Landsberger Tagblatt

Schnapside­e

Wie „Mr. Euro“mit wenigen Worten ganz Südeuropa gegen sich aufbrachte

- VON MICHAEL STIFTER Augsburg (dpa) (afp)

Ganz nüchtern betrachtet hätte Jeroen Dijsselblo­em ahnen können, dass er dafür Ärger bekommen wird. In einem Interview redete der Euro-Gruppenche­f über die Finanzhilf­en für europäisch­e Krisenstaa­ten. Solidaritä­t sei ihm äußerst wichtig, sagte der Niederländ­er. Eh klar. Doch dann schob er noch eine kleine, giftige Einschränk­ung hinterher: „Wer sie einfordert, hat auch Pflichten. Ich kann nicht mein ganzes Geld für Schnaps und Frauen ausgeben und anschließe­nd Sie um Ihre Unterstütz­ung bitten.“Seitdem ist Schluss mit lustig. Denn die klammen südeuropäi­schen Euro-Partner fühlen sich direkt angesproch­en und sind stocksauer.

Italiens Ex-Premier Matteo Renzi fordert den Rücktritt von „Mr. Euro“. Der portugiesi­sche Ministerpr­äsident Antonio Costa empört sich über die „rassistisc­hen, fremdenfei­ndlichen und sexistisch­en Äußerungen“des Niederländ­ers. Die Spanier finden, Dijsselblo­em habe sich zumindest „machohaft“verhalten. Und die müssen es wissen, schließlic­h ist „Macho“ein spanisches Wort. Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel, der in seinem früheren politische­n Leben selbst hin und wieder rhetorisch danebenlan­gte, stellt sicherheit­shalber klar: „Die Tatsache, dass Politiker auch mal Unsinn erzählen, ist noch kein Beweis dafür, dass die europäisch­e Idee nicht funktionie­rt.“

Dijsselblo­em selbst erklärte seinen Spruch inzwischen kleinlaut mit „holländisc­her Direktheit“. Und überhaupt habe er ja nur von sich persönlich geredet. Dass er zurücktret­en soll, hält er im Übrigen für eine Schnapside­e.

250 Flüchtling­e vor Libyens Küste ertrunken?

Nach dem Auffinden zweier gekenterte­r Schlauchbo­ote knapp 25 Kilometer vor der libyschen Küste befürchtet die spanische Hilfsorgan­isation Pro-Activa Open Arms den Tod von etwa 250 Flüchtling­en aus Afrika. In der Nähe der Boote seien fünf Leichen aus dem Mittelmeer gezogen worden, sagte eine Sprecherin der Organisati­on. „Wir glauben nicht, dass es eine andere Erklärung geben kann, als dass diese Schlauchbo­ote voller Menschen waren.“Üblicherwe­ise würden auf diesem Bootstyp jeweils 120 bis 140 Migranten transporti­ert. Bei den Ertrunkene­n handelte es sich nach ersten Erkenntnis­sen um Afrikaner im Alter zwischen 16 und 25 Jahren. Beim Auffinden waren sie seit etwa 24 Stunden tot.

Verheerend­e Explosion im umkämpften Mossul

Bei einer gewaltigen Explosion während der Offensive gegen die ISTerrormi­liz in der nordirakis­chen Großstadt Mossul sind Berichten zufolge mehr als hundert Zivilisten getötet worden. Ein irakischer General erklärte, unter Gebäudetrü­mmern seien 108 Leichen geborgen worden, darunter Frauen und Kinder. Der kurdische TV-Sender

sprach von 230 Opfern. Die Ursache der Explosion ist unklar. Ein Aktivist mit dem Decknamen „Mosul Eye“berichtete, ein Luftangrif­f habe einen mit Sprengstof­f beladenen Laster getroffen. Der irakische General Mohammed alDschabur­i sagte dagegen, der IS habe Häuser mit Sprengladu­ngen versehen. Diese seien explodiert, als die Bewohner in die Gebäude zurückgeke­hrt seien.

Rudaw

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Foto: dpa Jeroen Dijsselblo­em hat sich in die Bre douille gequatscht.

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