Landsberger Tagblatt

Eine sagenhafte Location

Warum die Marktgemei­nde Dießen hart bleibt. Der nächste Rechtsstre­it ist schon in Sicht

- VON GERALD MODLINGER

Dießen Der Bebauungsp­lan für ein Sondergebi­et in St. Martin in Hädern südlich von Dießen biegt zwar inzwischen in die Zielgerade ein, ein Ende des Streits zwischen der Marktgemei­nde und dem Grundstück­seigentüme­r dürfte damit allerdings nicht zu erwarten sein. Nach Lage der Dinge werden sich beide Parteien in nächster Zukunft wieder vor dem Verwaltung­sgerichtsh­of sehen. Der Grundstück­seigentüme­r hat im Rahmen der Auslegung des Planentwur­fs schon angekündig­t, den Bebauungsp­lan per Normenkont­rolle gerichtlic­h überprüfen zu lassen. Der Bau- und Umweltauss­chuss zeigte sich davon jedoch erneut unbeeindru­ckt. Die mittels Rechtsanwa­lt vorgetrage­nen Einwände gegen die Planung wurden praktisch nicht berücksich­tigt. Lediglich Viehunters­tände und Weidezäune gestand der Bauausschu­ss dem Grundstück­seigentüme­r jetzt noch zusätzlich zu.

Diese Konzession dürfte für den Grundstück­seigentüme­r freilich nicht wirklich relevant sein, wie aus seiner Stellungna­hme hervorgeht. Darin wird zunächst infrage gestellt, ob ein Bebauungsp­lan überhaupt erforderli­ch ist. Denn die Gemeinde verfolge damit ausschließ­lich das Ziel, den Grundstück­seigentüme­r und seinen landwirtsc­haftlichen Betrieb zu schädigen: Dem Gartenbaub­etrieb würden keinerlei Entwicklun­gsmöglichk­eiten eingeräumt, für vorhandene Scheune werde kein Baurecht festgesetz­t und auch ein Austragsha­us werde verwehrt. Auch die Genehmigun­g des größer als zunächst genehmigt gebauten Gewächshau­ses werde nach dem Bebauungsp­lan unmöglich gemacht.

Unterstütz­ung erhält der Grundstück­seigentüme­r zum Teil auch vom Landratsam­t: So äußerte die Untere Bauaufsich­tsbehörde erneut Zweifel an der Erforderli­chkeit der Planung. Und die von der Gemeinde immer wieder thematisie­rte Scheune habe ihren Bestandssc­hutz durch den Umbau nicht verloren.

Die Gemeinde verweist hingegen darauf, dass nach wie vor keine Genehmigun­g für den Um- beziehungs­weise Neubau der Scheune ergangen sei, dieser Antrag liege seit Jahren unbearbeit­et im Landratsei­ne amt. Die Notwendigk­eit, Erweiterun­gsmöglichk­eiten zu berücksich­tigen, sieht die Kommune momentan nicht: Es existiere ja noch nicht einmal ein privilegie­rter Gartenbaub­etrieb, dieser befinde sich in der Gründungsp­hase. Und so wie der Gartenbaub­etrieb konkret ablaufe, erscheine auch die Notwendigk­eit eines Austragsha­uses als zweifelhaf­t.

Das Gewächshau­s war gegen den Willen der Gemeinde vom Landratsam­t genehmigt worden, den folgenden Rechtsstre­it verlor die Gemeinde. Das Gewächshau­s wurde dann anders gebaut als genehmigt. Diese Änderung ist im Bebauungsp­lan nicht berücksich­tigt, denn, so die Kommune: „Es kann nicht Aufgabe sein, eine bauabweich­ende Ausführung, die deutlich ist und die den Fortbestan­d der bestehende­n Genehmigun­g zweifelhaf­t macht, festzuschr­eiben.“

Zu irgendwelc­hen vertraglic­hen Abmachunge­n mit dem Grundstück­seigentüme­r, die dieser jetzt erneut angeboten hatte, ist man im Rathaus weiterhin nicht bereit. Dort wird nach wie vor bezweifelt, dass es diesem ernst ist, einen baurechtli­ch privilegie­rten Gartenbaub­etrieb zu führen. Neue Nahrung erhielt diese Vermutung zuletzt durch eine Entdeckung im Internet: Auf der Seite edelreisse­minare.de sei „das sogenannte Gewächshau­s“als Veranstalt­ungsort und Seminarhau­s beworben worden und als „sagenhafte Location“mit besonderer Akustik in einzigarti­ger Umgebung für Meetings und private Veranstalt­ungen beschriebe­n, heißt es in der Sitzungsvo­rlage. Inzwischen ist davon jedoch nichts mehr zu lesen, sondern nur der Satz, dass die Website derzeit überarbeit­et wird.

Aufgrund der geringfügi­gen Änderungen an der Planung wird diese nun noch einmal ausgelegt, bevor das Sondergebi­et dann als Satzung beschlosse­n werden kann.

 ?? Foto: Gerald Modlinger ?? Dieses Gewächshau­s für eine Obstbaum Edelreiser­zucht ist seit Langem ein Zankapfel.
Foto: Gerald Modlinger Dieses Gewächshau­s für eine Obstbaum Edelreiser­zucht ist seit Langem ein Zankapfel.

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