Schnapsidee
Wie „Mr. Euro“mit wenigen Worten ganz Südeuropa gegen sich aufbrachte
Ganz nüchtern betrachtet hätte Jeroen Dijsselbloem ahnen können, dass er dafür Ärger bekommen wird. In einem Interview redete der Euro-Gruppenchef über die Finanzhilfen für europäische Krisenstaaten. Solidarität sei ihm äußerst wichtig, sagte der Niederländer. Eh klar. Doch dann schob er noch eine kleine, giftige Einschränkung hinterher: „Wer sie einfordert, hat auch Pflichten. Ich kann nicht mein ganzes Geld für Schnaps und Frauen ausgeben und anschließend Sie um Ihre Unterstützung bitten.“Seitdem ist Schluss mit lustig. Denn die klammen südeuropäischen Euro-Partner fühlen sich direkt angesprochen und sind stocksauer.
Italiens Ex-Premier Matteo Renzi fordert den Rücktritt von „Mr. Euro“. Der portugiesische Ministerpräsident Antonio Costa empört sich über die „rassistischen, fremdenfeindlichen und sexistischen Äußerungen“des Niederländers. Die Spanier finden, Dijsselbloem habe sich zumindest „machohaft“verhalten. Und die müssen es wissen, schließlich ist „Macho“ein spanisches Wort. Bundesaußenminister Sigmar Gabriel, der in seinem früheren politischen Leben selbst hin und wieder rhetorisch danebenlangte, stellt sicherheitshalber klar: „Die Tatsache, dass Politiker auch mal Unsinn erzählen, ist noch kein Beweis dafür, dass die europäische Idee nicht funktioniert.“
Dijsselbloem selbst erklärte seinen Spruch inzwischen kleinlaut mit „holländischer Direktheit“. Und überhaupt habe er ja nur von sich persönlich geredet. Dass er zurücktreten soll, hält er im Übrigen für eine Schnapsidee.
250 Flüchtlinge vor Libyens Küste ertrunken?
Nach dem Auffinden zweier gekenterter Schlauchboote knapp 25 Kilometer vor der libyschen Küste befürchtet die spanische Hilfsorganisation Pro-Activa Open Arms den Tod von etwa 250 Flüchtlingen aus Afrika. In der Nähe der Boote seien fünf Leichen aus dem Mittelmeer gezogen worden, sagte eine Sprecherin der Organisation. „Wir glauben nicht, dass es eine andere Erklärung geben kann, als dass diese Schlauchboote voller Menschen waren.“Üblicherweise würden auf diesem Bootstyp jeweils 120 bis 140 Migranten transportiert. Bei den Ertrunkenen handelte es sich nach ersten Erkenntnissen um Afrikaner im Alter zwischen 16 und 25 Jahren. Beim Auffinden waren sie seit etwa 24 Stunden tot.
Verheerende Explosion im umkämpften Mossul
Bei einer gewaltigen Explosion während der Offensive gegen die ISTerrormiliz in der nordirakischen Großstadt Mossul sind Berichten zufolge mehr als hundert Zivilisten getötet worden. Ein irakischer General erklärte, unter Gebäudetrümmern seien 108 Leichen geborgen worden, darunter Frauen und Kinder. Der kurdische TV-Sender
sprach von 230 Opfern. Die Ursache der Explosion ist unklar. Ein Aktivist mit dem Decknamen „Mosul Eye“berichtete, ein Luftangriff habe einen mit Sprengstoff beladenen Laster getroffen. Der irakische General Mohammed alDschaburi sagte dagegen, der IS habe Häuser mit Sprengladungen versehen. Diese seien explodiert, als die Bewohner in die Gebäude zurückgekehrt seien.
Rudaw