Vorab wird die Farbe getestet
Nach der Restaurierung der Anlage wird nun auch die Reliefgruppe an der Ostseite des Turms neu gefasst. Die Bevölkerung zeigt sich auch nach dem Engagement für das Herkomerprojekt erneut sehr spendenfreudig
Die Freude war Sigrid Knollmüller noch Tage nach der Bauausschusssitzung anzusehen. Ihre ehemaligen Kolleginnen und Kollegen haben der Neufassung der Reliefgruppe am Bayertor zugestimmt. Für die Vorsitzende des eigens zu diesem Zweck gegründeten Fördervereins Landsberger Bayertor und ehemalige Kulturbürgermeisterin ging damit mehr als ein Wunsch in Erfüllung.
„Ich bin immer noch überglücklich“, bekannte Sigrid Knollmüller noch am Sonntagabend auf den Treppen hinauf in den Festsaal des Historischen Rathauses, wo sie am Frühjahresempfang des CSU-Ortsverbandes teilnahm. Es wäre auch alles andere als logisch gewesen, hätte man einzig auf die Neufassung des Reliefs auf der Ostseite des Turmes verzichtet, nachdem die gesamte Toranlage einer umfassenden Restaurierung unterzogen wird. Inzwischen ist der Turm fertiggestellt – einschließlich der Steinrestaurierung im Reliefbereich. Nun ging es darum, zu klären, ob auch die Darstellung der Kreuzigung Jesu mit Maria und Johannes sowie Engeln und diversen Adelswappen farblich neu gefasst werden sollte. Zuletzt war dies in den 1970er-Jahren geschehen. Dabei schienen sich der Förderverein, Stadträte und auch weite Teile der Landsberger Bevölkerung einig, dass eine entsprechende Neufassung erfolgen sollte.
Daher wurde das Bamberger Büro Pro Denkmal mit einer Machbarkeitsuntersuchung beauftragt. So berichtete Diplomrestauratorin Peggy Zinke über weit mehr als 40 Proben, die an der Substanz des Reliefs entnommen wurden. Dabei habe man Erkenntnisse über unterschiedliche Farbschichten gewonnen. „Das, was man jetzt an Farbe erkennen kann, stammt noch aus den 70er-Jahren“, erklärt die Restauratorin. Die Sichtfassung sei jedoch an den Ober- und Vorderseiten fast vollständig „abgewittert“, an geschützten Stellen jedoch noch deckend vorhanden. Allerdings seien unter der Sichtfassung noch drei weitere, historische Fassungen entdeckt worden. So reicht die erste Fassung am Beispiel des Mantels der Marien-Figur zurück bis in die Gotik, die zweite Fassung stammt aus der Renaissance und die dritte aus dem Barock. Peggy Zinke: „Für die Restaurierung ist die gotische Fassung sehr interessant.“Dabei war das Gewand der Maria in den Farbtönen Grau und Weiß gehalten, die Sichtfassung der 1970er-Jahre sei dagegen in Ockergelb und Blau ausgeführt worden. Ähnliche Feststellungen machte man beim Gewand der Maria (Gotik: Dunkelrot, 70erJahre: Roter Ocker) oder auch beim Mantel des Johannes (Gotik: Weiß/ Blau, 70er-Jahre: Ockergelb/Blau).
Die Empfehlung der Restauratorin lautete: eine Neufassung des Reliefs, und zwar in der gotischen Ausführung. Etwas verunsichert zeigten sich die Stadträte allerdings angesichts der präsentierten Beispielbilder, auf denen die Restauratorin per Computer die Farbgebung simuliert hatte. Das veranlasste den Projektleiter der Bayertor-Sanierung, Peter Huber, zu der Bemerkung: „Wenn wir wieder Farbe aufbringen, dann bitte dezent.“Man wolle schließlich „keine Puppenkiste“. Dieser Mei- nung schloss sich auch Sigrid Knollmüller an. Ihr gefiel zwar der Vorschlag der gotischen Farbgebung („Die Gotik passt ja schließlich zum gesamten Bayertor“), allerdings sollte man vorsichtig ans Werk gehen, schließlich sei die Ostseite des Ensembles die repräsentative Seite, die frühere Schauseite zur Stadt München. Daher sollte vorher eine Beprobung vorgenommen werden, um die Wirkung der Fassung abschätzen zu können. Zu den Kosten referierte abschließend Peter Huber. Die belaufen sich auf rund 40 000 Euro, wobei die nicht im Restaurierungsbudget des Bayertors enthalten sind. Allerdings gab er Entwarnung: „Wir werden noch Fördermöglichkeiten abklopfen, und ein ausreichender Puffer ist ebenfalls noch vorhanden.“
Außerdem, und das bestätigte Sigrid Knollmüller dem LT, habe der Verein bereits rund 22000 Euro an Spendengeldern eingenommen. Darunter waren auch viele fantasievolle Aktionen Landsberger Bürger, wie die von Werner Girbig von der Allguth-Tankstelle in der Münchener Straße. Er verkauft schon seit einiger Zeit Feuerzeuge, auf die er das Bild des Bayertors drucken ließ. 500 Exemplare ließ er ausstatten, inzwischen hat er den Erlös in Höhe von 500 Euro dem Förderverein überreicht.
Auch beim Preisschafkopfen des früheren Landrats Walter Eichner zugunsten des Bayertors war er mit dabei und spendete für die Gewinner Sachpreise. Dazu kamen noch viele Einzel- und auch Spontanspenden, für die Sigrid Knollmüller ihren herzlichsten Dank übermittelt.