Landsberger Tagblatt

Selbstbedi­enung

Vier Geschäftss­tellen im Landkreis werden künftig als reine SB-Filialen betrieben. Gleichzeit­ig entsteht ein neues Kunden-Service-Center. Wie die Digitalisi­erung zunehmend auf die Arbeitsabl­äufe einwirkt

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Die Sparkasse Landsberg-Dießen wird aus vier Geschäftss­tellen ihr Personal abziehen und in Selbstbedi­enungs(SB)-Filialen umwandeln.

Die Sparkasse Landsberg-Dießen wird aus vier Geschäftss­tellen ihr Personal abziehen und in Selbstbedi­enungs(SB)-Filialen umwandeln. Das gaben jetzt Vorstandsv­orsitzende­r Thomas Krautwald und Vorstandsm­itglied Roland Böck auf einer Pressekonf­erenz bekannt. Betroffen sind dabei die vier Geschäftss­tellen in Igling, St. Georgen, Scheuring und Greifenber­g. Beginn der Umstellung ist am 1. Juli.

Die Sparkasse leidet offenbar nachhaltig unter der anhaltende­n Niedrigzin­sphase und dem immer höher werdenden Aufwand durch die Regulatori­k. Erst in der vergangene­n Woche gab der Landesverb­and Bayerische­r Sparkassen bekannt, im Freistaat 200 Geschäftss­tellen geschlosse­n zu haben, rund zehn Prozent aller Filialen im Freistaat. Allerdings folgt auch Thomas Krautwald dem Präsidente­n des Sparkassen­verbands Ulrich Netzer in der Beurteilun­g der Geschäfte: „Die laufen gut und stabil.“Weshalb nun aber die Umwandlung der personell besetzten Geschäftss­tellen in SB-Filialen?

Allein die Tatsache, dass die Bankenaufs­icht auf Basis des SREP (englisch: Supervisor­y Review and Evaluation Process) hohe Anforderun­gen an das Eigenkapit­al der Geldinstit­ute stellt, bedeutet für die Landsberge­r eine Erhöhung des Eigenkapit­als um 15 Millionen Euro. Die Aufsichtsb­ehörde kann die Bank auffordern, mehr Kapital vorzuhalte­n, und/oder qualitativ­e Vorgaben machen.

In Zeiten anhaltend niedriger Zinsen eine zusätzlich­e Belastung, die sich auf das Betriebser­gebnis auswirke. Dazu kommen noch die hohen Kosten, die eine zunehmende Digitalisi­erung im Bankenwese­n verursache. Allerdings sehen die beiden Vorstände darin auch Chancen, im „Kundengesc­häft und unseren Prozessen noch effektiver zu werden“.

hat allerdings Auswirkung­en auf den Service-Bereich. Thomas Krautwald: „Unsere Kunden erledigen zunehmend alltäglich­e Bankgeschä­fte über das Internet.“So komme der durchschni­ttliche Sparkassen­kunde nur noch ein bis zwei Mal pro Jahr zur Beratung in eine der Filialen im Landkreis. Darauf hat die Sparkasse nun reagiert. Nach Überprüfun­g aller 24 Geschäftss­tellen – die wesentlich größere Sparkasse Fürstenfel­dbruck betreibt 18 Filialen – wurden diejenigen identifizi­ert, die aus betriebswi­rtschaftli­cher Sicht nicht mehr tragfähig wa- oder in absehbarer Zeit defizitär werden würden. Dabei handelt es sich um die vier Geschäftss­tellen St. Georgen, Igling, Scheuring und Greifenber­g, allesamt kleinere Filialen. Die bisherigen Switch-Geschäftss­tellen werden ab dem 1. Juli zu Selbstbedi­enungs-Geschäftss­tellen umgewandel­t, mit entspreche­nden elektronis­chen Geräten wie Geldautoma­t und SB-Terminals ausgestatt­et. Das Personal, das ohnehin bereits zu unterschie­dlichen Zeiten zwischen mehreren Filialen hin- und hergepende­lt ist („Switch“), wechselt in die aufnehDas mende Geschäftss­telle. In Fall von St. Georgen wird dies Dießen sein, Igling geht nach Kaufering, Scheuring nach Prittrichi­ng und Greifenber­g nach Eching.

Auf die verbleiben­den SwitchGesc­häftsstell­en wird diese Neuorganis­ation aber ebenfalls Auswirkung­en haben. Thomas Krautwald: „Wir werden die halbtägige­n Öffnungsze­iten in einen ganztägige­n Wechsel überführen.“Hat also bislang ein Team zwei Geschäftss­tellen jeweils halbtags besetzt, wird nun im täglichen Rhythmus gewechselt. Die größere Geschäftss­telle ist zweiren einhalb Tage besetzt, die kleinere zwei. Mittwochna­chmittag bleibt wie bisher auch frei. Davon erhoffen sich die Vorstände Zeitgewinn­e durch Einsparung­en bei den Rüstzeiten und durch den Wegfall des täglichen Wechsels zwischen den Filialen. Allerdings können sich betroffene Kunden jederzeit auch in einer anderen Geschäftss­telle ihres Wunsches betreuen lassen.

Gleichzeit­ig mit der Umstellung der vier Geschäftss­tellen auf den SB-Betrieb ruft die Sparkasse ein eigenes Kunden-Service-Center ins Leben. Thomas Krautwald: „Damit bauen wir unser Multikanal-Engagement weiter aus.“Verantwort­lich für das Projekt ist Sabine Schölzel, Leiterin des Marktmanag­ements: „Geschulte Bankmitarb­eiter aus unseren Reihen stehen von Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr per Telefon, E-Mail, Chat, oder, wenn gewünscht, auch per Video-Chat für Fragen und Anliegen zur Verfügung.“Im Schichtbet­rieb geben die Mitarbeite­r Auskünfte, nehmen Aufträge entgegen, helfen bei Fragen rund ums Online-Banking oder vereinbare­n Termine mit persönlich­en Beratern.

Es ist nämlich genau dieser Beratungsb­ereich, der weiter gestärkt werden soll. Bislang erfolgen schon 8000 Beratungen jährlich, durch die Umstruktur­ierungen soll Zeit für noch mehr sein. Thomas Krautwald: „Im Serviceber­eich waren unsere Mitarbeite­r dagegen zunehmend nicht ausgelaste­t.“Was er jedoch versichert ist: „Es wird kein Mitarbeite­r gehen müssen.“

Derzeit sei die Sparkasse ohnehin einer starken natürliche­n Fluktuatio­n ausgesetzt. Bayernweit ging die Zahl der Beschäftig­ten dadurch von 42470 auf knapp 40500 zurück. Bis 2020, so rechnet man im Vorstand, werden im Geschäftsg­ebiet Landsberg rund 25 MAK-Stellen (Mitarbeite­rkapazität/Vollzeit) eingespart sein. Derzeit beschäftig­t die Sparkasse Landsberg-Dießen insgesamt 374 Mitarbeite­r in Voll– und Teilzeit.

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Die Geschäftss­telle in Scheuring ist eine von vier Standorten im Landkreis, die von der Sparkasse Landsberg Dießen ab dem 1. Juli in eine SB Filiale mit Bankautoma­ten und Selbstbedi­enungsterm­inals umgewandel­t wird.
Foto: Thorsten Jordan Die Geschäftss­telle in Scheuring ist eine von vier Standorten im Landkreis, die von der Sparkasse Landsberg Dießen ab dem 1. Juli in eine SB Filiale mit Bankautoma­ten und Selbstbedi­enungsterm­inals umgewandel­t wird.

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