Ein Baugebiet spaltet die Gemeinde
Die Befürworter und die Gegner der Pläne für die Lech-Terrasse in Dornstetten liefern sich einen heftigen Schlagabtausch. Unterdießens Altbürgermeisterin Monika Groner schlägt einen Runden Tisch vor
Der Dorffrieden in der Lechraingemeinde Unterdießen ist gefährdet – das geplante Baugebiet im Ortsteil Dornstetten spaltet die Bürger in zwei Lager. Im Rahmen der Bürgerversammlung wurde dies deutlich. Hoch schlugen die Emotionen, Vorwürfe in alle Richtungen wurden laut. Bürgermeister Alexander Enthofer hatte alle Hände voll zu tun, die Gemüter zu beruhigen.
In Dornstetten will die Gemeinde Unterdießen ein neues Wohngebiet mit 14 Bauplätzen ausweisen. Ursprünglich sah die Planung 21 Bauplätze vor. Dagegen regte sich Widerstand unter einigen Bewohnern im Unterdießener Ortsteil, den diese mit einer Protestaktion kundgetan hatten. Dass von den „Protestlern“kein einziger ein gebürtiger Dornstettener oder Unterdießener sei, erhitzte in der Versammlung die Gemüter. „Alle, die jetzt protestieren, sind auch irgendwann nach Dornstetten gezogen und wollen jetzt Einheimischen, die dort bauen wollen, dies verwehren“, warfen die Befürworter des Baugebietes den Gegnern vor. Diese waren mit einem Bus zur Mehrzweckhalle angereist, auf dem Plakate zu sehen waren mit Aussagen wie: „Enthofer verkauft uns für dumm“, „Bürgermeister im Baurausch“oder „Stoppt Biotop-Killer-Projekt“.
Man habe sich gewundert, wie das Bauvorhaben überhaupt zustande gekommen sei, hieß es vonseiten der Gegner. Zweimal seien Anfragen bezüglich einer Bebauung in Dornstetten von vorherigen Bürgermeistern und Gemeinderäten abgelehnt worden, begann einer der Gegner des geplanten Neubaugebie- tes seine Ausführungen und wollte wissen, wer denn den neuen Anlauf unternommen habe „Ganz einfach, ich“, antwortete Enthofer. „Als ich mich vor meiner Wahl vorgestellt habe, wurde mir der Vorwurf entgegengebracht, Dornstetten sei in der Gemeinde immer das 17. Rad am Wagen.“Jetzt, da er das ändern wolle und in Dornstetten Bauland in erster Linie für Einheimische schaffen wolle, werfe man ihm und seinem Ratsgremium das vor. Enthofer kritisierte, dass das „die Gruppe sich selbst nicht einmal einig ist, was gewünscht wird“. Einige wollten eine komplette Überplanung des Areals, andere gar keine Neuansiedlung. „Was sollen wir jetzt tun?“, fragte der Rathauschef. Von irgendeiner Seite gebe es immer Protest. Fehlende Bürgernähe wurde Enthofer vorgeworfen und Unehrlichkeit hinsichtlich der Bauplanung, die – wie Gerald Büchelmaier, der Wortführer der Protest-Gruppe anführte – zu einer Bevölkerungsexplosion in Dornstetten führen würde, die Enthofer ihm gegenüber immer ausgeschlossen habe.
Auch die Erstellung der artenschutzrechtlichen Prüfung durch einen Mitarbeiter des Planungsbüros habe ein „gewisses Gschmäckle“, so Büchelmaier. Ihm fehle zudem der Glaube, dass die Reduzierung der Baugrundstücke von 21 auf 14 tatsächlich langfristig gewährt sein soll. „Dazu stehe ich bis 2020, denn ich weiß heute nicht, was bei der nächsten Kommunalwahl geschieht“, konterte Enthofer.
Mangelndes Interesse am Dorfgeschehen wurde aus der Versammlung heraus den in Dornstetten lebenden „Zuagroasten“vorgeworfen die, wie Enthofer zu beschwichtigen versuchte, „in der Gemeinde natürlich willkommen sind“. Dennoch gelte ein gewisses „Mia san mia“. Zu dieser Einstellung gehöre auch, bezahlbaren Baugrund für Einheimische schaffen zu wollen. Wenn in Unter- oder Oberdießen in der Vergangenheit ein neues Baugebiet erschlossen wurde, habe es seitens dieser Dornstettener keinerlei Interesse gegeben, so der Vorwurf. Obwohl auch bei diesen Baugebieten ein Eingriff in eine bislang mehr oder weniger unberührte Natur stattgefunden habe.
Den Begriff der „Zuagroasten“wollten die Baugebiets-Gegner nicht für sich gelten lassen und hielten dagegen, teilweise bereits seit 30 Jahren in Dornstetten zu Hause zu sein und sich sehr wohl als Bürger des Ortes zu verstehen. Außerdem sei der Protest erst ins Rollen gekommen, als bekannt wurde, dass 21 neue Bauplätze erschlossen werden sollten. Gegen Protest aus der Bürgerschaft habe er nichts, aber die Art und Weise, wie dieser mit persönlichen Angriffen vonstattengegangen sei, könne er nicht akzeptieren, so Enthofer. Insbesondere sprach er ein Plakat an, auf dem zu lesen war: „Wer das will, ist ein Esel.“Dass er den Esel auf sich bezogen habe, tue ihm sehr leid, entschuldigte sich Büchelmaier beim Bürgermeister. Das habe sich nämlich auf die Bewohner von Dornstetten bezogen, die „noch nicht die Problematik des Themas“erkannt hätten. Das löste bei den angesprochenen Mitbürgern weiteren, heftigen Protest aus. Berechtigte Gründe, Angst vor dem geplanten Baugebiet zu haben, bescheinigte Enthofer einzig der in Dornstetten lebenden Familie Heckelmann, die eine Fischzucht betreibt. Dieser Betrieb sei auf die Quellen im überplanten Gebiet angewiesen. „Wir lassen das untersuchen und ein Gutachten erstellen, um sicher zu gehen, dass die Familie keinen Nachteil hat.“
Altbürgermeisterin Monika Groner versuchte, die Wogen zu glätten, indem sie den Antrag stellte, sich im Gemeinderat Gedanken über einen von neutraler Seite moderierten Runden Tisch zu machen, an dem beide Seiten ihre Argumente austauschen könnten. Die Mehrheit der Bürger sprach sich dafür aus. Jetzt muss der Gemeinderat darüber entscheiden, eine solche Gesprächsrunde ins Leben zu rufen. Ein weiterer Bericht zur Versammlung folgt.