Sie wollen vor Ort und digital erreichbar sein
Die VR-Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg stellt die Weichen neu. Die Kunden sollen die Wahl haben
Die Zukunft ist vor Ort und digital. Dieser Kernsatz bezeichnet das geänderte Verhalten der Kunden der VR-Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg. Trotz allen technischen Fortschritts werde der Bedarf an persönlicher Beratung auch künftig hoch bleiben. Den Spagat zwischen vor Ort und digital gelte es zu meistern. Kein einfacher Weg in Zeiten niedriger Zinsen und wachsender Bürokratie. Dennoch rechnet Vorstandsvorsitzender Peter Geuß mit einer stabilen wirtschaftlichen Entwicklung.
Mit Blick auf 2016 spricht Geuß von einem anspruchsvollen Bankenjahr. Die Fusion mit der Raiffeisenbank Lech-Ammersee und der Raiffeisenbank südöstlicher Starnberger See habe man sehr gut gemeistert. Doch das sei nicht die einzige Herausforderung gewesen. Neue regulatorische Vorschriften und bürokratische Anforderungen hätten zu einem erheblichen Mehraufwand für die Mitarbeiter geführt.
Die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank sorgte für ein Novum. Erstmals musste die Genossenschaftsbank 2016 für Einlagen bei der Zentralbank Minuszinsen zahlen. Weil andere Banken deswegen Negativzinsen verlangten, parkten einige große Firmen, aber auch Anleger ihr Geld bei der VR-Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg. „Darum können wir kaufmännisch und geschäftspolitisch gar nicht anders, als ebenfalls für eine Einlage im sechsstelligen Bereich Zinsen zu berechnen“, sagt Vorstand Thomas Vogl. So würden Privatkunden vor Niedrigzinsen geschützt.
Das Verhalten der Kunden hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert. Viele Bankgeschäfte werden vom heimischen PC aus erledigt, aber über die Vermögensanlage, die Altersvorsorge oder die Baufinanzierung ist der Berater in der Bank vor Ort gefragt. „Deshalb gilt es, unsere Stärken, nämlich die regionale Nähe zum Kunden und die hohe Qualität in der persönlichen Beratung, zu bewahren und durch die digitalen Angebote zu ergänzen“, sagt Vorstand Josef Pölt. Die Kunden hätten die Wahl, auf welchem Weg sie die Bank erreichen: persönlich in der Niederlassung, telefonisch über den zentralen Kundenservice oder online sowie mit einer mobilen App. Der Spagat zwischen vor Ort und online hat laut Peter Geuß Folgen: Die Konzentration kleinerer Geschäftsstellen in größeren leistungsfähigen Kompetenzzentren werde folgen. Die frei werdenden Ressourcen würden unter anderem in die Erweiterung digitaler Angebote investiert.
Für das Geschäftsjahr 2016 verzeichnete das Kreditinstitut ein weiteres Wachstum – auch bei den Mitarbeitern (485) und den Kunden (93500). Kredite und Einlagen stiegen, das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit (13 Millionen Euro) und der Jahresüberschuss (5,8 Millionen Euro) lagen jeweils leicht über dem des Vorjahres. Die Bilanzsumme kletterte um 6,4 Prozent auf fast 2,4 Milliarden Euro.
Vorstandsvorsitzender Geuß geht davon aus, dass sich das Betriebsergebnis heuer leicht unter dem des Vorjahrs bewegen wird. „Die Niedrigzinsphase wird sich nun deutlicher bemerkbar machen“, sagt er. Gegen schwindende Zinserträge wolle die Bank stabile Miet- und Pachterträge setzen. Mit bankeigenen Grundstücken soll daher ein Immobilienportfolio aufgebaut werden. Als einen ersten Schritt bezeichnet Geuß ein Projekt im Starnberger Ortsteil Perchting. Dort werde die VR-Bank heuer ein Mehrfamilienhaus errichten.