Der Tod der Bäume...
In zwei Tagen wird es vorbei sein, die zwei großen Linden sind dann nur noch Geschichte. Über 200 Jahre standen sie dort, vielleicht auch 300. Linden können bis zu 1000 Jahre alt werden und zählen damit zu unseren Bäumen mit der längsten Lebensdauer – wenn man sie lässt. Aber es wird immer weniger von dem gelassen, was schon seit Ewigkeiten im Dorf steht. Der teuere Grund macht jeden Quadratmeter zu einem kostbaren, und was groß und alt ist, muss weichen.
Es sind nicht nur die Bäume, es sind – um beim Beispiel Dettenschwang zu bleiben – auch der denkmalgeschützte Bauernhof an der Schmiedstraße, der dem Verfall anheimgegeben wird oder das bäuerliche Anwesen an der Röthelstraße, welches derzeit verschwindet. Auch in anderen Orten könnte man dutzende derartige Beispiele finden. Sicherlich hat jeder der Grundstücksbesitzer einen individuellen Grund für sein Handeln, mal ist es die Verkehrssicherungspflicht, mal wäre es viel zu teuer „das alte Glump“herzurichten. Wegschieben und Baurecht maximal auszunutzen, scheint die bessere Option.
Eine Entwicklung, die selten zu einem großen Aufschrei führt, nur Einzelne empören sich. 218 Fürsprecher für die alten Linden sind wahrlich nicht viele. Vermutlich bedauert so mancher den Tod der Bäume, aber vor dem Hintergrund, im eigenen Garten auch über Baum und Strauch entscheiden zu wollen, fordert hier keiner schärfere Gesetze.
So bleibt vieles der Willkür der Eigentümer überlassen. Und damit unterscheidet sich der Wohnort Dorf bald nicht mehr vom Großstadtvorort: Doppelhaushälften, Toskanahäuser und Thujenhecken. Und nur noch auf wenigen Anwesen wird das zu finden sein, was Heimat ausmacht: Gebäude und eine Bepflanzung, die Geschichte sind und Geschichten erzählen.