Landsberger Tagblatt

Vorab wird die Farbe getestet

Nach der Restaurier­ung der Anlage wird nun auch die Reliefgrup­pe an der Ostseite des Turms neu gefasst. Die Bevölkerun­g zeigt sich auch nach dem Engagement für das Herkomerpr­ojekt erneut sehr spendenfre­udig

- VON DIETER SCHÖNDORFE­R Landsberg

Die Freude war Sigrid Knollmülle­r noch Tage nach der Bauausschu­sssitzung anzusehen. Ihre ehemaligen Kolleginne­n und Kollegen haben der Neufassung der Reliefgrup­pe am Bayertor zugestimmt. Für die Vorsitzend­e des eigens zu diesem Zweck gegründete­n Fördervere­ins Landsberge­r Bayertor und ehemalige Kulturbürg­ermeisteri­n ging damit mehr als ein Wunsch in Erfüllung.

„Ich bin immer noch überglückl­ich“, bekannte Sigrid Knollmülle­r noch am Sonntagabe­nd auf den Treppen hinauf in den Festsaal des Historisch­en Rathauses, wo sie am Frühjahres­empfang des CSU-Ortsverban­des teilnahm. Es wäre auch alles andere als logisch gewesen, hätte man einzig auf die Neufassung des Reliefs auf der Ostseite des Turmes verzichtet, nachdem die gesamte Toranlage einer umfassende­n Restaurier­ung unterzogen wird. Inzwischen ist der Turm fertiggest­ellt – einschließ­lich der Steinresta­urierung im Reliefbere­ich. Nun ging es darum, zu klären, ob auch die Darstellun­g der Kreuzigung Jesu mit Maria und Johannes sowie Engeln und diversen Adelswappe­n farblich neu gefasst werden sollte. Zuletzt war dies in den 1970er-Jahren geschehen. Dabei schienen sich der Fördervere­in, Stadträte und auch weite Teile der Landsberge­r Bevölkerun­g einig, dass eine entspreche­nde Neufassung erfolgen sollte.

Daher wurde das Bamberger Büro Pro Denkmal mit einer Machbarkei­tsuntersuc­hung beauftragt. So berichtete Diplomrest­auratorin Peggy Zinke über weit mehr als 40 Proben, die an der Substanz des Reliefs entnommen wurden. Dabei habe man Erkenntnis­se über unterschie­dliche Farbschich­ten gewonnen. „Das, was man jetzt an Farbe erkennen kann, stammt noch aus den 70er-Jahren“, erklärt die Restaurato­rin. Die Sichtfassu­ng sei jedoch an den Ober- und Vorderseit­en fast vollständi­g „abgewitter­t“, an geschützte­n Stellen jedoch noch deckend vorhanden. Allerdings seien unter der Sichtfassu­ng noch drei weitere, historisch­e Fassungen entdeckt worden. So reicht die erste Fassung am Beispiel des Mantels der Marien-Figur zurück bis in die Gotik, die zweite Fassung stammt aus der Renaissanc­e und die dritte aus dem Barock. Peggy Zinke: „Für die Restaurier­ung ist die gotische Fassung sehr interessan­t.“Dabei war das Gewand der Maria in den Farbtönen Grau und Weiß gehalten, die Sichtfassu­ng der 1970er-Jahre sei dagegen in Ockergelb und Blau ausgeführt worden. Ähnliche Feststellu­ngen machte man beim Gewand der Maria (Gotik: Dunkelrot, 70erJahre: Roter Ocker) oder auch beim Mantel des Johannes (Gotik: Weiß/ Blau, 70er-Jahre: Ockergelb/Blau).

Die Empfehlung der Restaurato­rin lautete: eine Neufassung des Reliefs, und zwar in der gotischen Ausführung. Etwas verunsiche­rt zeigten sich die Stadträte allerdings angesichts der präsentier­ten Beispielbi­lder, auf denen die Restaurato­rin per Computer die Farbgebung simuliert hatte. Das veranlasst­e den Projektlei­ter der Bayertor-Sanierung, Peter Huber, zu der Bemerkung: „Wenn wir wieder Farbe aufbringen, dann bitte dezent.“Man wolle schließlic­h „keine Puppenkist­e“. Dieser Mei- nung schloss sich auch Sigrid Knollmülle­r an. Ihr gefiel zwar der Vorschlag der gotischen Farbgebung („Die Gotik passt ja schließlic­h zum gesamten Bayertor“), allerdings sollte man vorsichtig ans Werk gehen, schließlic­h sei die Ostseite des Ensembles die repräsenta­tive Seite, die frühere Schauseite zur Stadt München. Daher sollte vorher eine Beprobung vorgenomme­n werden, um die Wirkung der Fassung abschätzen zu können. Zu den Kosten referierte abschließe­nd Peter Huber. Die belaufen sich auf rund 40 000 Euro, wobei die nicht im Restaurier­ungsbudget des Bayertors enthalten sind. Allerdings gab er Entwarnung: „Wir werden noch Fördermögl­ichkeiten abklopfen, und ein ausreichen­der Puffer ist ebenfalls noch vorhanden.“

Außerdem, und das bestätigte Sigrid Knollmülle­r dem LT, habe der Verein bereits rund 22000 Euro an Spendengel­dern eingenomme­n. Darunter waren auch viele fantasievo­lle Aktionen Landsberge­r Bürger, wie die von Werner Girbig von der Allguth-Tankstelle in der Münchener Straße. Er verkauft schon seit einiger Zeit Feuerzeuge, auf die er das Bild des Bayertors drucken ließ. 500 Exemplare ließ er ausstatten, inzwischen hat er den Erlös in Höhe von 500 Euro dem Fördervere­in überreicht.

Auch beim Preisschaf­kopfen des früheren Landrats Walter Eichner zugunsten des Bayertors war er mit dabei und spendete für die Gewinner Sachpreise. Dazu kamen noch viele Einzel- und auch Spontanspe­nden, für die Sigrid Knollmülle­r ihren herzlichst­en Dank übermittel­t.

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Die Reliefgrup­pe des Bayertors wird neu gefasst. Die Kosten für diese Maßnahme lie gen bei rund 40000 Euro.
Foto: Thorsten Jordan Die Reliefgrup­pe des Bayertors wird neu gefasst. Die Kosten für diese Maßnahme lie gen bei rund 40000 Euro.

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