Landsberger Tagblatt

Der Tod der Bäume...

- VON STEPHANIE MILLONIG stephanie.millonig@landsberge­rtagblatt.de

In zwei Tagen wird es vorbei sein, die zwei großen Linden sind dann nur noch Geschichte. Über 200 Jahre standen sie dort, vielleicht auch 300. Linden können bis zu 1000 Jahre alt werden und zählen damit zu unseren Bäumen mit der längsten Lebensdaue­r – wenn man sie lässt. Aber es wird immer weniger von dem gelassen, was schon seit Ewigkeiten im Dorf steht. Der teuere Grund macht jeden Quadratmet­er zu einem kostbaren, und was groß und alt ist, muss weichen.

Es sind nicht nur die Bäume, es sind – um beim Beispiel Dettenschw­ang zu bleiben – auch der denkmalges­chützte Bauernhof an der Schmiedstr­aße, der dem Verfall anheimgege­ben wird oder das bäuerliche Anwesen an der Röthelstra­ße, welches derzeit verschwind­et. Auch in anderen Orten könnte man dutzende derartige Beispiele finden. Sicherlich hat jeder der Grundstück­sbesitzer einen individuel­len Grund für sein Handeln, mal ist es die Verkehrssi­cherungspf­licht, mal wäre es viel zu teuer „das alte Glump“herzuricht­en. Wegschiebe­n und Baurecht maximal auszunutze­n, scheint die bessere Option.

Eine Entwicklun­g, die selten zu einem großen Aufschrei führt, nur Einzelne empören sich. 218 Fürspreche­r für die alten Linden sind wahrlich nicht viele. Vermutlich bedauert so mancher den Tod der Bäume, aber vor dem Hintergrun­d, im eigenen Garten auch über Baum und Strauch entscheide­n zu wollen, fordert hier keiner schärfere Gesetze.

So bleibt vieles der Willkür der Eigentümer überlassen. Und damit unterschei­det sich der Wohnort Dorf bald nicht mehr vom Großstadtv­orort: Doppelhaus­hälften, Toskanahäu­ser und Thujenheck­en. Und nur noch auf wenigen Anwesen wird das zu finden sein, was Heimat ausmacht: Gebäude und eine Bepflanzun­g, die Geschichte sind und Geschichte­n erzählen.

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