Eine Raststätte für die Seele
An der B 17 gibt es nun eine Friedenskapelle. Es ist wohl die einzige zwischen Augsburg und Füssen
Ludwig und Gabriella Streicher haben die, wie sie sagen, „einzige Wegekapelle zwischen Augsburg und Füssen“errichtet und jetzt mit einer kleinen Einweihungsfeier ihrer Bestimmung übergeben.
Die Friedenskapelle steht nahe der B 17 bei Denklingen auf dem Gelände des Gasthofs Lustberg und war einst der Hühnerstall des landwirtschaftlichen Anwesens, das um 1880 an dieser Stelle entstand.
Die Gebetsstätte, zu der neben der Kapelle auch ein kleiner Friedensgarten gehört, den Alois Streicher, der Bruder von Ludwig Streicher, mit zwei herzförmigen Beeten, Ruhebänken und Rankgittern angelegt hat, stehe allen Menschen offen, so Ludwig Streicher. „Egal welcher Konfession ein Mensch angehört, den Frieden auf Erden können wir nur über die Konfessions-Grenzen hinweg erreichen“, sagte der freie Prediger in seiner Ansprache. Auch Menschen, die sich zu keinem Glauben hingezogen fühlen, seien herzlich willkommen in der Friedenskapelle, in deren Mittelpunkt sich die Figur „Herz Jesu“befindet.
Diese Figur, so berichtete Streicher auf Nachfrage, war von Hedi und Gerwin Degmair aus Utting gespendet worden. Wie die beiden erzählten, hatte das Herz Jesu die Kriegsjahre bei den Großeltern in München überstanden. Als die Familie Ludwig Streicher kennengelernt habe, sei schnell der Gedanke gekommen, ihm die Figur zu überlassen. Als Streicher dann vor etwa zehn Jahren am Lustberg seine erste Tenne eröffnete, fand nicht nur das „Herz Jesu“dort seinen Platz, sondern auch die Idee der Friedenskapelle wurde geboren.
Den ganzen Winter über haben Ludwig und Gabriella Streicher mit ihren Helfern am Umbau des einstigen Hühnerstalls gearbeitet und – wie es die beiden ausdrücken – jetzt neben der Raststätte für das leibliche Wohl eine neue Raststätte für die Seele geschaffen.
Andachten finden hier statt und auch die ersten Anfragen für Trauerfeiern, eine Willkommensfeier und eine Hochzeit seien bereits an sie herangetragen worden, freuen sich der freie Seelsorger und die freie Priesterin.
Über dem „Herz Jesu“wacht – gemalt auf einen dreieckigen Fenstereinlass in Richtung Osten – eine weiße Taube, das Symbol für den Frieden in der Welt.
In ihrer Friedenskapelle wollen die Streichers die „Urkirche“wieder mit Leben erfüllen, die Kirche, in der auch Frauen ihren Platz hatten, wie Gabriella Streicher betont. „Ich freue mich, dass so viele gekommen sind, und bin dankbar, dass ich an der Seite meines Mannes hier am Altar stehen darf“, richtete sie ihre Worte an die Gäste der Feierstunde. Sie persönlich wolle vor allem die Frauen dazu ermuntern, ihre Berufung zu leben und ihren Weg zu gehen.
Bei der Segnung der Kapelle durch Ludwig und Gabriella Streicher, in der neben dem Herz Jesu auch eine vermutlich aus Entraching stammende „Schwarze Madonna“eine neue Heimat gefunden hat, wurden die beiden von Matthäus Unsin unterstützt. Unsin war Streichers Pate, als dieser zum Diakon geweiht worden war. In der Zwischenzeit ist Streicher als freier Seelsorger tätig.
Den musikalischen Rahmen gestaltete Elisabeth Schmidt, Organistin und Konzertsängerin aus Arosa.