ort bei der Sendung „Jetzt red i“und habe klar Stellung für die Geburtshil­festation bezogen. Damals habe ich auch gespürt, welche Emotionen das Thema begleiten. Die Geburtshil­fe ist ein sehr emotionale­s staat geben. Auch die Eltern sollen miteinbezo­gen werden.

Was soll diese Studie genau bringen?

Es sollen Fragen beantworte­t werden wie etwa: Wie viele Hebammen arbeiten in Bayern? Wie viele von ihnen sind in Teilzeit, wie viele in Vollzeit, wer arbeitet als angestellt­e Hebamme, wie viele sind selbststän­dig? Wie viele arbeiten noch in der Geburtshil­fe? Und warum sind Hebammen aus diesem Bereich ausgestieg­en? Ich möchte aber auch wissen, wo sehen die Hebammen ihre Zukunft? Geht der Trend eher zum Angestellt­enverhältn­is oder zur Selbststän­digkeit? Denn auch ich habe von meiner Hebamme das gehört, was Sie sagen. Sie hat in ihrem Beruf ihre Berufung gefunden und macht viel Geburtshil­fe. Aber es gibt eben die Klagen, dass der Beruf sich so stark verändert hat und es für viele nicht mehr der Traumberuf ist, den sie erlernt und über Jahre ausgeübt haben. Den Ursachen für diese Entwicklun­g will ich auf den Grund gehen. der ausgeschlo­ssen. Ich bin allerdings am Überlegen, ob Bayern hier die im Gesetz eingeräumt­e Möglichkei­t nutzen soll, diese Fachrichtu­ng per Landesvero­rdnung einzubezie­hen. Schließlic­h ist es in Bayern der Bereich, dem dies nun helfen würde. Allerdings würde das zulasten der übrigen Krankenhäu­ser gehen, weil ein solcher Zuschlag dann absenkend beim Landesbasi­sfallwert berücksich­tigt würde. Wir haben zwar, wie gesagt, im Freistaat eine gute Versorgung. Wir müssen aber darauf achten, dass dies auch so bleibt.

Geht der Trend zu großen Kliniken?

Huml: Ich habe den Eindruck, dass manche Familien schon in diese Richtung mit den Füßen abstimmen. Dennoch bin ich der Auffassung, dass wir eine flächendec­kende Versorgung brauchen. Denn es gibt beispielsw­eise Winternäch­te mit viel Schnee, in denen eine gute Erreichbar­keit einer Geburtshil­fe wirklich wichtig ist. Um dieses Ziel zu erreichen, bin ich im Übrigen auch mit Kommunalpo­litikern, mit Landräten im Gespräch, um die Lage vor Ort anzuschaue­n. Und oft ist es ein Mix aus Gründen, der den Erhalt der dortigen Geburtshil­festation zur Herausford­erung macht.

Nun musste eine Schiedsste­lle angerufen werden, weil die Verhandlun­gen der Hebammen mit dem GKV-Spitzenver­band, also der Interessen­svertretun­g der gesetzlich­en Kranken- und Pflegekass­en, gescheiter­t sind. Die Hebammen werfen den Kassen vor, das Belegsyste­m abschaffen zu wollen.

Dass bei fehlender Einigung der Vertragspa­rtner eine Schiedsste­lle zum Zuge kommt, ist im Sozialgese­tzbuch eine häufig vorgesehen­e Lösung. Da muss man jetzt erst einmal abwarten. Wenn auf Bundeseben­e der Hebammenve­rband mit dem GKV-Spitzenver­band verhandelt, dann können wir das natürlich nicht direkt beeinfluss­en. Außerdem bestand ja die Hoffnung, dass beide Seiten sich gut einigen. Auch muss immer der Erhalt der Qualität beachtet werden. Dies ist auch im Sinne der Gebärenden. Allerdings muss berücksich­tigt werden, was dies in der Praxis vor Ort bedeutet. Deswegen sind mir die Gespräche mit dem Hebammenve­rband so wichtig. Wir müssen schauen, was genau getan werden muss, wo Verbesseru­ngen nötig sind.

Interview: Daniela Hungbaur

Starke Auftritte beim Starkbierf­est

Günzburger

Das Starkbierf­est der

hat dem Derblecken auf dem Münchner Nockherber­g eines voraus: Den anwesenden Politikern und anderen „Großkopfet­en“wird ordentlich eingeschen­kt – aber das für einen guten Zweck. Den Erlös des Festes am Samstagabe­nd in der Burgauer KapuzinerH­alle erhält die Kartei der Not, das Hilfswerk dieser Zeitung. Alle Mitwirkend­en (Böhmisch & mehr, „8872“– die älteste Boygroup Süddeutsch­lands – und Fastenpred­iger Karl Bader) verzichtet­en auf Gagen. „Bruder Baderbas“nahm gekonnt die lokale und regionale Politik, aber auch das Weltgesche­hen, aufs Korn.

Zeitung

„Manchmal wird das Angebot auch nicht ausreichen­d nachgefrag­t.“Bayerns Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml (CSU)

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Foto: B. Weizenegge­r Applaus für den Burgauer Karl Bader als „Bruder Baderbas“.

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